Festhalle

Europäisches Filmfest der Generationen in Brühl mit "Heaven can wait"

Das 15. Europäische Filmfestival der Generationen präsentiert in der Brühler Festhalle den Dokumentarfilm von Sven Halfar „Heaven can wait – Wir leben jetzt“.

Von 
Maria Herlo
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15. Europäisches Filmfestival der Generationen in der Festhalle Brühl: Bürgermeister Dr. Ralf Göck (v. l.), Dr. Axel Sutter und Jochen Ungerer. © Dorothea Lenhardt

Brühl. Musik gehört zu den eigenartigsten Phänomenen, welche die Menschheit je vorgebracht hat. Das zeigt auch der Dokumentarfilm „Heaven can wait (Der Himmel kann warten) – Wir leben jetzt“ über einen Hamburger Chor, dessen Mitglieder alle schon über 70 sind und den Regisseur Sven Halfar mehrere Monate begleitet hat.

Kulturamtsleiter Jochen Ungerer hat ihn für den Brühler Beitrag zum 15. Europäischen Filmfestival der Generationen ausgewählt, „weil er ein relevantes Thema aufgreift in Bezug zum demographischen Wandel und Altersbilder“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. „Außerdem rückt er, humorvoll, aber auch mit Tiefgang die Kraft der Musik ins Bewusstsein und wie sie Senioren zu mehr Lebensfreude anregt.“

Gemeinde und Brühler Gesundheitsforum sind die Gastgeber

Bürgermeister Dr. Ralf Göck freute sich, bei dieser Gemeinschaftsveranstaltung von Gemeinde und Brühler Gesundheitsforum so viele Besucher in der Festhalle begrüßen zu dürfen. „Wir sind zum 6. Mal dabei“, sagte er, „dies ist der neunte Film, der in der Festhalle gezeigt wird.“ Dr. Axel Sutter vom Brühler Gesundheitsforum betonte, dass dieser Film tatsächlich zum Filmfestival der Generationen gehört, denn er zeigt, „wie das Älterwerden auf gesunde und lustige Weise möglich ist“.

Der Film erzählt die Geschichte eines Chors, dessen Mitglieder zwischen 70 und 97 Jahren alt sind. Sich dem Gebrechen des Alters und dem Jammern hinzugeben ist ihre Sache nicht. Lieber singen sie im Chor und rocken auf Rhythmen von „Party Started“ auf der Bühne.

Für die Generation, die in der Nachkriegszeit aufgewachsen ist und keine Möglichkeit hatte, sich selbst zu verwirklichen, wird das gemeinschaftliche Singen zu einer zweiten Familie und einem Seelenrefugium. Chorleiter Jan-Christof Scheibe trifft eine Liederauswahl, die sie begeistert. Keine Oldies werden hier einstudiert, sondern Hip-Hop-Songs, die ihre Enkel singen. Dadurch entsteht Interesse für die junge Kultur und Dialog, meint der Dirigent.

Filmfest in Brühl: Chormusik als zentrales Thema

Durch die Musik überwinden sie zudem ihre inneren Barrieren und bringen echte Emotionen zum Ausdruck. Regisseur Sven Halfar begleitet näher sechs Mitglieder – Wilhelm, Wolfgang, Inge, Monika, Joanne und Volker – die den alle Mut hatten, sich vor das Publikum zu stellen und ein Stück ihrer Seele preiszugeben.

„Jetzt bin ich endlich frei, jetzt kann ich das tun, was ich schon mein Leben lang tun wollte“, ruft Moni aus. Und Volker sagt: „Ich bin im letzten Jahrzehnt, ich will das Leben noch genießen.“ Jeanne, eine ausgebildete Opernsängerin, die in Kalifornien aufgewachsen ist: „Es gibt keine Vergangenheit, es gibt keine Zukunft, nur das Jetzt. Wir leben jetzt.“

Für den Chorleiter ist es nicht so wichtig, dass die Mitwirkenden perfekt singen, er ermutigt sie, sich zu öffnen, „je mehr ihr da reingeht, desto mehr erfahrt ihr über euch“. Einzelne Szenen im Film waren so voller Humor, so authentisch, dass die Zuschauer in der Festhalle laut auflachten und zudem das Gefühl hatten, einen echten Chor vor sich zu haben.

Publikum in der Brühler Festhalle klatscht rhythmisch mit

Bei einzelnen Liedvorträgen klatschten sie rhythmisch mit. Nach dem Film ergriff Gerd Scherer, der Vorsitzende der Chorgemeinschaft, das Wort und sagte: „Eine große Botschaft dieses Films ist ja, dass das Singen im Chor eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist. Dafür müssen Sie nicht nach Hamburg fahren, sondern hier in Brühl bleiben. Bein uns haben Sie die Wahl zwischen Frauen-, Männer- oder gemischten Chor.“

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Dr. Ralf Göck sagte gegenüber unserer Zeitung: „Der Film hat mir ausgesprochen gut gefallen. Er nimmt die Angst vor dem Älterwerden und zeigt, dass das Leben bis zum Schluss schön sein kann.“ Auch die Besucher waren vom Film begeistert. „Der Film war super, aber es muss auch so ein Dirigent da sein, der die Leute animiert und motiviert, aus sich rauszugehen“, meinte die Brühler Seniorin Uschi Wippert. Und Katja Trahan fand, dass der Film sehr anregend war und sie zum Nachdenken gebracht habe. „Obwohl ich jünger bin, setze ich mich trotzdem mit diesem Thema auseinander“, sagte sie.

Gabi Schildhorn, die im Namen eines Brühler Seniorentreffs sprach, bewertete den Film als „wunderbar“. „Anfangs war ich zwar etwas skeptisch“, sagte sie, „im Nachhinein aber hat er mich bis zum Schluss restlos begeistert. Es war alles so menschlich, die Freiheit dieser Leute, ihr Mut zur Hässlichkeit, das war für mich eine Riesenerfahrung.“

Freie Autorin

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