Brühl. Das Funknetz werde löchriger, hatte Bürgermeister Dr. Ralf Göck auf eine Anfrage von Gemeinderat Wolfram Gothe (CDU) in der jüngsten Sitzung geantwortet. Zwei Privatleute hätten ihre Verträge mit Vodafone nicht verlängert, deshalb sei das Unternehmen dazu gezwungen gewesen, die Antennen abzubauen.
Unsere Zeitung wollten nun wissen, wie viele Antennen Vodafone auf Hausdächern in der Hufeisengemeinde überhaupt hat und warum einige Antennen abgebaut worden sein sollen. Umweltberater Dr. Andreas Askani durfte keine Auskunft geben – aus Datenschutzgründen.
Vodafone Deutschland treibt den Ausbau des 5G-Netzes voran. Man habe „noch einmal einen Gang hochgeschaltet und schon jetzt tausende weitere 5G-Antennen aktiviert“, teilte der Konzern Anfang des Jahres mit. Bei der Netzoffensive im Mobilfunk sollten im neuen Geschäftsjahr mehr als 7000 weitere Bauprojekte umgesetzt werden. Auf unsere Anfrage, warum in Brühl Antennen abgebaut worden seien, antwortete die Pressestelle von Vodafone nicht.
Zur Installation von Antennen auf öffentlichen Gebäuden in Brühl und Rohrhof könne das Unternehmen nicht ausweichen, hatte Göck in der Sitzung erklärt. Es gebe einen Grundsatzbeschluss, der das verhindere. Der Gemeinderat könne das allerdings jederzeit mit einem entsprechenden Beschluss wieder ändern.
Suche nach zwei Standorten
Bereits vor einem Jahr hatte sich der Ausschuss für Technik und Umwelt mit der Errichtung einer neuen Mobilfunksendeanlage durch das Unternehmen Vodafone für den Ortsteil Rohrhof und einer im Bereich des Brühler Blumenviertels beschäftigte. Der Rohrhofer Mast soll in einem Suchkreis im Bereich zwischen Schiffstraße und Rheinauer See, Pfalzstraße und Voßstraße errichtet werden.
Die Gemeinde kann jeweils Stellungnahmen zur Ausbauplanung abgeben und gegebenenfalls Einwände vorbringen. Der Gemeinderat kann nicht viel anderes machen, als den Suchkreis zur Kenntnis nehmen. Mitunter scheitere der Ausbau von Standorten für Mobilfunkmasten an Widerständen vor Ort, heißt es in der Mobilfunkstrategie der Bundesregierung.
Die Netzabdeckung für Brühl kann man über die elektromagnetische Felder EMF-Karte der Bundesnetzagentur abfragen. Sie zeigt bundesweit alle Standorte, die eine sogenannte Standortbescheinigung erhalten haben. Auch Small Cells sind auf der Karte aufgelistet. Die Kleinzellen verstärken das Netz an Orten mit besonders hoher Nachfrage nach Mobilfunk, zum Beispiel in Innenstädten, Fußgängerzonen, an Bushaltestellen, an Sportstätten und überall dort, wo mehr Netzkapazitäten nötig sind.
Bislang fünf Antennen aktiv
Außerdem veröffentlicht die Karte Ergebnisse der EMF-Messreihe. Für diese Messungen fahren Mitarbeitende der Bundesnetzagentur jedes Jahr mehr als 1000 Orte an, um dort den jeweiligen Funkverkehr zu messen.
Die Bundesnetzagentur ist die ausführende Behörde der Verordnung über das Nachweisverfahren zur Begrenzung elektromagnetischer Felder. Diese Geräte sind teilweise so klein, dass sie sogar in Litfaßsäulen, Laternen oder Ampeln integriert werden können.
Für die Bürger seien diese Anlagen gesundheitlich unbedenklich, beruhigt die Bundesnetzagentur: „Small Cells geben im Betrieb nur so viel Funkleistung ab wie nötig und halten aufgrund ihrer Installation die Grenzwerte für elektromagnetische Felder ein.“
Für Brühl und Rohrhof weist die EMF-Karte keine Small-Cell-Funkanlagen aus. Angezeigt werden dagegen die Standortbescheinigungen für Sendeantennen in der Rheinauer Straße, der Mannheimer Straße, der Karlsruher Straße sowie An den Werften und in der Hauptstraße. Das macht unter dem Strich fünf Masten für die Gemeinde – zu wenig, wie nicht nur die Experten, sondern auch viele Nutzer auf der Suche nach Empfang meinen. Und doch möchten die wenigsten einen Sendemast in direkter Nachbarschaft zu ihrem Zuhause haben – da beißt sich die Katze in den Schwanz.
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