Gemeindezentrum

Oskar Ackermann stellt in Brühl sein Buch vor

Gemeinsam in der Bibel „määner sehe“ - das versprach der in Brühl lebende Pfarrer i. R. Oskar Ackermann seinen Zuhörern. Ein Versprechen, das er mit seinen biblischen Geschichten in Mundart auch hielt.

Von 
Maria Herlo
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Der Organist Ekkehardt Spindler, Mundartpfarrer Oskar Ackermann, Forotgraf Michael Anselm und Buchhändlerin Barbara Hennl-Goll gestalten mit den biblischen Geschichten einen stimmigen Abend. © Florian Anselm

Brühl. Mundart ist wunderbar. Sie ist direkt und frisch, mitunter auch zärtlich. Und sie kann alles: furios und witzig sein, scharfzüngig und liebenswürdig, insbesondere aber heimelig. Wie die biblischen Geschichten, die Pfarrer i. R. Oskar Ackermann im evangelischen Gemeindezentrum im „symbadische Kurpfälzisch drum-rum verzählt“ hat. Mit jeder einzelnen versetzte er die Zuhörer, die in großer Zahl erschienen sind, ins Staunen, forderte aber auch zum Nachdenken auf, weil sie, wie Ackermann betonte, die gewohnte Perspektive verlassen und einen anderen, neuen Blick auf die Botschaften der bekannten biblischen Texte werfen.

Darauf spielt auch der Titel des zweiten Bandes biblischer Geschichten in Mundart „Määner sehe“ an, den er kürzlich veröffentlicht hat und aus dem er einige Kostproben zum Besten gab. Und er ist nicht alleine gekommen. „Wir werden heute Abend einen besonderen Dreiklang erleben“, führte Ackermann in die Lesung ein. „Zum einen ist da die Musik, die der Organist Ekkehardt Spindler passend zum Thema des Abends ausgewählt hat“, sagte er, „zum anderen sind da die Fotografien von Michael Anselm, die ebenfalls ihre eigene Aussage haben und lokale Bezüge herstellen, und zum Dritten ist Barbara Hennl-Goll da mit einem Büchertisch sowie seine Texte mit ihrer eigenen mundartlichen Klangfärbung.“

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Er schreibe und spreche zwar in Mundart, erläuterte der Autor, doch lässt sich seine Mundart nicht auf einen Ort festlegen. „Ich wohne seit mehr als 30 Jahren in Brühl“, sagte er, „doch davor habe ich im Odenwald, Kraichgau und Südschwarzwald gelebt“, Gegenden, die in seinem „symbadischen Kurpfälzisch“ ihre Spuren hinterlassen haben.

Das Paradies gibt es auch in Brühl

Dass Mundart vom gesprochenen Wort lebt, ist sich Ackermann bewusst, denn sie brauche Klang, Mimik und Gestik - Zwischentöne, die der geschriebene Text nicht vermitteln könne. Spricht man ihn aber laut vor sich hin und hört in sich hinein, kann auch das Lesen zum gewünschten Erfolg führen. Wie viel Kraft in der Mundart steckt, zeigte er schon mit der ersten Geschichte, in der es um den „Garten Eden“ aus der Genesis ging. Sie trägt den Titel „Oh, wie is des scheen“ und erzählt augenzwinkernd, wie die Welt erschaffen wurde: „Bei den Schöpfungsmythe wimmelt es nur so vun Götter, Halbgötter, G’stirne, Geister, Riese, Elfe un was sunst noch alles. Un unser heutig Wissenschaft dud uns erkläre, dass es en saumäßige Urknall g’west sei. Alla gut.“

Dazu zeigte Michael Anselm auf einer großen Leinwand das Bild „Es ist Gottes gute Schöpfung“, auf dem ein fröhlich sprudelndes Bächlein zu sehen war zwischen grünen Ufern. Es ist eine Fotografie aus der Region, die zwar die Handlung veranschaulicht, aber auch eine eigenständige Botschaft vermittelt: Das Paradies ist hier, auf Erden, keine drei Schritte weg, man muss es nur wahrnehmen.

Zahlreiche Zuhörer amüsieren sich bei der Lesung im evangelischen Gemeindezentrum blendend, doch es gibt auch viel Nachdenkliches zu hören und zu sehen. © Lenhardt

Persönlich Erlebtes schildert Ackermann in „Määner wie Spatze“, eine Geschichte, die Bezug nimmt zu „Die Vögel unter dem Himmel“ aus dem Matthäusevangelium: „Es is for mich immer wieder e Freud, an’em scheene Summerdag in unseren Garde z’sitze. Was mer do alles an Vöggle z’sehe und z’höre kriegt“, las er, und wie sehr er sich darüber freue, obwohl die Tauben schon mal nerven können. Dass er ein Herz für Vögel hat, machte die Geschichte deutlich und welchen Platz die Menschen einnehmen: „Mir sin einzigartige G’schöpfe Gottes.“

Mundart liefert Brühlern Heiterkeit und gute Laune

Passend dazu lieferte der Fotograf Anselm das zugehörige Bild mit Gänsen und der Organist Spindler das Lied „Weißt du wie viel Sternlein stehen“. Dass Barbara Hennl-Goll ebenfalls perfekt das Kurpfälzische beherrscht, blieb den Zuhörern auch nicht verborgen. Abwechselnd mit Ackermann stellte sie Passagen aus der Geschichte „Alle derfe kumme“ so authentisch und nah am Leben dar, dass sie damit viel Heiterkeit und gute Laune im Saal auslöste.

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Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Liebster Jesu, wir sind hier“ endete dieser literarische Mundartabend, doch verweilten viele Besucher, um weiter zu diskutieren und den Erzählband zu erstehen, den sie von Ackermann signieren ließen.

Info: „Määner sehe“ von Oskar Ackermann ist mit der ISBN 978-3-347-69761-4 im Verlag Tredition erschienen. Die 152 Seiten kosten 14 Euro.

Freie Autorin

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