Brühl. Da staunten die Gemeinderäte nicht schlecht, wie schnell das geht. Immerhin mahlen die behördlichen Mühlen zumeist eher langsam. Doch bei der Eisenbahnbrücke geht es jetzt ratzfatz, denn nachdem die Ratsmitglieder das Geld für deren Sanierung in der jüngsten Sitzung freigegeben haben, wird mit dem Abriss und Neubau dieser Leimbachquerung (wir berichteten) bereits direkt nach Ostern begonnen. Das bedeutet aber zudem – und auch da staunten die Bürgervertreter – dass der stark frequentierte Weg dort für rund sieben Monate gesperrt wird, informierte das kommunale Bauamt.
„Es geht schon seit einigen Jahren so, dass an dieser Brücke der Zahn der Zeit nagt“, unterstrich Thomas Gaisbauer (CDU), jetzt sei es an der der Zeit, mehr zu machen als nur die maximale Traglast und das Tempo des darüberfahrenden Verkehrs zu reduzieren. Er begrüßte, dass mit dem Zuschuss des Landkreises in Höhe von 74 500 Euro für die beiden baubeteiligten Gemeinden Brühl und Ketsch – die Brücke verbindet die Gemarkungen der beiden Kommunen – jeweils nur noch rund 110 000 Euro für die notwendige Sanierung zu Buche schlagen würden.
Gleichzeitig wies er auf die Bedeutung der Brücke für die Menschen rechts und links des Leimbachs hin, aber auch im Radwegenetz der Metropolregion. Deshalb schlug er vor, für die Dauer der Sanierung die Installation einer Behelfsbrücke zu überdenken. „Wenn das zu kostspielig wird, sollte zumindest eine gute Beschilderung zur nächsten Leimbachbrücke vorgenommen werden“, meinte er. Beides versprach Bürgermeister Dr. Ralf Göck von der Verwaltung prüfen zu lassen, doch seitens des Bauamtes wurde direkt darauf verwiesen, dass die alte Steinbrücke über den Bach nur wenige hundert Meter entfernt sei.
Sicherheit contra Emotionen
In diese Richtung äußerte sich auch Klaus Pietsch (FW) in einer spontanen Stellungnahme zum CDU-Vorschlag. Der kleine Umweg über die Steinbrücke sei aus seiner Sicht für Radfahrer und Fußgänger zumutbar. Zugleich wies er auf die emotionale Bedeutung der alten Brücke als Relikt einer Zeit hin, als dort noch die Eisenbahn zwischen Ketsch und Mannheim verkehrte. Sie sei ein wichtiger Bestandteil der regionalen Infrastruktur, weshalb es keine Frage sei, dass man sie komplett sanieren müsse. Den Kostenrahmen für die Kommunen sah er als überschaubar an, solange die genannte Grenze von 110 000 Euro nicht überschritten werde.
Auch Hans Hufnagel (SPD) erinnerte zunächst an die historischen Aspekte dieser Brücke, doch die nicht mehr hinnehmbaren Schäden würden einen Abriss und Neubau notwendig machen. Dass die Bauvergabe so lange gedauert habe, begründete Hufnagel mit dem Ergebnis der ersten Ausschreibung vor zwei Jahren: Die Bieter hätten deutlich zu viel Geld verlangt, nämlich mehr als das Doppelte des nun genehmigten Betrages. Diesmal liege der Kostenvoranschlag im Bereich der Schätzung eines Gutachters.
Hohe Nebenkosten überraschen
Doch er zeigte sich verwundert, warum bei Baukosten von 218 000 Euro insgesamt 77 000 Euro Nebenkosten anfallen würden. Dirk Vehrenkamp vom Ortsbauamt begründete das mit Ausgaben für die Objektplanung, Versicherungen, Vermessungsgebühren und der sicherheitsbedingten Überprüfung der Statikerberechnungen durch einen zweiten Statiker.
Immerhin, so erfuhr Peter Frank (GLB) auf Nachfrage, soll die neue Brücke wieder eine Traglast von 40 Tonnen erhalten, damit sie künftig mit Landmaschinen befahren werden könnte.
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