Brühl. Frei nach dem Motto „Aus Grau mach Bunt“ machten es sich die Teilnehmer des Brühler Ferienprogramms an diesem sonnigen Mittag zur Aufgabe, die triste Fußgängerunterführung in Nähe des Steffi-Graf-Parks neu zu gestalten. Organisiert wurde die Aktion von der mobilen Jugendarbeit des Postillons. Mit Sprühdosen bewaffnet machten sich die Kinder und Jugendlichen ans Werk – statt, wie sonst häufig der Fall, illegal bei Nacht und Nebel Aktionen Wände zu besprühen, war das Malen an diesem Tag komplett legitim und wurde sogar von der Gemeinde unterstützt.
„Glücklicherweise hat sich die Gemeinde dazu bereiterklärt, die Kosten für die Ausrüstung zu übernehmen“, berichtet Sozialarbeiter und Mitglied der mobilen Jugendarbeit Brühl Emanuel Kuderna. Die Gemeinde habe ebenso die Unterführung vor Beginn des Ferienprogramms komplett weiß streichen lassen, um den Kunstwerken einen geeigneten Hintergrund zu schaffen – auch dafür sind Kuderna und die anderen Beteiligten sehr dankbar.
Es ist ein voller Erfolg
„Vor drei Monaten haben wir bereits ein Wasserpumpenhäuschen in Brühl mit Graffitis verzieren dürfen. Weil diese Aktion ein voller Erfolg war, hat die Gemeinde vorgeschlagen, als Teil des Brühler Ferienprogramms doch auch der grauen Unterführung hier mal einen neuen Anstrich zu verpassen. Diesen Vorschlag haben wir natürlich dankend angenommen und in die Tat umgesetzt“, freut sich Kuderna über die tolle Zusammenarbeit mit der Gemeinde.
Als professionelle Unterstützung haben sich die Jugendarbeiter Florian Feigenbutz herangeholt. Er verschönert schon seit über 20 Jahren Wände mit unterschiedlichsten Motiven und war auch schon bei der Aktion am Wasserpumpenhäuschen mit von der Partie. „Im Sprayen habe ich meine Wurzeln. Auch meine Arbeit als Siebdrucker ist viel von graffitilastigen Designs geprägt“, dementsprechend könne er den jungen Teilnehmern gute Anleitungen und Hilfestellungen geben.
Den jungen Teilnehmern der Aktion war es selbst überlassen, was für Designs sie auf die Wand bringen wollten. Die 13-jährige Zoey und die 12-jährige Tosca haben sich für ein gemeinsames Projekt entschieden: Ein grimmiges Einhorn aus dessen Spitze ein bunter Regenbogen entspringt, sollte es werden.
„Wir haben beide zum ersten mal Graffiti gemalt“ verraten die Jugendlichen einstimmig. Zoey erzählt, ihr Bruder habe früher gesprüht und vielleicht werde sie mit ihm noch mal gemeinsam malen gehen. Tosca hingegen ist nicht sehr begeistert vom Graffitimalen, und wird es wohl in Zukunft auch nicht noch einmal probieren.
Die 17-jährige Brühlerin Amelie besprühte an diesem Tag auch zum ersten Mal Wände mit ihren Motiven. „Ich habe durch die Ausschreibung von der Aktion erfahren und mich sofort angemeldet. Ich muss sagen: Es hat sich wirklich gelohnt“, meint die Brühlerin. Sie könnte sich vorstellen, zukünftig noch öfter die Spraydose in die Hand zu nehmen – wenn, dann aber nur auf legalem Weg.
Graffiti als echte Kunstform
Apropos legal: Graffitis werden von vielen noch immer nicht als Kunstform angesehen, sondern eher als Verschandelung des Stadtbildes. Natürlich sind sogenannte Tags – sehr einfach gehaltene Schriftzüge, die meist nur den Künstlernamen des Sprayers zeigen und die auf größtmögliche Aufmerksamkeit setzen – nicht besonders schön anzusehen. Aufwendig und schön gestaltete Gemälde oder Schriftzüge können allerdings durchaus zur Auflockerung einer tristen urbanen Landschaft beisteuern.
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Emanuel Kuderna freut sich über die Wandlung der gesellschaftlichen Sicht auf das Thema Graffiti: „Langsam aber sicher wird das Sprühen als Kunstform akzeptiert. Das sieht man beispielsweise daran, dass uns die Gemeinde so großzügig bei dieser Aktion unter die Arme gegriffen hat.“
Zum Schluss machen die Jugendarbeiter noch darauf aufmerksam, dass sie Jugendlichen in allen möglichen Angelegenheiten immer zur Verfügung stehen: „Wer private Probleme hat, in der Schule nicht zurande kommt oder mal ein bisschen rauskommen will, der ist eingeladen, in das Jugendhaus im Rennerswald zu kommen und uns anzusprechen“, so Kudernas Kollegin Lea Giese.
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