Brühl. Eigentlich müsste dem Team im Kämmereiamt des Rathauses schwindelig sein – bei all die Millionenbeträgen, die 2022 zu- und abgefließen. Zahlreiche Maßnahmen werden angegangen oder sogar schon abgeschlossen – das betrifft nicht nur die Umsiedlung es FVB in den Süden der Gemeinde und die Umgestaltung am Schrankenbuckel.
Tops und Flops 2022
Tops
- Finanzspritze: 100.000 Euro aus Fördertöpfen des Bundes für 52 mobile Luftfilter in den Kindergärten und Grundschulen werden Anfang des Jahres überwiesen. Zeitgleich wird die Umrüstung in weiteren 30 Zimmern mit stationären Anlagen angegangen.
- Gesundheit: In Brühl gibt es 2022 sechs Aktionen des mobilen Impfteams, an denen die Gemeinde organisatorisch beteiligt ist. Hunderte Bürger werden dabei gegen das Coronavirus geimpft.
- Schulen: In der Marion-Dönhoff-Raelschule wird im Februar die neue Cafeteria eingeweiht.
- Verkehr: Das Finanzministerium verkündet, im Februar den Betrieb der Kollerfähre weiter aufrechterhalten zu wollen – allerdings teilprivatisiert. Im März beschließt der Gemeinderat, den innerörtlichen Busverkehr ab 2023 für die Passagiere zu zahlen. Beim Stadtradeln werden im Juni mehr Kilometer als je zuvor erstrampelt.
- Begrüßung: Der Neubürgerempfang als Radtour erhält im Mai viel Zuspruch.
- Veranstaltungen: Rohrhofer Sommerfest und Brühler Straßenkerwe werden – wie auch der Weihnachtsmarkt bei der Villa Meixner – zu echten Publikumsmagneten.
- Politik: Der Jugendgemeinderat feiert im November seinen 20. Geburtstag nach.
Flops
- Gesundheit: Trotz Impfkampagnen bleibt die Zahl der CoronaKranken in der Gemeinde das Jahr über vergleichsweise hoch.
- Veranstaltung: Wegen der Unsicherheiten durch Corona sagt der Angelsportverein Rohrhof sein beliebtes Fischerfest im dritten Jahr in Folge ab.
- Ausbildung: Auch das Brühler Handwerk findet nicht genug junge Auszubildende, um alle Plätze in den Unternehmen zu besetzen.
- Klimawandel: Die allgemeine Trockenheit setzt der Natur im Sommer enorm zu. Gelbe Wiesen und braun belaubte Bäume sind anfällig für Brände. Beim Starkregen Mitte Juni laufen zahlreiche Keller voll.
- Straßenfest: Erstmals in der Geschichte der Brühler Straßenkerwe gibt es diesmal keinen Owwerkerweborscht.
- Hochwasserschutz: Die Sanierung des Damms bei der Fasanerie, der seit Jahren gesperrt ist, wird auch 2022 nicht vom Regierungspräsidium angegangen.
Gerade in die Schulen fließt viel Geld. Im Herbst wird die Fassadensanierung bei der Schillerschule nach vier Jahren fertiggestellt. Die neuen Elemente bieten einen modernen energetischem Standard. Das Projekt schlägt mit rund 2,7 Millionen Euro zu Buche, knapp eine Million schießt das Land zu. Direkt daneben beziehen im Dezember die ersten Kleinkinder den neuen Sonnenschein-Kindergarten. Die umfangreichste Förderung des Jahres kommt vom Bund, der 2,5 Millionen Euro für den Neun-Millionen-Ersatzneubau für den Sonnenschein-Hort an der Schillerschule überweist. Für diese Investition kommen auch 630 000 Euro vom Land. 2023 soll mit dem Bau begonnen werden – das Leuchtturmprojekt Kinderbildungszentrum nimmt immer konkretere Züge an.
