Brühl. So richtig gern scheint der Apostel Petrus, der im Volksglauben als verantwortlich für das Wetter angesehen wird, nicht an das Letze Abendmahl erinnert werden zu wollen. Nach kirchlicher Lehre hat Jesus dabei ja das Sakrament der Eucharistie eingesetzt, als er den Jüngern Brot und Wein reichte und die Worte sprach „Das ist mein Leib“ und „Das ist mein Blut“. Und genau daran soll Fronleichnam erinnern, wenn eine geweihte Hostie beispielsweise durch die Straßen Brühls getragen wird.
Doch wegen des unbeständigen Wetters war die Prozession am Vorabend des Feiertages abgesagt worden – nicht zu Unrecht, wie sich später zeigen sollte. Doch die Mitglieder des Gemeindeteams der Brühler Pfarrgemeinde ließen sich davon nicht lange irritieren – statt ihren Blütenteppich bei einer Statio beim Kindergarten Sankt Bernhard zu gestalten, planten sie das Motiv – ein Kelch und eine Hostie im Glorienkranz – kurzerhand um. Deutlich größer fiel der florale Teppich dann vor der Schutzengelkirche aus, den die engagierten Helfer ab 7 Uhr auslegten. Und auch für die schmucke Dekoration der Eingangstreppe blieben noch Blumen übrig.
Zwei Stunden Fronleichnam in Brühl
Dafür gab es reichlich Lob von den den Gläubigen, die sich auf einen sakralen Marathon vorbereiteten, denn immerhin dauerten der Gottesdienst und die Statiogebete, die sich daran eben nicht bei der Prozession, sondern innerhalb des Gotteshauses anschlossen, gute zwei Stunden.
An Fronleichnam danke man Jesus für das Geschenk der Eucharistie als sichtbares Zeichen seiner Liebe, stellte Pfarrer Erwin Bertsch in seiner Einführung fest. Zudem zeige der Festtag, dass Gott die Gläubigen nicht passiv lasse, sondern sie in Bewegung halte, um sie zu aktivieren.
Diakon Heiko Wunderling ergänzte in seiner Predigt, dass jeder aufgefordert werde, als Mensch sein Christentum zu beleben – zum Glauben brauche es kein Gebäude. „Das, was uns so wichtig ist, was den Kern unseres Glaubens bildet – die Eucharistie – sie soll eben nicht wie in einem Museum wohl und gut geschützt aufbewahrt und von ein paar wenigen wertgeschätzt und bestaunt werden, sondern Eucharistie soll sich immer wieder neu bei und in den Menschen ereignen.“ Musikalisch umrahmt wurden der Gottesdienst und die Statiogebete von der Kantorei und einem Bläserensemble des Musikvereins.
Dem seelischen Heil folgte dann das leibliche Wohl. Im Pfarrzentrum hatten die Mitglieder der Kolpingfamilie unter der Leitung von Organisationstalent Vroni Pfister – der Vorsitzende der Kolpingfamilie Gerhard Zirnstein stellte fest: „Ohne sie wäre das alles so nicht möglich“ – nicht nur die Tische für ein gemeinsames Mittagessen mit Kaffeezeit liebevoll gedeckt, am Tag vorher wurden Kartoffel- und Nudelsalat zubereitet, am Festtag unzählige Würste gebraten und gesiedet, damit die Gläubigen gesellig beisammensitzen konnten.
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