Festhalle

Erfolgreicher Chansonabend in Brühl mit Joana, Susanne Back und Peter Grabinger

Joana, Susanne Back und Peter Grabinger gestalten einen großartigen Chansonabend unter dem passenden Motto „Plaisir d’Amour – aber nicht nur“.

Von 
Maria Herlo
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Ein fulminanter Abend: Der Pianist Peter Grabinger (v. l.), die „Schöne Mannheims“ Susanne Back und die Grande Dame der Liedermacher-Szene Joana in der atmosphärischen Festhalle. © Wolfgang Schwindtner

Brühl. Wer sie singen hört, dem wird es wohlig melancholisch und denkt an Sommerabende „sous le ciel de Paris“, an Herbststürme mit „feuilles morte“ und an junge Mädchen, die „sur la place“ singen und tanzen. Und sie, die Grande Dame der Liedermacher-Szene Joana sowie die Sängerin und Schauspielerin der Musikkabarett-Gruppe „Schöne Mannheims“ Susanne Back, verstehen es ausgezeichnet, mit ihren Liedern an die große Tradition des französischen Chansons zu erinnern.

Dem Rhythmus gegenüber bleiben sie gelassen ganz im Sinne des Programms, das sie für diesen Abend mitgebracht haben: „Plaisir d’Amour – aber nicht nur“.

Es knüpft an an das „Café chantant“ und „Café concert“ mit Darbietungen, die die ganze Bandbreite ihres Repertoires zeigen, vom schlichten Volkslied über die große Poesie bis hin zu den politisch engagierten Chansons.

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Und sie nehmen sich Zeit, Zeit die trübe Herbstlaune zu vertreiben, Zeit zu erzählen und Zeit zu singen, auf Französisch, auf Deutsch, auf Kurpfälzisch. Das Französische ist in ihrem Gesang gut aufgehoben, akzentfrei lassen sie jede Silbe zu ihrem Recht kommen, Joana mit warmem, brüchigem Timbre, Back mit strahlender jugendlicher Frische. Und sie passen wunderbar zusammen, wenn sie, begleitet vom virtuosen Pianisten Peter Grabinger, all die berühmten Stars des französischen Chansons in der vollen Festhalle auf die Bühne bringen.

Elegante Phrasierung

Wirkungsstark im Ausdruck sang Back „Mon mec à moi“ von Patricia Kaas, mit Verve, eleganter Phrasierung Joana „Göttingen“. Komponiert hat den Song die Chansonlegende Barbara als Hommage an die deutsch-französische Freundschaft. „Die Verse sind ein liebevoller Vergleich zwischen Paris und Göttingen“, erklärte Joana: Hier wie dort blühen wunderschöne Rosen, hier wie dort lieben die Kinder Märchen der Göttinger Brüder Grimm, und in den Gedichten von Verlaine lebt die gleiche Melancholie wie sie sie in den Gesprächen bis zum Morgengrauen mit den Göttinger Freundinnen und Freunden erlebt und geführt hat.

Über diese feindseligen Beziehungen zwischen den beiden Ländern sowie die leidvollen Kriegserfahrungen machen sich bis heute Autoren Gedanken. Rückblickend ist es immer einfach, Menschen zu verurteilen und zu sagen: Ich wäre damals kein Mitläufer gewesen. „Weiß man das immer so genau?“, fragt sich Susanne Back.

Diese Thematik behandelt Jean Jacques Goldmann in dem ergreifend gesungenen Lied „Geboren in Leidenstadt“. Darin geht er der Frage nach, was aus ihm geworden wäre, welch ein Mensch wäre er, wenn er 1917 in Leidenstadt geboren worden wäre, auf den Ruinen eines Schlachtfelds. Wäre er etwa besser oder schlechter gewesen als jene Deutschen dort?

Das französische Chanson ist geprägt von Migranten, berichtet Joana, sie kamen mit ihren Eltern aus Existenznot oder politischer Verfolgung nach Frankreich und wurden zu Stars wie Ives Montagne, Georges Moustaki oder Charles Aznavour. Entsprechend berührend erklang von ihm das Sehnsuchtslied „Emmenez-moi“.

Erschwerend unbeschwert

Vor ein paar Jahren schaffte es die junge französische Künstlerin Zaz über das Saarland in Deutschland bekannt zu werden. Erfrischend unbeschwert gelang es Back, den Ohrwurm „Je veux“ zu interpretieren, ein Song, der im Grunde Konsumkritik ist. Auch zum nächsten Stück, „Der Schnee vom vergangenen Jahr“ wusste Joana eine weitere schöne Geschichte zu erzählen. Als sie auf den klangvollen Vers „Mais où sont les neiges d’antan“ des Dichters François Villon stieß, überlegte sie, diese Zeile, „Wo ist der Schnee von ehedem?“, in einem eigenen Lied einzubauen, das schließlich Ulrich Roski für sie schrieb und zum Hit wurde.

Unerschöpflich sind die expressiven Mittel, mit denen die zwei Sängerinnen, „beflügelt“ vom Pianisten Peter Grabinger, das Publikum berührten, wobei Joana manchmal zur Gitarre und Back zum Kazoo griff. Bei der kurpfälzischen Version von Udo Jürgens „Mersi“ wurde zudem viel gelacht und beim Potpourri bekannter Stücke von Edith Piaf bis Joe Dassin eifrig geklatscht und mitgesungen.

Zum Reigen all dieser unsterblichen Chansons gehörte natürlich auch Edith Piafs Hit „Non je ne regrette rien“ und Botschaft, die auch fürs Publikum galt: Keine Zuhörerin und kein Zuhörer haben den Konzertbesuch bereut.

Joana, Susanne Back und Peter Grabinger wurden vom Publikum bis zuletzt, auch nach den Zugaben, begeistert gefeiert.

Freie Autorin

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