Die Rohrhofschule erhält 2022 den lang ersehnten Kunstrasenplatz neben dem Pausenhof. Und beim Hort an der Jahnschule wird das alte Stromtürmchen im Herbst als kunterbunter Spieleturm neu mit Leben erfüllt. Im Frühjahr zieht zudem der Feld- und Waldkindergarten des Dietrich-Bonhoeffer-Vereins von der Grillhütte an den Rohrhofer Ortsrand – die Bodenbelastung bei der Grillhütte war der Grund für den Umzug.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Die alte Eisenbahnbrücke über den Leimbach wird komplett erneuert für den Verkehr freigegeben. Außerdem wird im Sommer die Sanierung der Gemeindebücherei vorangetrieben und im Spätjahr abgeschlossen, in unmittelbarer Nachbarschaft dazu wird ein zweite Besuchereingang zum Freibad geschaffen.
Jahresrückblick Brühl 2022: Sanierung der Görngasse
Aber auch private Investoren greifen tef in die Tasche. So werden zusammen mit dem Energieversorger MVV die Versorgungsleitungen in der Görngasse saniert und der Straßenbelag ganz neu aufgetragen. Im Neubaugeiet Bäumelweg-Nord findet im Herbst bei den vier Holzhäusern der Stiftung Schönau das Richtfest für 39 Wohnungen statt, das Gemeindewohnhaus direkt daneben soll im noch jungen Jahr angegangen werden. Außerdem weiht Hima im Juni ein Customer Solutions Center ein, ein gewaltiges Küchencenter geht im September an den Start und zum Ende des Jahres wird ein neuer Fast-Food-Tempel eröffnet. Geschlossen hingegen wird das Real-Einkaufszentrum im Mai. Zwar soll in den nächsten Jahren dort ein Scheck-In-Center entstehen, doch davon haben die bisherigen Mitarbeiter und Geschäftsinhaber der Ladenzeile nichts – sie alle erhalten die Kündigungen zugeschickt. Fiel Brühl bislang durch eine hohe Kaufkraft, die zudem zu 96 Prozent in der Gemeinde bleibt, auf, dürften sich die Zahlen nach der Schließung des Marktes verschieben – bis zu Eröffnung des Scheck-In.
Überdurchschnittlich gut ist auch die Versorgung mit Breitbandangeboten für Internetnutzer, unterdurchschnittlich hingegen der Empfang bei Handys. Doch auch da werden 2022 die Weichen für zwei neue Antennen gestellt – das verspricht besseren Empfang.
Nach dem Gemeindeentwicklungskonzept 2016 hat Brühl 2018 sowohl ein Klimaschutzkonzept als auch einen Lärmaktionsplan verabschiedet. Beim Klimaschutz greifen erste Maßnahmen. Die Energiekrise bringt viele Bürger dazu, dem Klimaschutz und den erneuerbaren Energien mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Die Gemeinde bildet dazu 2022 Arbeitsgemeinschaften, die bei der Umsetzung helfen sollen.
Und da fiel das Wort plötzlich: Krise. Im Februar überfällt Russland die Ukraine. Die Auswirkungen sind auch in Brühl hautnah zu spüren. Kosten steigen und Produkte fehlen selbst in den Supermärkten. Zudem sind zahlreiche Flüchtlinge unterzubringen. Die Brühler zeigen sich da solidarisch, starten eine Hilfsaktion, die ungeheuer gut angenommen wird. Voll beladene Lastwagen fahren Richtung Kriegsgebiet, Spendengelder werden überwiesen. Und es werden auch Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. Dennoch muss die Gemeinde das frühere Hotel in Rohrhof anmieten, um weitere unterzubringen.
Jahresrückblick Brühl 2022: Einweihung beim Sportpark-Süd
Es war ein Jahr der großen Projekte. Den Löwenanteil dabei nimmt der Sportpark-Süd ein. Mit der offiziellen Einweihung des Fußball- und Leichtathletik-Stadions durch den FVB geht im Oktober ein seit 2009 geplantes Projekt in den Sportbetrieb. Doch selbst beim Festakt sind unter den Gästen – insbesondere einzelnen Ratsvertretern – Stimmen zu hören, die diese Millioneninvestition infragestellen. Zu hoch seien die zu erwartenden laufenden Kosten, vor allem weil gemäß der neuen Buchführung die Abschreibungen erwirtschaftet werden müssen.
