Festhalle

Musikalische Weltreise: "HardChor" überzeugt mit Vorpremiere in Brühl

Der Heidelberger Männerchor "HardChor" präsentiert sein Programm "Männerschicksale 12: Nicht mein Zirkus!" vor einem begeisterten Brühler Publikum. Mit einer Mischung aus A-cappella, Comedy und Philosophie.

Von 
Marco Montalbano
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Der Heidelberger „HardChor“ gastiert in der Festhalle mit seinem neuen Programm „Männerschicksale 12: Nicht meine Zirkus!“ © Marco Montalbano

Brühl. Es war sicher eines der Highlights der Saison: Der Heidelberger „HardChor“ stellte zum ersten Mal sein insgesamt elftes Programm mit dem Titel „Männerschicksale 12: Nicht mein Zirkus!“ der Öffentlichkeit vor. Man goutiere den Witz bei der Benennung, der den Humor des stimmgewaltigen Männerchores gut widerspiegelt.

Es kamen rekordverdächtige 350 Zuschauer – noch mehr und man hätte sie stapeln müssen – in den Genuss, vor der eigentlichen Premiere in Heidelberg, das neue Programm in der Hufeisengemeinde zu erleben. Thematisiert wurden in den Liedern Gedanken über Change-Management im fortgeschrittenen Mannesalter, die Lust und den Frust am und durch das Alleinsein und das Ausbrechen durch Flucht in ferne Länder.

Das Publikum findet das neue Programm mit seiner Mischung aus Homor und meister-licher Gesangsleistung erkennbar gut © Montalbano

Mit ihrer erneut einmaligen Mischung aus hochwertiger A-cappella-Musik, Comedy und einem Schuss Philosophie punktete der Chor auf ganzer Linie, sodass sich das Publikum am Ende bei dem über 20 Mann starken Ensemble unter der Leitung von Bernhard Bentgens mit tosendem Applaus bedankte.

"HardChor" in der Festhalle: Von Brühl nach Brasilien

Regungslos auf die Bühne drapiert begrüßten die Künstler zu Beginn der Show als atmendes Stillleben die Zuschauer. Zu hören waren Bahnhofsdurchsagen, die, neben der Aufforderung, sein Gepäck nicht unbeaufsichtigt zu lassen, auch den Hinweis enthielten: „Zur Förderung des Umgangs ist Gesang nicht auszuschließen“, wodurch, ohne dass einer der Akteure mit der Wimper gezuckt oder geschweige denn gesungen hatte, die ersten Lacher generiert wurden.

Mit Urlaubshüten und Koffern waren die Sänger erkennbar „reisefertig“. Doch wohin sollte es gehen? Auf die Reise des Lebens aus Männersicht, wie eingefleischten Fans sofort klar gewesen sein dürfte. Mit dem ersten Titel „Nicht mein Zirkus!“ wurde betont: Man muss sich auch mal zurückhalten, die anderen machen lassen. „Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen, die werden ihren Kram schon schaffen“, erklang es.

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Dann ging es mit „Brasil“, von ihrem „nächsten Ziel“ träumend, an die Copacabana, gefolgt von „Just The Two Of Us“ dem bekannten Klassiker von Grover Washington Junior, in neuem Textgewand, bei dem gesungen wurde: „Volle Wolle gibt’s nicht mehr“, auf die zunehmend oder gänzlich fehlende Haarpracht anspielend. Toll war „Junimond“, im Original von Rio Reiser, den viele mitsangen und bei dem Manfred Kern mit seiner Blues-Mundharmonika auf den Spuren von Stevie Wonder wandelte.

Humor kommt bei Auftritt in Brühl nicht zu kurz

Herzhaft gelacht werden durfte auch bei den kabarettistischen Dialogen zwischen den Stücken. Als Vorbereitung auf den Gianna-Nannini-Titel „Latin Lover“, beim „HardChor“ herrlich neu benannt als „Woll-pul-Lover“, gab es ein die Lachmuskeln strapazierendes Wortgefecht, bei dem Deutsches und Italienisches gegenüber gesetzt wurde.

So lautete die Antwort auf Giorgio Armani „Trigema“, auf „Roma“ wurde „Strümpfelbach“ entgegnet, auf Giacomo Casanova Heino und auf „Vitello Tonnato“ konnte die Antwort – der geneigte Leser wird es sich schon denken – nur „Spätzle mit Soß“ lauten.

Gesanglich wie humoristisch top präsentierte sich der „HardChor“ selbst nach so vielen Jahren auf der Bühne wieder neu, konsequent das Schicksal der Männer auf hohem Niveau humorvoll be- und durchleuchtend. Dabei wurde auch vor schwarzem Humor à la Monty Python nicht zurückgeschreckt, wie der Titel „Eine gute Nachricht“ zeigte.

„Wir alle zerfallen zu Staub. Die gute Nachricht? Nicht heute“, wurde skandiert. Dann blieben doch nur noch die Fragen, wohin man sich verändern wolle, vielleicht ja nach Brasilien und das Leben feiern, solange es währt, „schläfst du heute bei mir?“

Die Aufführung, die das (männliche) Leben feierte, das unvermeidbare Finale stets im Blick, endete erst nach mehreren Zugaben und der Erkenntnis des Philosophen Paul Karl Feyerabend: „Everything goes!“ Sogar, erstmals, eine weibliche Regisseurin: Clara Kalus.

„Tolle Titelauswahl“, meint der in Brühl für Kultur Verantwortliche

Besucherin Carmen Kremoser gefiel der Auftritt, die meinte: „Ich habe sie schon oft gesehen. Guter Chorgesang, Comedy und tolle Musiktitelauswahl. Was will man mehr?.“ Der Brühler Peter Schönau habe den „HardChor“ noch nicht gekannt. Er gab zu Protokoll: „Mal was anderes als ein reiner Chor. Toll. Gerne noch mal.“

Amtsleiter Jochen Ungerer – im Rathaus auch für die Kultur zuständig – freute sich: „Es ist bombenvoll. Das sagt eigentlich schon alles. Die Sänger sind das zweite Mal hier. Beim ersten Mal gefiel es ihnen so gut, dass wir damals schon den nächsten Auftritt vereinbart hatten.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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