Schnaken

Kampf gegen die Asiatische Tigermücke in Brühl

Die Bekämpfungsmaßnahmen gegen die heimische Stechmücke ruhen in Brühl derzeit. Dort zieht man derzeit gegen die Asiatische Tigermücke, die Krankheiten wie Dengue-Fieber übertragen kan, zu Felde.

Von 
Ralf Strauch
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Da schrillten bei der Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage die Alarmglocken, als im Süden der Gemeinde die erste Tigermücke gemeldet wurde und weiter nördlich ein Ehepaar am Dengue-Fieber erkrankt war. © Pluskota (KABS)

Brühl. Man sollte meinen, dass die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) – ein Verein, in dem sich fast 100 Städte, Gemeinden und Landkreise zusammengefunden haben, um die Zahl der Stechmücken entlang des Flusses auf ein erträgliches Maß zu reduzieren – zurzeit voll im Einsatz ist. Der feuchte Winter mit viel Niederschlägen und zwei Hochwasserwellen hat kleine Tümpel in den Rheinauen hinterlassen, die entsprechenden Brutplätze für die Schnaken bieten. Und auch die Temperaturen mit dem milden Winter und dem frühen Start in die warme Jahreszeit schaffen für diesen Insekten die besten Voraussetzungen zum Schlupf.

Doch seitens der Kabs erfährt unsere Zeitung auf Nachfrage, dass derzeit keine Mitarbeiter in den Auwäldern und Wiesen rund um Brühl zur Bekämpfung unterwegs sind. „Die Stechmückensaison hat diesmal zwar deutlich früher als gewöhnlich für uns begonnen“, erfährt man zunächst. Aufgrund der verhältnismäßig warmen Witterung im Februar seien die Larven der Bruch- und Sumpfwaldstechmücken bereits im März weiter in ihrer Entwicklung fortgeschritten gewesen als in den vergangenen Jahren. „Um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verpassen, wurde der gesamte Saisonstart vorverlagert“, erklärt Kabs-Sprecherin Xenia Augsten.

Hochwasser verzögert Stechmückenbekämpfung am Rhein bei Brühl

Doch dann kommt das große Aber, denn zurzeit sind die Bekämpfungsmaßnahmen der Stechmücken auf Eis gelegt. Und erneut spielen Niederschläge und Temperatur eine Rolle. „Wir rechnen in den nächsten Tagen mit einer kleineren Hochwasserwelle am Rhein“, erklärt Augsten, da würde eine Bekämpfung aktuell wenig sinnstiftend sein. Ab Mitte der aktuellen Woche prognostiziert die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg eine erste kleinere Flut mit einem Höchststand von rund vier Metern am Pegel Speyer, danach wird wieder ein Absinken des Wasserstandes bis Mitte des Monats erwartet. Doch das scheint nur ein Luftholen vor der nächsten Welle zu sein, denn bereits am Donnerstag, 18. April, wird die Vier-Meter-Marke sogar überschritten, heißt es seitens der Hochwasservorhersagezentrale.

Erst, wenn die die Wasserstände wieder gesunken seien, würde die Bekämpfung der Schnakenplage wieder losgehen.

Gefahr durch Tigermücken – Krankheitsüberträger in Brühl

Während die Stiche dieser Schnakenart lästig sind, gibt es andere, die sogar Krankheiten verbreiten können, die Stiche der Tigermücke. „Wir sind jahrelang in Brühl von diesen exotischen Plagegeistern verschont geblieben“, bilanziert Hans Jerrentrup, Kabs-Projektleiter der Tigermückenbekämpfung für Brühl und das stark betroffene Ketsch. Doch im vergangenen August sei von einem aufmerksamen Bürger die erste Brühler Tigermücke entdeckt worden. Und das sei am gleichen Tag gewesen, als das Gesundheitsamt des Landkreises die Kabs informiert hat, dass sich ein Brühler Ehepaar bei seiner Reise in die Tropen eine Dengue-Infektion eingefangen habe.

Das Dengue-Fieber ist eine Erkrankung, die durch ein Virus ausgelöst wird. Dieses wird durch den Stich einer infizierten Stechmücke übertragen und verbreitet. Die bekannte Rheinschnake gehört nicht zu den Übertragungsarten, wohl aber die Asiatische Tigermücke, die sich immer mehr in Deutschland ausbreitet. Wenn sie einen Erkrankten sticht, nimmt sie das Virus auf und kann es unter gewissen Umständen beim nächsten Stich bei einem anderen Menschen weitergeben.