Doch den einzelnen Kassandrarufen zum Trotz zollt die Mehrheit der Gäste der Gemeinde und dem Verein für „das mutige und engagierte Projekt“, den Fußballverein von den maroden Anlagen rund ums Alfred-Körber-Stadion am Schrankenbuckel in den Süden der Gemeinde zu verlegen, Respekt.
Das neue Areal mit dem modernen Clubhaus und dem bestens ausgestatteten Stadion erfülle ihn mit Stolz, betont der FVB-Vorsitzende Karlheinz Knoll beim Baustellenrundgang im Juni. Beim neuen Clubhaus, in dem jetzt spanische Aromen die Luft erfüllen, zeichnet sich bereits im April ab, dass es teurer wird. Doch bei einem Gesamtansatz von über 3,5 Millionen Euro für den Gebäudekomplex, erscheint das Plus von 153 500 Euro (4,29 Prozent) den Ratsmitgliedern als „noch im Kostenrahmen“.
Mit einem geselligen Festakt im Oktober wird das neue Domizil des Vereins offiziell eingeweiht. „Heute ist ein großer Tag für den Fußballverein und auch für die Gemeinde“, hebt Göck in seiner Rede hervor. Insgesamt kostet die gesamte Anlage rund acht Millionen. Zum Finale werden noch Parkplätze angelegt und Bäume gepflanzt – die Arbeiten sind zum Jahreswechsel noch nicht abgeschlossen.
Jahresrückblick Brühl 2022: Gegenfinanzierung ist gelungen
„Wir erhalten dieses Jahr aber 14,3 Millionen Euro. Die Gegenfinanzierung des Sportparks-Süd ist gelungen“, verwahrt sich Bürgermeister Dr. Ralf Göck im Frühjahr gegen Gerüchte, die Hufeisengemeinde sei verschuldet: „Wir haben viel mehr Vermögen als Schulden und Ende des Jahres mehr Bares in der Kasse.“ Dabei handelt es sich um den Veräußerungsgewinn der Grundstücke des bisherigen FVB-Areals – er wird in der Bilanz als dickes Millionen-Euro-Plus gebucht. Ein Vorgang mit Einmaligkeitscharakter, wie allerdings auch die Verwaltung klarstellt. Es bleibt am Jahresende aber eine hohe Rücklage von über zehn Millionen aus der Gegenfinanzierung des Sportparks.
Und damit ist man schon beim neuen Bauvorhaben am Schrankenbuckel. Das dortige Quartier wird schon länger zusammen mit einzelnen Bürgern sowie Klima-, Verkehrs-, Lärm- und Artenschutzgutachtern in mehreren Sitzungen eines runden Tischs – allerdings hinter verschlossenen Türen – modifiziert. Doch als im Mai der Bebauungsplan auf dem Tisch liegt, zeigt sich die Bürgerinitiative gegen das Projekt sichtlich enttäuscht – man finde dort wichtige Ergebnisse der Gespräche nicht wieder. Dennoch stimmt der Rat mehrheitlich für die städtebauliche Vorgabe. Und das sogar zweimal, denn ein Formfehler macht eine erneute Abstimmung im Juni notwendig. Das Ergebnis bleibt aber unverändert.
Nach und nach liegen in den Folgemonaten, während die Sportanlagen und Bäume nach und nach verschwinden, verschiedene Bauanträge des Investors für einzelne Gebäudegruppen auf dem Ratstisch. Sie alle erhalten den Segen der Ratsmehrheit. Die Kauf-, Erschließungs- und Erbbaurechtsverträge mit dem Investor werden im März geschlossen, sodass im Sommer das Geld ins Gemeindesäckel fließt und die Bauarbeiten im Herbst richtig beginnen. Der Wohnungsverkauf startet laut Bürgermeister mit dem Spatenstich in diesem Jahr.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl_artikel,-bruehl-das-jahr-2022-in-bruehl-sportpark-sued-wohnungsbau-finanzen-_arid,2036172.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl.html