Brühl. Adolf Kolping war ein deutscher Priester, der sich insbesondere mit der sozialen Frage auseinandersetzte – und er war der Begründer des Kolpingwerkes mit seinen zahlreichen Kolpingfamilien. Dort kommen Christen zusammen, die etwas bewegen wollen in Kirche und Gesellschaft.
Im Dezember treffen sich viele dieser Gruppen zum Kolpingtag, um ihrem Namensgeber zu gedenken – so auch die Brühler Kolpingfamilie, die beim Totengedenken auf den Friedhof, einem gesellig-informativen Teil im katholischen Pfarrzentrum und einem Gottesdienst in der Schutzengelkirche gemeinsam feierte.
Glaube als Stütze: Pfarrer Erwin Bertsch hält tiefgründigen Vortrag
Vorsitzender Gerd Zirnstein begrüßte die rund 30 Teilnehmer der Feier, darunter auch den Präses, Pfarrer Erwin Bertsch, der auch den Hauptvortrag des Nachmittags hielt.
„Ich glaube – das wird oft gesagt und sehr unterschiedlich genutzt, so glaube ich, dass es Regen geben wird, oder ich glaube, es wird alles gut“, stieg der Seelsorger in seinen sehr durchgeistigten Vortrag ein. In der Theologie bedeute Glauben die Entscheidung dafür, dass im Innersten der menschlichen Existenz ein Punkt sei, der nicht aus dem Sichtbaren und Greifbaren bespeist und getragen werden könne, sondern an das nicht zu Sehende stoße, sodass es ihm berührbar und sich als eine Notwendigkeit für seine Existenz erweise.
Ehrungen und Begegnungen: Geselliger Austausch und Anerkennung langjähriger Mitglieder
Das Glauben sei so die „nicht auf Wissen reduzierbare Form des Standfassens des Menschen im Ganzen der Wirklichkeit, die Sinngebung, ohne die das Ganze des Menschen ortlos bliebe“, erklärte Bertsch. Christlicher Glaube bedeute damit die Option dafür, dass das nicht zu Sehende wirklicher sei als das zu Sehende, fasste der Pfarrer seinen Vortrag zusammen.
„Da haben wir jetzt etwas gehört, das wir erst einmal sacken lassen müssen“, meinte Zirnstein in seinen Dankesworten. In geselliger Runde bestand dazu bei Naschwerk und Getränken im Gespräch miteinander ausreichend Gelegenheit. Während dieses Teils sollten auch die Ehrungen für langjährige Mitglieder vorgenommen werden – da allerdings wegen der allgemeinen Krankheitswelle zurzeit nur ein zu Ehrender anwesend war, werden die übrigen nach und nach zu Hause ihre Ehrung erhalten.
Die Geehrten
- Für stolze 65 Jahre in der Kolpingfamilie werden Peter Fritz, Hans-Peter Nenninger und Walter Weiss geehrt
- Eine Ehrung für 60 Jahre Mitgliedschaft erhält Franz Steck
- 40 Jahre ist Michael Schulz bei der Kolpingfamilie
- Neu in die Kolpingfamilie Brühl aufgenommen wurden Professor Dr. Regina Ensenauer, Christofer Wolf und Marianne Pogadl.
Die musikalische Umrahmung des Kolpingsgedenkens übernahm Mechthild Mehrer, die auf dem Klavier mehrere stimmungsvolle Weihnachtslieder spielte.
Nach der seelischen Stärkung servierte Vroni Pfister eine leibliche mit einer feinen Kürbissuppe. Pfister hatte für jeden Besucher auch ein Papier mit einem besinnlichen Gedicht als kunstvoll gefaltete Überraschung vorbereitet.
Gottesdienst mit Diakon Kurt Gredel in Brühl: Wenig Schönes und Buntes
Ein weiterer Höhepunkt des Kolpingtages war der Gottesdienst mit Diakon Kurt Gredel. Ihm komme das Leben manchmal vor wie ein Wimmelbild – doch gebe es dort derzeit wenig Schönes oder Buntes zu sehen angesichts der Krisen, Katastrophen, Streit, Gewalt und anderen negativen Dingen. Es sei so viel zu verkraften, dass es oft zu Angst, Pessimismus und Verbitterung führe. Wie könne man dagegen angehen? Sich zurückziehen, Ellenbogen ausfahren und auf das Recht des Stärkeren setzen?
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Durch die Taufe mit dem Symbol des Wassers würde vieles weggewaschen, die Menschen würden dadurch frei sein, die frohe Botschaft Gottes sowie seine verzeihende und vergebende Liebe offen zu erfahren – das sei ein Weg.
Adolf Kolping habe in seiner Zeit mit ähnlich Verwerfungen zu kämpfen gehabt wie die Menschen heute. Kolping habe damals nicht angeklagt und alles schlechtgeredet, sondern mit seiner allgemeinen Haltung segensreich gewirkt.
Und dieser Aufgabe würden sich die Kolpingsfamilien auch heute noch verpflichtet fühlen, wenn sie Aktionen vor Ort organisierten und Menschen in der ganzen Welt helfen würden. Das würde es erleichtern, „an den Widrigkeiten des Lebens nicht zu verzweifeln, sondern Vertrauen zu haben in Gott und nach seiner Botschaft zu handeln“, so Gredel. ras
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