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Gemeinderatswahl in Brühl 2024: AfD und FDP ziehen ein

Insgesamt ziehen neun neue Mitglieder in den künftigen Gemeinderat von Brühl ein. Außerdem sind jetzt auch die AfD und die FDP Teil des Gremiums.

Von 
Ralf Strauch
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Immer wieder sorgen die von Wahlleiter Lothar Ertl (4. v. r.) verkündeten Ergebnisse der einzelnen Bezirke für Diskussionsbedarf am Rande der Sitzung des Wahlausschusses. © Strauch

Brühl. Als Wahlleiter Lothar Ertl um 14.01 Uhr das Ergebnis des ersten Wahlbezirks – dessen Urne stand im Haus der Kinder, der bei der Europawahl mit einem besonders hohen AfD-Anteil aufgefallen war – zur Gemeinderatswahl in der Festhalle bekannt gegeben hat, war der Brühler Gemeinderat bereits von bisher vier auf künftig sechs poltische Gruppen angewachsen. Die FDP war durchweg bei der Verkündung der einzelnen Ergebnisse mit einem Kandidaten vertreten.

Fast jeder Fünfte der Bürger dieses zuerst ausgezählten Bezirks wollten von der AfD mit vier Vertretern im Rat vetreten werden. Damit hätten alle bisher im Rat aktiven Fraktionen jeweils einen Sitz für die „Neuen“ räumen müssen, die Freien Wähler sogar zwei. Doch es sollte noch ein spannender Auszählungsnachmittag werden.

20 Minuten und drei Wahlbezirke später sank die Zahl der AfD-Sitze zugunsten der Freien Wähler auf drei Ratsmitglieder – prozentual lag die Alternative für Deutschland zu diesem Zeitpunkt bei einem Anteil von 13,55 Prozent der Stimmen im Ranking hinter den bisherigen Fraktionen auf dem fünften Platz. Doch deren Spitzenkandidat Ralf Jochen Meyer hätte zu diesem Zeitpunkt in fast allen Parteien mit seiner Stimmenzahl den zweiten Platz, bei der GLB und der FDP sogar den ersten errungen.

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Das Ergebnis verfestigte sich im Laufe der Auszählung. Doch bei acht von 13 Bezirken sank die Zahl der AfD-Mitglieder plötzlich um 14.51 Uhr auf zwei. Davon profitierte zu diesem Zeitpunkt die SPD, die ihre Zahl an Ratsmitgliedern im Vergleich zur bisherigen Verteilung in Brühl halten konnte, nämlich mit fünf Vertretern. Dann rutschte die AfD auf nur noch ein Ratsmitglied, als noch zwei Bezirke fehlten – der Rohrhof und die Siedlung. Als auch die Zahlen aus diesen Stimmbezirken einliefen, wandelte sich das Bild wieder komplett: Die GLB hatte nach diesem Finale auf einmal nur noch zwei – also die Hälfte der bisherigen Plätze. Die AfD schoss erneut hoch auf drei Ratsmitglieder für die kommenden fünf Jahre.

Grüne Liste Brühl zeigt sich enttäuscht

„Das ist ein großer, großer Mist“, erklärte Ulrike Grüning (GLB) die mit 2269 Stimmen auch weiterhin zusammen mit Peter Frank (1538 Stimmen) als Duo die Farbe Grün im Rat vertreten wird. Die bisherige GLB-Mitglieder Dr. Paul Peter Pott und Dagmar Krebaum wurden abgewählt. Arthur Böhme, der als junger Bewerber zeitweise bei der Auszählung auch im Rat verortet wurde, schafft es letztlich doch nicht. Am Ende blieben so noch zwei Ratssessel für die GLB. „Das war zum Schluss mit den beiden letzten Wahlbezirken noch einmal für uns nach viel Hoffnung die Drehung in die falsche Richtung“, meint Grüning.

