Frei in der Halle

Ralf Strauch deckt eine heimliche Umbaumaßnahme im Brühler Freizeitangebot auf

Von 
Ralf Strauch
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Leben in Brühl – das ist ein Leben in Widersprüchen. Das glauben Sie mir nicht? Gut hier einige Beispiele: Da wird am Freitag eine Ausstellung in der Villa eröffnet, die nach Familie Meixner benannt ist, aber einst von Familie Eder gebaut worden ist. In wenigen Tagen gibt es am Rhein einen Auftritt des Jugendblasorchesters, dessen Mitglieder teilweise ihren 50. Geburtstag bereits vor einigen Monden gefeiert haben. Und im Eiscafé gibt es einen Eiskaffee auf der Karte unter der Rubrik der warmen Erfrischungsgetränke.

Nun gut, beim letzten Beispiel sind mir die journalistischen Gäule durchgegangen. Sie haben mich erwischt, denn das stimmt so nicht wirklich, war eher fake. Aber ich war gerade so schön im Fluss beim Schreiben.

Dabei schreibe ja nicht ich, sondern das Leben die schönsten Geschichten. Ein reales Beispiel bietet das Internet. Auf einer Touristikseite findet sich da der geradezu philosophische Satz: „Das Freibad in Brühl ist ein Hallenbad in Brühl.“ Ein Satz wie geschaffen für die FBI-Mystikermittler Fox Mulder und Dana Scully – immerhin ist dieser tiefgründige Sinnspruch verfasst von Freizeitmonster. Ist die Wahrheit irgendwo da draußen?

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Vielleicht ist das gar nicht von unserem schönen Brühl die Rede? Ist das vielleicht ein rheinisches Bädermysterium? Die Antwort lautet nein, als ähnliche Einrichtungen in der Nähe sind Mannheim-Rheinau und Ketsch aufgeführt. Es geht also offensichtlich um unser schönes Kurpfälzer Brühl.

Doch der namenlose Autor dieser Akte X scheint ein echter Whistleblower zu sein, enthüllt noch mehr über das Brühler Bad auf dieser Homepage. So sei das wundersam hallige Freibad eine tolle Adresse für alle Wasserratten, „auch an kalten Tagen“. Man könne dort sogar Kindergeburtstag feiern.

Weiß er mehr, als wir Unwissenden? Ist das Schwimmbecken über Nacht zum Freizeitbad mutiert? Ja, verrät uns ein Bild, das ja bekanntlich mehr als tausend Worte sagt. Demnach scheinen in der Sommerpause im Hallenbad, das ja ein Freibad ist oder umgekehrt, heimlich Umbaumaßnahmen stattgefunden zu haben, die aus dem Lehrschwimmbad eine schicke Freizeiteinrichtung mit Glaskuppeln statt Dach und großen Fensterfronten an mindestens zwei Seiten gemacht haben. Das zumindest ist auf dem vom Freizeitmonster zum Text hinzugestellten Beweisfoto des freien Hallenbades in Brühl zu erkennen. Es ist richtig schick geworden – mit viel Holz und so, habe ich investigativ beim Bildbetrachten herausgefunden..

Da kann ich nur sagen: Chapeau! Diesmal haben Gemeinderat und Kommunalverwaltung wirklich Geld für eine meisterliche Verschönerung in die Hand genommen – das sieht man gern. Vor allem, weil diese luxuriöse Umgestaltung den Gemeindeetat bislang nicht mit einem einzigen Cent belastet hat. Im Kämmereiamt ist von diesen Umbaumaßnahmen nämlich nichts bekannt.

Ich sag’s ja immer wieder: Leben in Brühl – das ist ein Leben in Widersprüchen.

Redaktion

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