Brühl. Es war tatsächlich der März 2020, als das Heimatmuseum zum letzten Mal seine Pforten für die interessierten Besucher öffnete. Dann begann der lange Dornröschenschlaf wegen der strengen Corona-Vorgaben. „Unsere Räume im Heimatmuseum sind einfach zu klein, als dass wir den vielen Besucher gemäß der bisherigen Pandemievorgaben unsere Schätzen hätten zeigen könnten“, sagt der Vorsitzende des engagierten Brühler Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege, Dr. Volker Kronemayer, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Umso mehr hatte man sich zunächst gefreut, die interessanten Exponate im noch jungen Jahr schon im Februar oder März wieder der Öffentlichkeit präsentieren zu können – denn die Ausstellungstücke haben es in sich, wie Kronemayer betont. Aber erneut hat Corona das Engagement des Vereins für Heimat- und Brauchtumspflege zunächst etwas ausgebremst. „Das ist für uns keine neue Erfahrung“, bilanziert Kronemayer bedauernd. Die Sonderausstellung, mit der sein Verein seit Monaten die Wiedererweckung des Heimatmuseums feiern wollte, wird der aktuellen Planung zufolge also frühestens im April die Interessierten begeistern.
Der zu Beginn 2021 verstorbene Winfried Höhn hatte als Motor des Heimatmuseums bereits vor drei Jahren das Trio der Luftfahrtgeschichte – Schütte-Lanz, Zeppelin und Parseval – aufarbeiten wollen. Nach den Exponaten rund um den Erfinder Ferdinand Graf von Zeppelin sowie seinen Unterschieden zur örtlichen Schütte-Lanz-Werft, widmet die Präsentation sich den „Gummikühen“ des in Frankenthal geborenen Konstrukteurs August von Parseval. Diesen Beinamen tragen seine Luftschiffe, weil sie im Unterschied zu den Zeppelinen und den Schütte-Lanz-Luftschiffen ganz auf die starre Innenkonstrukt der Giganten der Lüfte verzichtet haben.
Das gibt seinen Luftschiffen etwas Wurstiges – da wwurde schnell der Spitzname „Gummikuh“ geboren. Und genau diese Luftschiffform macht nun mit Bildern und Dokumenten im Heimatmuseum Station. „Damit wollen wir in die nächste Saison starten – allerdings deutlich später als bisher gedacht“, räumt Kronemayer ein. Es war aber nicht nur, dass die aktuelle Pandemielage einen Strich durch die Planung gemacht hat, es gab noch weitere Verzögerungsgründe.
Der vor einem Jahr verstorbene unermüdliche Motor der Forschung rund um die Brühler Luftfahrtgeschichte, Winfried Höhn, hatte noch 2019 Exponate von anderen Museen erbeten, die nun erneut angefordert werden müssen. Angesichts des organisatorischen und versicherungstechnischen Aufwandes keine leichte Aufgabe, wie der Vorsitzende des Heimatvereins erklärt, „es ist aber eine lohnende“.
Mehrere Ausstellungsstücke für diese Ausstellung rund um den einst verspotteten Luftfahrtpionier, der wichtige Weichen stellte, stammen aus dem Fundus der Stadt Frankenthal, in der Parseval 1861 geboren worden war. Auf die zum Vereinsjubiläum 2020 vorgesehen aufwendige Eröffnung wird nunmehr aber wegen Corona verzichtet. „Denkbar wäre eine öffentliche Veranstaltung mit einer Einführung durch die Leiterin des Erkenbert-Museums in Frankenthal und die Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Ralf Göck“, sagt Kronemayer.
Der Luftschiffpionier Parseval hatte sich bereits als Soldat in der bayerischen Armee sehr für das Fliegen und auch für die Aeronautik interessiert. Er hatte damals die Idee für einen Drachenballon, den er umgehend auch baute. Daraus entwickelten sich seine Luftschiffe, die ihn auch in wissenschaftlichen Austausch mit Schütte und Lanz brachte. Über parallele Entwicklungen und Unterschiede bei den Konstruktionen will die Sonderausstellung zwei Jahre nach der ersten Planung – sie sollte zu Jubiläum des Vereins stattfinden – informieren.
Doch es ist nicht nur diese besondere Präsentation rund um den Luftfahrtpionier August von Parseval, die das noch junge Jahr prägen soll. Ganz neu im Heimatmuseum sind die Besuchermappen. Sie sollen die Besucher Schritt für Schritt mit einer Vielzahl von Informationen durch die Ausstellung leiten.
Das passiert allerdings nun erst im April, denn das Heimatmuseum wird ab dann jeweils zum ersten Samstag im Monat wieder öffnen. Damit können die Schätze des Heimatmuseums erstmals am Samstag, 2. April, von 15 bis 17 Uhr bestaunt werden.
Info: Weitere Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de
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