„Ich verstehe mein Brühl nicht mehr“, zeigt sich Heidi Sennwitz (FW) entsetzt vom Wahlausgang. Ihre Freien Wähler hätten langjährig solide Arbeit geleistet, um die Gemeinde voranzubringen. Dabei sei man immer nah am Bürger gewesen, um die Lebensqualität im Miteinander zu steigern. Dass ihre politische Gruppierung dann im Vergleich zu 2019 insgesamt rund 5000 Stimmen und damit einen Sitz im Rat verloren habe, sei eine Breitseite, die schlichtweg wehtue. Vor allem, so betont es die bisherige FW-Fraktionsvorsitzende, sei erschreckend, dass „mit der AfD eine Partei ohne jede Konzeption für den Ort aus dem Stand drei Sitze erobern konnte“.

„Es war bis zum Schluss extrem spannend“, meinte Gerrit Jürgensen, SPD-Ortsvorsitzender.. Gleichwohl sei man in der SPD definitiv froh, die bisherigen fünf Sitze gehalten zu haben. Auch zeigte er sich zufrieden, mit Lena Krug (3373) und Hendrick Sessler (2371) zwei junge Mitglieder mit sehr guten Ergebnissen in den Rat einbringen zu können. „Aber auch die restlichen Kandidaten haben super Ergebnisse erzielt“, bilanziert Jürgensen, „wir sind zufrieden“. Es werde aber im Rat mit künftig sechs Gruppierungen sehr viel schwieriger werden, zielgerichtete Arbeit zu leisten, meint SPD-Fraktionsvorsitzende Gabriele Rösch.

Bernd Kieser (CDU) ist Stimmenkönig in Brühl

Stimmenkönig bei der Kommunalwahl ist der aktuelle Bürgermeister-Stellvertreter der CDU, Bernd Kieser, der immerhin 6582 Kreuzchen sammelte – zweitplatziert ist Claudia Stauffer von den Freien Wählern mit 5981 Stimmen. Das niedrigste Ergebnis der künftigen Ratsmitglieder verzeichnet übrigens mit der Schnapszahl 1111 der FDP-Bewerber Dennis König.

Kieser zeigt sich von seinem persönlichen Erfolg sehr erfreut, wenngleich er bedauert, dass seine Fraktion einen Platz verloren habe. „Doch wir stellen mit sechs Mitglieder auch künftig die stärkste Fraktion im Rat.“ Für die drei Mitglieder, die nicht mehr kandidiert haben, seien mit Gerhard Zirnstein (2123) und Anne Fonje (1944) zwei gute CDUler nachgerückt. Sie ist übrigens eine von nunmehr noch sechs Frauen im 22-köpfigen Rat. Insgesamt könne man sicherlich mit den meisten künftigen Ratsmitgliedern aller Gruppierungen gut zusammenarbeiten.

Dass eine Partei wie die AfD mit einer Handvoll Kandidaten auf Anhieb drei Plätze gewinnen könne, das ist für Kieser unverständlich. Klarer Wahlsieger ist die AfD, die mit Ralf Jochen Meyer (3348), Tino Dobrotka (3046) und Ralf Geyer (2830) bei der Premiere gleich drei Ratsmitglieder stellen darf. Wegen Angst vor Repressalien hätten sich nicht mehr Bürger getraut, für die AfD anzutreten, meint Meyer im Rückblick. Dass man nun so erfolgreich sei, wäre ja ein schönes Ergebnis. „Wir wollen uns jetzt einarbeiten und dann sehen, was wir mit Sacharbeit im Sinne der Bürger leisten können."

„Wir sind sehr überrascht, nach so vielen Jahren wieder in den Gemeinderat einziehen zu dürfen“, erklärt der FDP-Vorsitzende Marvin Bretschneider. Dass sein Parteikollege Dennis König mit 1111 Stimmen einen Sitz dort habe erkämpfen können, sei ein schöner Erfolg für den recht kleinen Ortsverband, der sich für diesen Sitz sehr engagiert habe. „Ich bin optimistisch, dass das gut wird“, stellt Bretschneider abschließend fest. Damit sind Vertreter von alle angetretenen Listen im künftigen Gemeinderat vertreten.

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