In den vergangenen Jahren hat sich das Dengue-Fieber weltweit stark ausgebreitet. Viele tropische sowie subtropische Städte und Regionen vor allem in Südost-Asien, Süd- und Zentralamerika, der Karibik und Teilen Afrikas sind als Risikogebiete einzustufen. Aufgrund globaler Reise- und Handelsaktivitäten sowie günstigerer klimatischer Bedingungen haben sich krankheitsübertragenden exotischen Mücken mittlerweile auch in Europa etabliert.

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Die Krankheitszeichen treten meist drei bis Tage, selten bis zu 14 Tage, nach dem Stich auf. Typisch ist die sogenannte Dengue-Trias: Fieber, Ausschlag sowie Kopf-, Muskel-, Glieder-, Knochen- oder Gelenkschmerzen. In bis zu fünf Prozent der Fälle nimmt die Krankheit einen schweren Verlauf mit inneren Blutungen beziehungsweise Schock und es kann zu einem tödlichen Ausgang kommen.

Dengue-Fieber und Tigermücken: Alarmsignal für Brühl

Bei diesem zeitlichen Aufeinandertreffen von Dengue und Tigermücke in Brühl hätten sofort alle Alarmglocken geschrillt, verrät Jerrentrup im Gespräch mit unserer Zeitung. Sofort seien wissenschaftliche Fallen rund um den Fundort des Insekts – auf der Ackerfläche zwischen Brühler Friedhof – und rund um das Zuhause des erkrankten Ehepaars weiter im Norden der Gemeinde aufgestellt worden.

Dabei wurde eine zweite Tigermücke beim Friedhof entdeckt. Allerdings fand sich das Insekt, das die Nähe zu Menschen sucht, nicht im Umfeld des kranken Paares, beruhigt der Biologe der Kabs. Einen Grund zur Panik habe es daher nicht gegeben, wohl aber zu erhöhter Aufmerksamkeit.

Bekämpfung der Tigermücke in Brühl gestartet

Und so startet nun bis in den September hinein eine Bekämpfung der exotischen Tigermücke auch in Teilen von Brühl, erklärt Jerrentrup. Ziel sei es, die Verbreitung der Mücke einzugrenzen. Zum einen werden im Brühler Bekämpfungsgebiet – vom Friedhof bis zur südlichen Hauptstraße – Fallen für ein Monitoring aufgestellt, um festzustellen, ob es dort noch weitere Tigermücken gibt. Zum anderen werden die rund 100 Haushalte in der Nachbarschaft dieses Gebiets zunächst direkt über die Bekämpfung per Flugblatt informiert und dann persönlich von Kabs-Mitarbeitenden besucht, fasst der Projektleiter die Schritte zusammen, die noch im April erfolgen sollen.

Eine tote weibliche Tigermücke liegt in den Räumen der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) in einer Petrischale. © Uwe Anspach

Je nach Ausmaß des ermittelten Tigermückenbefalls erfolgt anschließend die Bekämpfung der möglichen Brutstätten von Tigermücken. Diese sind beispielsweise Wasseransammlungen in Blumentopfuntersetzern, Vogeltränken, Dachrinnen oder offene Regentonnen. Die Einwohner könnten dabei bereits präventiv einer Ansiedlung entgegenwirken, indem sie zu Beginn des Frühjahrs ihren Garten, Balkon oder Fensterbretter auf mögliche Brutstätten überprüfen und über den Sommer Wasseransammlungen möglichst vermeiden.

Sichere und effektive Mückenbekämpfung für die Bevölkerung

Können Brutstätten jedoch nicht beseitigt werden, wie etwa in Hofgullys, oder werden Wasseransammlungen im Sommer benötigt, beispielsweise zum Gießen der Pflanzen im Garten, sei eine regelmäßige biologische Behandlung der Brutstätten notwendig, erklären Kabs und Gemeindeverwaltung in einer gemeinsamen Informationsschrift. Dazu werde auf einen Wirkstoff zurückgegriffen, der aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis (B.t.i.) gewonnen werde und gezielt Stechmückenlarven angeht. „Der Wirkstoff tötet lediglich Mückenlarven ab, ist jedoch für andere Insektengruppen wie zum Beispiel Bienen sowie auch für Haustiere, Igel, Vögel und den Menschen völlig unbedenklich“, wird unterstrichen. Für den Einsatz der Kabs-Mitarbeitenden entstünden den Betroffenen keine Kosten, wird noch hervorgehoben.

Die im Vergleich zu heimischen Stechmücken relativ kleine Tigermücke ist tagaktiv, stechfreudig und an ihrem charakteristischen schwarz-weißen Muster sowie an einer markanten, weiß-silbrigen Linie, die vom Kopf zum Rücken verläuft, erkennbar. Sie lebt nicht in den Rheinauen, sondern in unmittelbarer Nähe der Menschen – bei Häusern und in Gärten.

Redaktion

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