Brühl. Es sei ein modellhaftes Projekt mit ungeheurem Leuchtturmcharakter, waren sich die Besucher der in der Albert-Einstein-Straße liegenden vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 39 Mietwohnungen in nachhaltiger Holzbauweise einig. Und sie mussten es wissen, immerhin waren es Vertreter von an Planung und Bau beteiligten Firmen – sozusagen die Crème de la Crème anspruchsvoller Holzbauten aus der gesamten Republik und dem benachbarten Ausland. Mit teilweise vor Begeisterung glänzenden Augen gingen sie durch die vier unterschiedlich weit gereiften Baustellen und verfielen nicht selten in Fachsimpelei.
Das Häuserquartett, das die Stiftung Schönau da errichten lässt, unterscheidet sich nicht nur im jeweiligen Erscheinungsbild – jedes Haus bietet eine ganz individuelle Bautechnik. Es ist nicht nur für die Architekten ein attraktives Experimentierfeld der exklusiven Holzbauweise.
Holzhäuser in Brühl: Workshop im Jahr 2016
Alles begann 2016 mit einem Workshop, bei der durch die hoch qualifizierten Architekten schon viel Expertise auf den Tisch gekommen sei, erinnerte Cristian Taufenbach, dessen Architektenbüro Element-A die Projektleitung für die Stiftung übernommen hat. Es wurde geplant und dann der Bau der vier Häuser begonnen – mit einem hohen Anteil aus dem stiftungseigenen Forst. So entstand ein bedeutendes Lernquartier, in dem Wohnraum anspruchsvoll gestaltet und bezahlbar vermietet werden soll.
Durch die unterschiedliche Bauweise und Techniken in Holz habe man schon jetzt modellhaft wie in einem Panoptikum wichtige Erfahrungen sammeln können. Und auch für die Zukunft erhoffen sich die Verantwortlichen aus dem Quartier im Vergleich Erkenntnisse ziehen zu können.
Die Berücksichtigung mehrerer Entwürfe mache die Leistungsfähigkeit unterschiedlicher Holzbausysteme erprobbar, betont Ingo Strugalla, geschäftsführender Vorstand der Stiftung Schönau. So wurde ein Mehrfamilienhaus ab Oberkante Keller komplett in Massivholzbauweise ohne den Einsatz von Leim errichtet. Ein anderes Haus wurde in einer Holz-Leichtbauweise mit einer Dämmung aus Holzwolle gebaut, die mit umweltfreundlicher Molke und Soda getränkt ist.
Und auch einer der Architekten, Professor Hans-Georg Stotz aus Stuttgart, war voll dieses Lobes über das Brühler Modellprojekt der Stiftung. Holzbau sei immer noch zu wenig im Bewusstsein der Menschen verankert, weil es noch viele Vorurteile gebe, doch wegen der niedrigen CO2-Belastung vom Baustoff über die Nutzungsperiode der Wohnungen und den Rückbau irgendwann einmal, sei er dringend notwendig und politisch gewünscht. Die vier in jeder Weise ansprechenden Häuser würden zweifellos die Akzeptanz für Mehrfamilienhäuser aus Holz fördern.
Holzhäuser in Brühl: Vier Gebäude sollen entstehen
Im Bau am weitesten fortgeschritten ist das nördlichste der vier Häuser nahe der Fichtestraße, dort laufen bereits die Feinarbeiten der Innengestaltung. Das innovativste Wärmekonzept bietet sicherlich das südlichste bei der Uhlandstraße. Denn drei Seiten seiner Fassade werden mit Glaselementen überbaut, die dann die Kraft der Sonne zum Heizen der Wohnungen nutzen. Die übrige Wärmeerzeugung für Heizung und Trinkwasser wurde mit Photovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern und mit Sole-Wasser-Wärmepumpen auf Erdsonden-Basis realisiert.
Das Bauprojekt wurde im Jahr 2016 mit geplanten Kosten von rund 14 Millionen Euro gestartet. „Dieses Ziel konnte aufgrund der seither gestiegenen Baupreise nicht ganz gehalten werden, dennoch rechnet die Stiftung mit einer auskömmlichen Rendite“, erklärt eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage. Strugalla: „Dieses Holzbauprojekt mit Modellcharakter ermöglicht trotz aufwendiger Planung und hoher ökologischer Standards leistbare Mieten und ausreichende Wirtschaftlichkeit für die Bauherrin.“ Die Vergabe der 39 Mietwohnungen soll bereits Anfang nächsten Jahres starten.
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