Brühl. Es ist eng in der Umkleide der Feuerwehr Brühl. Gerade beim Einsatz, wenn es schnell gehen muss, stehen sich die Ehrenamtlichen häufig gegenseitig im Weg. In der Damenumkleide gab es zuletzt sogar weniger Spinde als Feuerwehrfrauen. Kein Wunder, denn das Gerätehaus stammt aus den 1970er Jahren und damals waren Frauen in der Einsatzmannschaft eine Ausnahme. Die Zeiten haben sich geändert und so entspricht das Feuerwehrhaus am Schrankenbuckel – nicht nur im Bereich der Umkleiden – längst nicht mehr den vorgeschriebenen Anforderungen.
„Die Gemeinde ist bemüht, eine Lösung zu finden, und unterstützt uns in dieser Hinsicht“, spricht der stellvertretende Kommandant Benjamin Noller im Gespräch mit unserer Zeitung die gute Zusammenarbeit mit der Brühler Verwaltung an. So hat der Gemeinderat einige bauliche Maßnahmen beschlossen, die übergangsweise Abhilfe verschaffen sollen. Auf lange Sicht führe allerdings laut des Kommandos der Wehr nichts an einem Neubau vorbei.
„Der Standort ist absolut ungeeignet“, betont Noller. Das liege unter anderem an der Parksituation. Im Durchschnitt eilen rund 30 Feuerwehrmänner und -frauen im Alarmfall an den Schrankenbuckel. Für die Einsatzkräfte ausgewiesene Parkplätze gebe es allerdings nur fünf Stück. „Im Winter ist das kein Problem, da können wir auf den Schwimmbadparkplatz ausweichen. Aber im Sommer ist das eine Katastrophe“, erklärt der stellvertretende Kommandant.
Denn an warmen Tagen herrsche auf dem Parkplatz und vor dem Schwimmbad Hochbetrieb. Darüber hinaus befinde sich direkt vor der Wache eine Bushaltestelle und auch die Kindergärten in der nahen Umgebung seien eine Gefahrenquelle.
„Schwarz-Weiß-Trennung“ muss bei Brühler Feuerwehr umgesetzt werden
Ein Neubau des Gebäudes war bereits vor rund 20 Jahren im Gespräch. Damals entschied man sich schließlich für einen Um- und Anbau. Eine Lösung, „mit der wir zufrieden waren“, sagt Noller. In der Zwischenzeit gibt es allerdings neue Erkenntnisse und Vorschriften, die die Gemeinde zum Handeln zwingen. So waren bereits eine Gutachterfirma sowie Vertreter der Unfallkasse vor Ort und gaben ein teilweise vernichtendes Urteil ab.
Das große Stichwort in diesem Zusammenhang ist die sogenannte „Schwarz-Weiß-Trennung“. Bei Bränden werden die Feuerwehrleute mit giftigen und krebserregenden Stoffen konfrontiert, die sich unter anderem in der Kleidung festsetzen. Geht ein Feuerwehrmann nach einem Brandeinsatz mit der kontaminierten Ausrüstung zurück in die Umkleide an seinen Spind, in dem seine Privatkleidung liegt, schleppt er die giftigen Stoffe mit ins Feuerwehrhaus und von dort bis nach Hause. Das gilt es dringend zu vermeiden: Kontaminierte (schwarze) Kleidung und Materialien sollen strikt von sauberen (weißen) getrennt werden. Das ist so sogar in einer Feuerwehr-Dienstvorschrift festgehalten.
An der Umsetzung hapert es trotz Hygienekonzept allerdings. Die Brühler Wehr ist dabei keineswegs ein Einzelfall. „Die geforderte Schwarz-Weiß-Trennung ist baulich an diesem Standort nicht möglich“, fasst Benjamin Noller zusammen. Eine Maßnahme, die an dieser Stelle mittelfristig helfen soll, ist der Ausbau der Atemschutzwerkstatt. Dafür wird der Jugendraum im Keller, in dem sich außerdem die Schlauchwaschanlage befindet, aufgelöst. Denn um die „Schwarz-Weiß-Trennung“ ansatzweise gewährleisten zu können, ist die momentane Atemschutzwerkstatt zu klein. Außerdem sollen die Sanitäranlagen saniert und ein zweiter Rettungsweg vom Saal ausgehend im ersten Obergeschoss installiert werden.
Das Problem in der Damenumkleide ist die Gemeinde bereits angegangen. Eine zweite Frauenumkleide ist kürzlich in der Fahrzeughalle aufgestellt worden, sodass ein Teil der Einsatzkräfte sich künftig dort umziehen wird. Eine Übergangslösung, die nicht mehr oder weniger ist als eben das: eine Übergangslösung.
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