Brühl. Normalerweise freut es den Gemeinderat immer, wenn aus finanziell geförderten Projekten die nicht benötigten Mittel wieder in die kommunale Kasse zurückfließen. Das war beim Kulturausschuss allerdings diesmal anders, denn die Jugendmusikschule wird für das vergangene Jahr einen über 20 000 Euro großen Betrag an Fördermitteln an die Kommune zurücküberweisen. Dies allerdings nicht, weil das Interesse an der Einrichtung zurückgehe. „Die Schülerzahlen der Jugendmusikschule sind im vergangenen Jahr wieder leicht gestiegen, vor allem im Elementarbereich“, berichtete die Leiterin der Brühler Außenstelle der Musikschule Mannheim, Birgit Drath, in der jüngsten Sitzung des Ratsausschusses. In der Jugendmusikschule sei der Orff-Spielkreis, der 2022 erstmalig an der Schillerschule für Kinder der erste Klasse gestartet war, sehr gut angenommen worden. Im Jahr 2023 konnte dieses Angebot sogar noch erweitert werden. Inzwischen gebe es den Orff-Spielkreis auch für Erstklässler in der Jahnschule. In der musikalischen Früherziehung und bei Eltern-Kind-Gruppen zeige die Entwicklung nach oben.
Wieso kann die Jugendmusikschule dann Gelder zurückzahlen? Weil, so erklärte Drath, dieser Gruppenunterricht durch die Elternbeiträge kostendeckend durchgeführt werden könne. Und dann kam das Aber: Viele dieser Kinder, die früh an die Musik herangeführt würden, dürften sich in den nächsten Jahren an den Unterricht mit einem Instrument wagen – das bedeute in diesem Bereich den kostenintensiveren Einzelunterricht. „Deshalb streichen sie uns die Mittel für die kommenden Jahre bitte nicht – wenn wir diesen Trend sehen, werden wir sie künftig brauchen.“
Dieser Appell der Jugendmusikschulleiterin verklang nicht ungehört im Ratsausschuss. Quer durch alle Fraktionen freuten sich Wolfram Gothe (CDU), Heidi Sennwitz (FW), Gabriele Rösch (SPD) und Ulirke Grüning (GLB), dass so viele Kinder sehr frühzeitig ans Musizieren herangeführt würden. „Hoffentlich klappt es, dass sie alle wirklich mit einem Instrument individuell weitermachen“, unterstrich Grüning sogar.
Doch da tat sich gleich das nächste Problem auf. „Es fehlt uns derzeit an Musiklehrern“, räumte Drath ein. In einigen Bereich gebe es bei den Schülern sogar schon Wartelisten. Doch allen guten Ratschlägen des Gemeinderates zum Trotz – da wurden Honorarkräfte genannt oder studentische Unterstützung der Musikhochschulen – die Entscheidung darüber fällt die Musikschule Mannheim. Und da seien die Regeln aus steuerrechtlichen Gründen, etwa der Scheinselbstständigkeit, sehr strikt, erklärte Drath, versprach aber die Themen in den entsprechenden Gremien anzusprechen.
Was der Personalengpass bedeutet, zeigt das Fach Gitarre – durch den früheren Leiter der Jugendmusikschule Walter Barbarino einst ein Schwerpunkt. Da ist die Schülerzahl 2023 zurückgegangen, da eine Lehrkraft bedingt durch Schwangerschaft ausgefallen sei. Auch das Sachgebiet der Blasinstrumente unterliege weiter einem Negativtrend, so Drath. Mehr Werbung solle da durch verstärkte Präsenz der Bläser in der Brühler Öffentlichkeit sowie bei Konzerten mit den Kooperationspartnern der Bläserakademie und der direkten Ansprache von Eltern der Erstklässler für eine Bläserklasse an den Grundschulen erfolgen. Die vielen Auftritte bei Veranstaltungen etwa rund um die Villa Meixner seien in der Gemeinde zudem eine gute Werbung.
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