Brühl. Die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes für Burkina Faso melden aktuell nächtliche Ausgangssperren und den Ausnahmezustand für die meisten Provinzen – auch für die Provinz Koulpélogo in der Region Centre-Est, in der Brühls Partnergemeinde Dourtenga liegt. In großen Teilen des westafrikanischen Binnenstaates besteht „erhöhte Terrorgefahr“, heißt es beim Auswärtigen Amt.
Sicherheitsrelevante Vorfälle hätten zuletzt erheblich zugenommen. Nach dem Putsch in Niger hat die dortige Militärjunta ein Bündnis mit Burkina Faso und Mali geschlossen. Die Nachbarländer dürfen nun im Falle eines Angriffes einschreiten. Demnach wollen die Länder gemeinsam gegen die in den Ländern aktiven Terrorgruppen vorgehen und ihre Grenzen sichern.
Hohe Erfolgsquote in den Schulen
Unsere Zeitung hat beim Vorsitzenden des Förderkreises Dourtenga, Hans Zelt, nachgefragt, wie die Lage in der Partnergemeinde in Burkina Faso ist. Man sei mehr denn je „auf die Berichte unserer Partner in Dourtenga angewiesen“. Zelt hat die wichtigsten Aussagen von Bienvenue Abga, dem Präsidenten des Comitee Jumelage von Dourtenga, zusammengestellt und in Deutsch übersetzt: „In Dourtenga sind wir bemüht, insbesondere die Schüler und Studenten der verschiedenen Bildungsstufen zu unterstützen. Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass die Medikamente am Flughafen Ouagadougou eingetroffen sind. Die für diese Probleme zuständigen technischen Dienste haben uns darüber informiert und sofort wurden die notwendigen Verfahren eingeleitet“, berichtet er in einem Schreiben.
Bei den Schulen sei Dourtenga die erste Gemeinde in der Provinz Koulpélogo mit einer Erfolgsquote von 95,95 Prozent. Die Kinder hätten sich dort, wo sie zum Schutz vor Terroristen zusammengefunden hatten, auf die Prüfungen vorbereiten können. In der Abschlussklasse seien 16 von insgesamt 23 Schülern zum Abitur zugelassen worden – darunter elf Mädchen, was einer Quote von 69,69 Prozent entspreche, betont Abga.
„Die Nähschule machte ihren Abschluss mit 20 zugelassenen Lernenden, darunter 18 Mädchen und zwei Jungen, mit einer Erfolgsquote von 90 Prozent von 22 ausgebildeten Lernenden“, stellt der afrikanische Partner fest. Bienvenue Abga teilt den Brühler Partnern weiter mit: „Alle Aktivitäten orientieren sich am Thema Sicherheit. Im Juli waren die Konvois zeitweise ausgesetzt, weil Terroristen beim Verlegen neuer Landminen erwischt wurde. Hierdurch gab es in der Tat zeitweise ein Versorgungsproblem. In Kombination mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Getreideversorgung in Afrika, gab es einen Engpass besonders bei den Nahrungsmitteln.“
Die Straße nach Dourtenga, die ziemlich bald nach Tenkodogo zur Piste wird, verursacht laut Abga durch ihre Verminung immer wieder Probleme. „Im Moment sind wir verpflichtet, alle Hilfsgüter zunächst in Ouagadougou oder – falls dies nicht gelingt – in der Regionshauptstadt Tenkodogo aufzubewahren, damit es nicht in die Hände von Terroristen fällt, die Menschen töten und alles Material verbrennen sowie Lebensmittel und Medikamente wegnehmen.“
Verwaltung ist zentralisiert
Die Verwaltung von Dourtenga und der gesamten Provinz Koulpelogo befinde sich derzeit in Tenkodogo. Man warte darauf, dass der Staat die Wiedereröffnung der Schulen genehmige, bevor man mit dem Unterricht dort beginne. Die Regierung habe alle Missionen ausgesetzt, um Tragödien zu vermeiden, während die Eröffnung der Schule von der technischen Inspektion der Infrastrukturen durch die Behörden abhängig gemacht werde. „Die gesamte Bevölkerung von Dourtenga und darüber hinaus ist über die Landwirtschaftsschule in Dourtenga, die einzige in Koulpelogo, informiert.“
Das vom Bund geförderte Projekt der Landwirtschaftsschule ist vom Entwicklungsministerium verlängert worden. „Hier warten wir auf eine Normalisierung der Lage und die Wiederaufnahme des allgemeinen Schulbetriebes in der Provinz Koulpélogo“, erklärt Zelt. Manchmal finden Informationsveranstaltungen statt, jedoch in Anwesenheit der Freiwilligen für die Verteidigung des Vaterlandes“, berichtet der Präsidenten des Comitee Jumelage von Dourtenga.
