Brühl. Die vielen Facetten der Gitarre standen im Mittelpunkt des Jahreskonzerts des Vereins „Zupferey“ mit seinen beiden Ensembles „Intrada“ und „Fascinatio Citharis“. Ob in barocken, klassischen und modernen Stücken oder in Traditionals – sie offenbarten in der proppenvollen Festhalle beeindruckend die vielschichtigen Einsatz- und Klangmöglichkeiten des Zupfinstruments im stimmig arrangierten Ensembleklang eines Orchesters.
Die beiden Dirigenten, Philippe Wolter und Moritz Barbarino, konnten mit Recht stolz auf ihre Formationen sein.
Inspiration und Gedenken: Gitarrenmusik ehrt Walter Barbarino
Dass der Gründer von „Zupferey“ Walter Barbarino (1955 – 2022), der als Gitarrenlehrer an der Jugendmusikschule für die Ensembles Stücke bearbeitete und komponierte, an diesem Abend sehr präsent sein wird, darauf wies der Vorsitzende Harald Schäfer schon zu Beginn seiner Begrüßung hin. Darüber hinaus freute er sich, neben den Musikern und ihren Dirigenten die vielen Besucher, darunter auch die Leiterin der Jugendmusikschule Birgit Drath und Bürgermeister Dr. Ralf Göck, willkommen zu heißen.
Passende Informationen zu den Komponisten und Stücken lieferten in ihrer Moderation die beiden Dirigenten. Den Beginn machte das Intrada-Ensemble unter der Leitung von Philippe Wolter mit der „Irish Suite“ von Turlough O’Carolan (1670 – 1738), arrangiert von seinem Walter Barbarino. Die stimmungsvollen Melodien der reichen irischen Tradition machten die Musiker in den drei Sätzen – Plantxty Sudley, Beauty in Tears und Blind Mary – auf beeindruckende Weise hörbar.
Irische Klänge und barocke Harmonien begeistern
Das subtil eingespielte Ensemble ließ die Herzen der Zuhörer auch in Walter Barbarinos Komposition „Halfpenny Bridge“ höher schlagen. John Playfords (1623 – 1686) harmonische „Daphne“, ebenfalls von Walter Barbarino bearbeitet, stammt aus einer Sammlung von Tänzen, die der englische Komponist 1651 unter dem Titel „The English Dancing Master“ herausgegeben hatte, so Wolter.
Rasch verbreitete sich dieser Stil an den Höfen Europas, sein Einfluss ist bis in die heutige Zeit zu spüren, hieß es in de Moderation. Ebenfalls aus einer Sammlung von Tänzen, von französischen, die der deutsche Komponist Michael Praetorius (1571 – 1621) unter dem Titel „Terpsichore“ herausgab, stammten die vier nächsten Stücke.
Von spanischen Rhythmen bis zu klassischen Fugen
Eingängig und beschwingt brachten die Mitglieder des Intrada-Ensembles davon „Ballet“, „Galliarde“, „La Rosette“ und „Courante“ zu Gehör. Eine Fuge (HWV B 555) von Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) klang so anrührend schön, dass man hätte meinen können, Händel habe sie für die Gitarre komponiert. Hinreißend auch der spanische „Tango“ von Isaac Albéniz (1860 – 1909).
Der Komponist habe einen großen Teil seiner Werke für Klavier geschrieben, informierte Wolter, der den „Tango“ für Gitarre arrangiert hat. Auch in diesem Bereich schien es, dass der Komponist diese Musik der Gitarre auf den Leib geschrieben habe.
Dynamik und Virtuosität: "Fascinatio Citharis" begeistert
Mit dem jungen Gitarrenorchester „Fascinatio Citharis“ unter der Leitung von Moritz Barbarino trat im zweiten Teil ein ebenso dynamisch wie fein abgestimmtes Ensemble auf, das durch technisch einwandfreies und musikalisch einfühlsames Spiel die Zuhörer restlos begeisterte. Dem Dirigenten ist ein vielfältiges Programm gelungen, dem ebenfalls klassische wie moderne Stücke angehörten.
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Für einen breiten stilistischen Horizont des Ensembles „Fascinatio Citharis“ standen das „Divertimento KV 137 Numer zwei“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) oder „Concerto RV 93“ von Antonio Vivaldi (1678 – 1741), aus denen der Dirigent jeweils eigenständige Gitarrenmusik formte. Hörgenuss vom Feinsten wurde den Besuchern mit „Tango für vier Personen“ von Dieter Kreidler (*1943) geboten sowie mit dem venezolanischen Walzer „La Partida“ von Carlos Bonnet (1892 – 1983).
Ein musikalischer Höhepunkt: Traditionals und Eigenkompositionen
Mitreißend und virtuos interpretierte das Ensemble die spanischen Rhythmen des Traditionals „El panno moruno“, arrangiert von Walter Barbarino, sowie dessen Komposition „Tango“.
Den kontrastreichen Abschluss dieses Konzertes des Vereins „Zupferey“, der damit ein Ausrufezeichen seines Bestehens setzte, gestaltete das Große Ensemble mit einem Traditional aus Griechenland, „Zouras“, sowie mit „Moliendo Café“ von Hugo Blanco. Seine Können und seine Spielfreude wurde durch reichen Beifall belohnt.
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