Brühl. Wenn Katie Freudenschuss am Donnerstag, 7. April, in der Festhalle erstmals vor das Brühler Publikum tritt, dann macht sie das als frischgebackene Trägerin des Deutschen Kleinkunstpreises. Im März wird ihr nämlich die renommierte Auszeichnung in der Kategorie „Chanson, Lied, Musik“ verliehen. Bevor sie diese wichtigste Auszeichnung in Sachen Kabarett und Kleinkunst in der Bundesrepublik erhält, haben wir mit Katie Freudenschuss gesprochen – über ihr aktuelles Programm „Einfach Compli-Katie!“, aber auch über Corona und digitale Anfeindungen.
Wahrscheinlich können Sie diese Frage schon nicht mehr hören – deshalb stellen wir sie ganz zu Beginn – dann ist das Thema durch: Katie Freudenschuss – ist das Ihr wirklicher Name?
Zur Person: Katie Freudenschuss
Katie Freudenschuss ist Kabarettistin, Musikerin, Sängerin, Autorin und Improvisationstalent.
Die halbösterreichische Hessin lebt in Hamburg. Dort absolvierte sie den Popkurs an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater.
2008 bekam sie ein Stipendium der Celler Schule. Seitdem schreibt sie Songtexte für sich und andere Künstler.
Sie tourt seit 2014 erfolgreich mit ihren Soloprogrammen über die deutschsprachigen Bühnen.
Das zweite Programm heißt „Einfach Compli-Katie!“.
In renommierten TV-Formaten wie „Die Anstalt“, „Ladies Night“, „Pufpaffs Happy Hour“ „3sat Festival“ und anderen ist sie längst gerngesehener Gast. ras
Katie Freudenschuss: Katie Freudenschuss ist natürlich ein Künstlername. Mein bürgerlicher Name ist Katja Freudenschuss. Den Nachnamen habe ich von meinem Vater, der ihn aus seiner österreichischen Heimat mitgebracht hat. Ich bin eine halböstereichische Hessin.
Zweite Standardfrage in dieser Zeit: Wie haben Sie die Pandemie-Jahre hinter sich gebracht?
Freudenschuss: Ich habe wie die meisten Kolleginnen und Kollegen natürlich sehr viel freie Zeit gehabt. Es waren sehr viele Auftritte, die zu Beginn nicht stattfinden konnten. In dieser Zeit habe ich so rund fünf, sechs Aufnahmen fürs Fernsehen gemacht. Und dann hat man sich halt durch die Zeit gekämpft, in der wir dachten, es ist wieder alles normal, weil man wieder durfte. Aber da war das Publikum zögerlich. Ich habe in der Zeit des Wartens meine Wohnung renoviert und habe ein paar Songs geschrieben. Und jetzt gerade habe ich das Gefühl, dass sich etwas tut. Die Leute haben wieder den Mut rauszugehen. Es fühlt sich an, als würde eine bessere Zeit kommen. Ich bin wirklich froh, dass es wieder losgeht.
Das Programm ist wegen der Corona-Pause nicht mehr ganz taufrisch – haben Sie es angepasst?
Freudenschuss: Es gibt ein paar Überarbeitungen in dem Programm. So singe ich weiterhin einen vor zwei Jahren sehr aktuellen Song, der allerdings neu eingebettet wird.
Was erwartet das Publikum noch von Ihnen ?
Freudenschuss: Es ist eine – wie ich finde – sehr gelungene Mischung aus Improvisation, Songs und eben auch satirischen Texten. Durch die Improvisation, die Gespräche mit und die Reaktionen vom Publikum erhält jede Show immer ihre individuelle Art. Ich möchte fast sagen, es endet jeder Abend ein wenig anders. Aber keine Angst vor der ersten Reihe: Es muss wirklich niemand auf die Bühne. Es geht zudem ein gutes Stück weit um die 1950er Jahre im Vergleich zu heute. Es gibt da ein altes Tagebuch, das ich gefunden habe, und das spielt eine gewichtige Rolle. Ich singe poetische und lustige Songs im Wechsel – ich glaube, es wird ein schöner Abend in Brühl.
In diesem Tagebuch spielt das Rollenbild der Frau eine große Rolle. Das hat sich wohl gewandelt, doch wo müssten gesellschaftlich noch Stellschrauben gezogen werden?
Freudenschuss: Ja, doch – es hat sich zum Glück gewandelt. Gleichwohl ist das Frauenbild schon ein Leitthema des Programms. Aber trotzdem wurde mir von vielen Männern gesagt, es sei für sie ein wahnsinnig unterhaltsamer Abend gewesen. Auch dieses feministische Programm macht Männern offensichtlich total Spaß. Doch zu Ihrer Frage: Es gibt immer noch das alte Thema der Gleichberechtigung, die einfach aus sich selbst heraus passieren muss – ohne dass ein Riesending drumherum gemacht wird. Gleichberechtigung, Gleichbezahlung und Gleichstellung sollten normal sein.
Improvisation: Kommt Ihr „jungfräulicher Block“ zum Einsatz?
Freudenschuss: Auf jeden Fall – es gibt ja sehr viel Raum für Improvisation im Programm. Aber viel mehr möchte ich eigentlich gar nicht verraten – die Brühler und ihre Nachbarn sollen einfach kommen und sich überraschen lassen. Es entsteht jedes Mal ganz viel aus der Situation heraus.
Sie sprechen auch viele politische Themen neben den Alltagsthemen an – gibt es da Anfeindungen?
Freudenschuss: Eigentlich weniger als man annehmen möchte. Aber natürlich: Jeder der sich in dieser Zeit öffentlich positioniert, findet immer wieder irgendeinen Menschen, der sich in den Netzwerken mehr oder weniger seltsam dazu äußert. Das geht gar nicht mehr ohne.
Wie gehen Sie damit um?
Freudenschuss: Ich positioniere mich nur in Dingen, hinter denen ich stehe. Und so kann ich gut damit klarkommen und versuchen tatsächlich mit diesen Leuten noch konstruktiv in Kontakt zu treten. Natürlich gilt das nicht bei beleidigendem Niveau – da lass ich mich nicht auf Schlachten ein.
Ist Ihnen die Kurpfalz ein Begriff oder eher noch ein weißer Fleck auf Ihrer Landkarte?
Freudenschuss: Sie meinen abseits des berühmten Jägers? Ja, ich habe auf jeden Fall schon auf Bühnen der Region gespielt – ich kann mich beispielsweise an Hockenheim erinnern. Und ich komme jetzt sehr gerne wieder in die Kurpfalz, weil man bei Ihnen sehr gut essen kann und nach den Shows mit dem Hund in einer schönen Umgebung unterwegs sein darf. So habe ich es zumindest in Erinnerung.
Info:
Karten für „Compli-Katie!“ am Donnerstag, 7. April, 20 Uhr in der Festhalle an der Rathauspforte, Telefon 06202/20030.
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