„Ich teile Ihnen mit, dass Dourtenga seine Söhne als Freiwillige zur Verteidigung des Vaterlandes rekrutiert hat, um sich wie in allen Gemeinden vor Terroranschlägen zu schützen. Für den Beginn der Schulaktivitäten hängt es von der Sicherheitslage ab. Wenn der Staat die Öffnung der Schulen anordnet, wird alles noch vor Jahresende funktionsfähig sein.“
Es gebe „leichte Verbesserungen“, berichtet Bienvenue Abga an die Hufeisengemeinde: „Die Bevölkerung, vor allem Frauen und Kinder, leiden aber unter Nahrungsmangel. Bewaffnete Raubüberfälle sind zurückgegangen. Was die Schüler betrifft, besteht kein Grund zur Sorge, es gibt viele Schüler, die auf den Unterricht an der Landwirtschaftsschule warten. Wir engagieren uns stark für die Eröffnung der Landwirtschaftsschule, weil sie der Bevölkerung, insbesondere den Jugendlichen, die von deren Möglichkeiten überzeugt sind, eine große Hilfe sein wird“, heißt es im Bericht aus der Partnergemeinde.
Und Abga räumt ein: „Wir können allerdings nicht alles über das Leid der Bevölkerung erzählen. Jede Schüssel Reis und Getreide kann Leben retten. Da unsere Gemeinde im Binnenland liegt, ist es aber kompliziert.“
Bienvenue Abga sei vor drei Wochen in Dourtenga gewesen, berichtet Hans Zelt, der abschließend seine Sicht schildert: „In Dourtenga läuft es im Allgemeinen gut, außer dass der Verkehr ständig unterbrochen ist. Insgesamt geht es der Bevölkerung so gut es geht. So gibt es – nachdem sie im Juli zeitweise ausgesetzt waren – wieder regelmäßig Konvois und Unterstützung von Militärs und rekrutierten Freiwilligen. Diese reichen aber leider nicht aus, um die Menschen zu versorgen. Sie haben wir in diesem Jahr mit einer größeren Medikamentenlieferung unterstützt. Die normale Verwaltungstätigkeit und auch der Schulbetrieb sind derzeit ausgesetzt. Wir unterstützen hier die Initiative des Comitee Jumelage von Dourtenga, um den Unterricht weiterzuführen. Wir freuen uns deshalb über die schulischen Abschlüsse, die dort gemacht werden.“
Für den Förderkreis jedenfalls gibt es einen Vorstandsbeschluss die Hilfe fortzusetzen. Auch das geförderte Projekt der Landwirtschaftsschule wurde vom Entwicklungsministerium verlängert.
Angriffe weiter befürchtet
Bürgermeister Dr. Ralf Göck hat einem Bericht aus der Partnergemeinde aber entnommen, dass die Terrorgefahr inzwischen auch rund um Dourtenga groß sei, der Ort allerdings bislang von schlimmen Anschlägen verschont geblieben sei, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Man müsse allerdings jederzeit damit rechnen, dass die Gewalt auch in die Brühler Partnergemeinde hineinschwappe, hätte ihm der nach dem Putsch in Burkina Faso abgesetzte Bürgermeister von Dourtenga Armand Abgas erklärt.
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