Brühl. Das Bild ist stets das gleiche: Mehrere Menschen mit zumeist weißen Helmen werfen mit einem Spaten Erde in die Luft. Doch dieser wenig baulich bedeutende Akt des offiziellen Spatenstichs hat immer eine Veränderung für das direkte Umfeld zur Folge. In diesem Fall war es ein wichtiger Moment, denn an der Ecke Fichte- und Albert-Einstein-Straße soll in den nächsten Monaten in nördliche Weiterführung der Holzmehrfamilienhäuser der Stiftung Schönau (wir berichteten) ein kommunales Wohnhaus entstehen.
Und so waren neben Bürgermeister Dr. Ralf Göck und den am Bau beteiligten Firmen auch zahlreiche Ratsmitglieder zu diesem symbolischen Spatenstich gekommen. Mit der Erschließung des Neubaugebietes Bäumelweg-Nord war dieses Eckgrundstück an die Gemeinde gefallen. „Zunächst hatte ich die Idee, einen Bauträger für uns Wohnungen bauen zu lassen, damals waren auch schon Grundstücke Mangelware und ich ließ den Gemeinderäten ausrechnen, wie viel günstiger die Gemeinde fährt, wenn sie das Grundstück verkauft und einen Bauträger Mietwohnungen bauen lässt“, räumte Bürgermeister Dr. Ralf Göck vor dem handwerklichen Spatenstich ein.
Bauvorhaben beginnt aufgrund nicht besonders guter Angebote von Investoren erst jetzt
So hätten es schließlich viele Kommunen gemacht, dass sie Genossenschaften oder eigene Wohnbaugesellschaften entsprechend mit Grundstücken versorgten und die dann die Schulden aufnehmen lassen würden. In Brühl gebe es allerdings für die Einwohner eher Tradition, dass man die Gemeindewohnhäuser selber bauen und verwalten würde. „Daher und weil auch keine besonders guten Angebote von Investoren hereinkamen“, habe sich die Sache an der äußersten Nordwest-Ecke zeitlich hingezogen.
Während die ersten Privatleute drumherum gebaut hätten und auch die Doppelhäuser an der Leibnitzstraße als erstes Erfolgsrezept entstanden wären, seien beim sozialen Wohnungsbau der Gemeinde dort in den vergangenen Monaten eher nichts passiert, bilanzierte Göck.
Das zweite Erfolgsprojekt für die nun dort lebenden Privatleute sei gewesen, dass der damalige Kämmerer Robert Raquet am Ende seiner Dienstzeit vorgeschlagen habe, die etwa 40 Privatgrundstücke, die seitens der Gemeinde aus der Wertumlegung zugesprochen worden seien, günstig zu veräußern. So habe man da, „für den Spottpreis von 415 Euro pro Quadratmeter verkauft – wir hatten eine riesige Nachfrage“, sagt Göck im Nachhinein, denn die Grundstücke seien fast alle ins private Eigentum übergegangen.
Planungsworkshop der Pflege Schönau bezieht Nachbarschaft mit ein
„Aber Mietwohnungsbau lag – und ich denke er liegt heute immer noch – darnieder“, räumte der Rathauschef beim Spatenstich ernüchternd ein. Letztlich habe die Pflege Schönau 2017 in der Nachbarschaft mit ihren Planungsworkshops begonnen, in denen zuvor festgelegt wurde, wie sie diese Grundstücke bebauen sollten. Es sollten nachhaltig Holzhäuser sein, weil sie ja viele Wälder besitzen. Und es sollte Qualitätsbau sein.
„Sie fragten bei uns an, ob sie nicht unser Grundstück dazunehmen könnten und uns dann zehn Wohnungen in Sozialbindung mit zehnjähriger Laufzeit zur Verfügung stellen sollten“, erinnert sich Göck, „abgesehen davon, dass man sich auch im Grundstückspreis nicht einig werden konnte, scheiterte der Deal auch daran, dass wir nicht das alleinige Entscheidungsrecht darüber gehabt hätten, wer in die Wohnung darf.“
So sei die Idee bei den Brühler Verantwortlichen gereift, wieder, wie schon 2010 bis 2012 in der Rohrhofer Straße, ein eigenes Haus zu bauen. Und der im Februar verstorbene Roland Schnepf besorgte in seiner Zeit als SPD-Ratsmitglied auch einen Teil der Finanzmittel, indem er vorschlug, auch den Bauträger des aktuell am Schrankenbuckel entstehenden Wohnquartiers von der Pflicht zu entbinden, dort 30 Sozialwohnungen mit zehnjähriger Bindefrist zu bauen, wenn er der Gemeinde eine Ablöse auf den Kaufpreis bezahle. „So kam es denn auch, s dass 2020 die erste Machbarkeitsstudie für das Haus in Auftrag gegeben wurde“, fasste Göck die Historie zusammen.
Das Büro Barucco-Pfeifer erhielt damals den Zuschlag. 2021 stimmten die Gremien des Gemeinderates dieser Idee zu, die Beauftragung des Architekturbüros für die weitere Planung bis zum Bauantrag zu beschließen.
2022 wurden auch die erhöhten Kosten zustimmend zur Kenntnis genommen, die Planung wurde damals dem Architekturbüro BaruccoPfeifer aus Darmstadt übergeben, die Bauleitung übernahm das Architekturbüro Gerecht und Kraft aus Worms. Und nun geht es bei dem Wohnhaus der Gemeinde mit den Bauarbeiten los, die am Ende aus vielen Kassen fließen. So plant die Kommune zurzeit an Kosten das für das Haus rund 4,5 Mi0llinen Euro aus der Gemeindekasse, es gibt aber auch Förderung für Mietwohnraum – so von L-Bank von 1,23 Millionen Euro und einen kfw-Zuschuss für ein Effizienzhaus von insgesamt 335 000 Euro
Und so geht es jetzt los: Die Baumaßnahme beginnt mit Erdarbeiten der Firma Orth Recycling aus Eppelheim. Dann werden in den nächsten Tagen die Rohbauarbeiten ausgeschrieben. „Wir schätzen, dass es wieder einen günstigen Preis wie schon beim FVB-Clubhaus geben wird“, so Ortsbaumeister Reiner Haas.
„Der Straßenname in diesem Baugebiet spornte unseren Architekten und sein Team letztlich an, denn wir wollte einen genialen Entwurf sehen“, setzte Göck die Vorgaben hoch. Und so erwartet der Rathauschef ein ganz besonderes Projekt der Ortsentwicklung.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl_artikel,-bruehl-eckpunkt-im-neubaugebiet-bruehl-ist-gesetzt-_arid,2089273.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl.html