Villa Meixner

Literaturabend in Brühl: Mischung aus Krimi und Geschichte

Barbara Hennl-Goll moderierte einen ausverkauften Krimiabend in der Villa Meixner in Brühl, bei dem sie und ihre Gäste eine Vielzahl von Neuerscheinungen aus den Genres Krimi und Thriller vorstellten.

Von 
Maria Herlo
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Barbara Hennl-Goll (v. l.), Jürgen Haber und Christina Schobert stellen Krimis und Thriller vor. © Dorothea Lenhardt

Brühl. Klar, dass der Krimiabend in der Villa Meixner ausverkauft war und klar, dass Barbara Hennl-Goll mit ihrer erfrischenden und erhellenden Moderation ihre Brühler Zuhörer begeisterte. Immer wieder ist es ein Genuss, ihr und ihren Gästen, diesmal Christina Schobert und Jürgen Haber, zuzuhören, um auf angenehme, anspruchsvolle Weise einen Überblick der wichtigsten Neuerscheinungen im Bereich Krimi zu bekommen. Das schätzt auch Kulturamtsleiter Jochen Ungerer an der Präsentation, die in Zusammenarbeit mit der Gemeinde durchgeführt werden und ausgesprochen erfolgreich sind.

Zwei Dinge machten den Abend zusätzlich besonders: Bei der Präsentation wählten die Experten aus den Büchern immer geschickt Passagen aus, die zwar viel über den Charakter des Krimis verrieten, über die Handlung aber nicht zu viel. Andererseits fanden sich auf ihrer Liste nicht nur Bestseller wieder, sondern auch das eine oder andere literarische Juwel.

Barbara Hennl-Goll leitet Abend in der Villa Meixner in Brühl ein

Hennl-Goll leitete den Abend mit einer ersten Empfehlung ein: die Krimireihe des Südtiroler Journalisten Lenz Koppelstätter. In „Das Flüstern im Eis“, muss Commissario Grauner gemeinsam mit seinem neapolitanischen Kollegen Inspektor Claudio Saltapepe einige Morde am Fuß des Ortlers aufklären. „Koppelstätter ist nicht nur ein spannender Krimi mit hintergründigem Humor gelungen, politisch aktuell und brisant, sondern auch ein farbenprächtiges Bild seiner Heimat. Die ganze Reihe ist entdeckungswert“, so ihr Fazit. Ebenso unterhaltsam machte sie Lust auf den historischen Roman „Die venezianische Verschwörung“ von Matteo Strukul, mit dem sie die Zuhörer ins barocke Venedig des Jahres 1725 mitnahm, „ein absolutes Muss für Leser, die spannende Krimis in prachtvoller historischer Kulisse mögen“. Als ungemein unterhaltsam charakterisierte sie zudem den Band „Das Mörderarchiv“ von Kristen Perrin über eine Frau, die ihr ganzes Leben damit verbringt, den ihr vorhergesagten Mord zu verhindern, sowie den Band „Fremde Götter“ aus der Reihe „Der Rabbi und der Kommissar“, den sie schon 2023 vorgestellt hatte und vor Kurzem der Autor selbst in Schwetzingen.

Die besprochenen Titel

  • Christof Weiglein: „Weißtannenhöhe“, Emons 2023, 288 S., 14 Euro.
  • Stephan Schmidt: „Die Spiele“, Dumont 2024, 416 S., 24 Euro.
  • Ambrose Parry: „Die Essenz des Bösen“, Piper 2023, 464 S., 18 Euro.
  • Michel Bergmann: „Der Rabbi und der Kommissar“, Heyne 2023, 272 S., 12 Euro.
  • Claire Keegan: „Kleine Dinge wie diese“, Steidl 2023, 112 S., 20 Euro.
  • Triona Walsh: „Schneesturm“, Fischer 2023, 384 S., 17 Euro.
  • Ulf Kvensler: „Der Ausflug“, Penguin 2024, 464 S., 17 Euro.
  • Matteo Strukul: „Die venezianische Verschwörung“, Goldmann 2024, 448 S., 15 Euro.
  • Kristen Perrin: „Das Mörderarchiv“, Rowohlt 2024, 400 S., 18 Euro.
  • Lenz Koppelstätter: „Das Flüstern im Eis“, Kippenheuer & Witsch 2024, 13 Euro. her

Christina Schobert, ebenfalls passionierte Buchhändlerin und Lesebegeisterte, hatte „Weißtannenhöhe“ in ihrem Gepäck, eine von Christof Weiglein geschriebene True-Crime-Geschichte. 1928 wurden zwei Frauenleichen im Hochschwarzwald entdeckt, ein Verbrechen, das trotz jahrelanger Ermittlungen nicht aufgeklärt wurde. Anhand akribischer Recherchen bringt der Autor, fast 100 Jahre danach, den wahren Fall zu einem fiktiven Ende.

Buchvorstellung in Brühl: Olympische Spiele oder Historischer Kriminalroman

Auf der Liste von Schoberts Empfehlungen standen auch Stephan Schmidts Roman „Die Spiele“, in dem es um die Vergabe der Olympischen Spiele in Shanghai 2021 geht, dessen Handlung aber auch in die deutsche Geschichte führt, „aktuell, fesselnd, lesenswert“, sowie „Die Essenz des Bösen“, der dritte historische Kriminalroman von Ambrose Parry, in dem 1850 ein grausamer Fund Edinburgh erschüttert.

Mit im Boot war auch Jürgen Haber. Er hat nicht nur drei außergewöhnliche Romane mitgebracht, „die nichts für schwache Nerven sind“, sondern auch sein Akkordeon „Emma“, das ihn unterstützte und mit ihrem warmen, weiten Klang sowie Habers natürlich fließendem Spiel dem Abend eine eigene Farbgebung verlieh.

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Bei „Kleine Dinge wie diese“ von Claire Keegan habe ihn zunächst das Cover angesprochen, doch auch der Inhalt habe ihn nicht mehr losgelassen. Protagonist ist ein Kohlehändler im Irland der 1980er Jahre, der zufällig hinter den Mauern eines Nonnenklosters Schreckliches entdeckt. Insbesondere die Sprache habe ihn begeistert, mit der die irische Autorin beschreibt, wozu Menschen fähig sind.

Mit „Schneesturm“, dem Debütthriller von Triona Walsh und „Der Ausflug“ von Ulf Kvensler empfahl Haber zwei weitere Romane, die „ebenso unterhaltsamen wie spannenden Lesestoff bieten“.

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