Was macht eigentlich . . . Oskar Ackermann? - Der frühere evangelische Pfarrer leitet den Männerkreis, agiert als Buchautor und spielt Clownssketche mit Dr. Axel Sutter

Was macht eigentlich Pfarrer Oskar Ackermann aus Brühl?

Von 
Maria Herlo
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Oskar Ackermann steht in seinem Garten in Brühl vor der blühenden „Katharina“. So hat er den Apfelbaum getauft in Anlehnung an Martin Luther. © Lenhardt

Brühl. Beim Gespräch mit dem früheren evangelischen Pfarrer Oskar Ackermann auf der Terrasse seines Hauses in Brühl gleitet der Blick über den gepflegten Garten, der eine vertraute Behaglichkeit verströmt. Gleich vorne steht auch ein Apfelbäumchen, vor dem das Foto für die Zeitung entstanden ist. „Wir haben es vor sieben oder acht Jahren gepflanzt und in Anlehnung an die Reformation und Luther Katharina getauft“, sagt der heute 78-jährige Hausherr. Und das passt zu ihm, zu einem Theologen, wie es nur noch wenige gibt.

Nichts von dem, was er sagt, wirkt gekünstelt. Wenn der rüstige Senior, der seit 2006 in Ruhestand ist, die vergangenen Jahrzehnte seines Lebens an wichtigen Stationen sichtbar macht, strahlt er eine unglaubliche Zufriedenheit aus.

Zur Person: Oskar Ackermann

Oskar Ackermann ist 1943 in Kolochau, heute Land Brandenburg, geboren und im Neckartal aufgewachsen.

Von 1949 bis 1953 besuchte er die Volksschule in Neckarelz und von 1953 bis 1962 das Gymnasium Mosbach.

Evangelische Theologie studierte er von 1962 bis 1969 in Heidelberg und Hamburg. 1967/68 absolvierte er in Forbach/Murgtal ein halbjähriges Lehrvikariat.

Nach seiner Ordination 1969 in Neckarelz war er bis 1971 als Vikar in Baden-Baden und Schopfheim tätig. 1971 erhielt er eine Pfarrstelle in Maulburg, danach in Kraichtal-Menzingen und Schopfheim. Von 1990 bis zu seinem Ruhestand 2006 war er Pfarrer in Brühl. Von herausragender Bedeutung waren seine 32 Mundartpredigten in „symbadischer Kurpfälzer Mundart“, die er nach Kürzungen und Nachbearbeitungen 2019 als Buch unter dem Titel „Üwwer’s Wasser dänzle“ veröffentlicht hat.

Oskar Ackermann lebt mit seiner Frau Wiebke Möhr-Ackermann in Brühl. her

Auf Nachfrage erzählt er, dass er in Kolochau – im heutigen Land Brandenburg – als Sohn eines Kantors geboren wurde, aber in Mosbach-Neckarelz aufgewachsen ist. „Dort ist die Familie meiner Mutter seit Jahrhunderten ansässig“, sagt Ackermann, „dort besuchte ich die Volksschule, in Mosbach dann das Gymnasium.“ Das Studium der evangelischen Theologie führte ihn nach Heidelberg und Hamburg. In den 36 Berufsjahren bestimmten Weggehen und Ankommen sein Leben. An unterschiedlichen Wirkungsstätten lernte er seine badische Heimat mit ihrer jeweils eigenen Mundart kennen, das Murgtal als Lehrvikar, Baden-Baden und Schopfheim als Vikar und Maulburg, Kraichtal-Menzingen und Schopfheim als Pfarrer. Dann kam er nach Brühl und blieb bis zu seiner Pensionierung.

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Wie er diese Zeit erlebt habe? „Schon die Ankunft 1990 ist mir angenehm in Erinnerung geblieben. Ich bin sehr gut aufgenommen worden. Da ich im Neckartal aufgewachsen bin, war mir der Kurpfälzer Menschenschlag vertraut, sodass ich bald heimisch geworden bin.“ Dass im Kreis Lörrach im südbadischen Wiesental, wo er siebzehn Jahre lang tätig war, ein anderer Menschenschlag zu Hause ist, machte er an einer Anekdote fest, aus der ersichtlich wurde, wie direkt die Leute hier sind im Unterschied zu den Alemannen, „bei denen es eine Weile dauert, bis sie etwas sagen“.

Von Hebel inspiriert

Er war also 15 Jahre Pfarrer in Brühl und verkündete das Wort Gottes, wie es vor ihm alle getan hatten. Und doch brachte er mehr mit. Neben den vielen Kasualien, den Gottesdiensten und der Seelsorge als Hauptaufgaben bereitete Oskar Ackermann in lockerer Folge Mundartpredigten vor und zeigte den Menschen, dass Fröhlichkeit und Tiefe sich nicht ausschließen. Wie es dazu kam? Diese Frage musste ja gestellt werden und Pfarrer Ackermann erinnert sich: „Im Wiesental lernte ich, den Wert der Mundart zu schätzen. Sie bietet viele aussagekräftige und einfache Bilder, ermöglicht Andeutungen und Zwischentöne und ist nahe am Leben der Menschen. In der Heimat des Dichters Johann Peter Hebel ist es selbstverständlich, Alemannisch zu sprechen, Mundart, die auch bei offiziellen Anlässen verwendet wird. Das faszinierte mich. Ich lernte zudem zwei Pfarrer kennen, die in dieser Mundart predigten. Das ließ in mir den Wunsch aufkommen, es auf Kurpfälzisch zu tun.“ Ab Mai 1991 begann er zu verschiedenen Anlässen auf Kurpfälzisch zu predigen. Und weil einige badischen Regionen aus seiner Sprechweise herauszuhören sind, nennt er seinen Dialekt treffend „symbadisches Kurpfälzisch“.

Von der Kanzel auf die Bühne

Im Ruhestand legte er die Hände nicht in den Schoß. Bis 2017 trat er in 23 Gemeinden als Mundartpfarrer auf. Die scherzhaft amüsanten Mundartpredigten wurden von den Zuhörern sehr geschätzt, sodass er begann, sie als Typoskripte zu verteilen. Allmählich erwuchs in ihm der Gedanke, sie in einem Buch zu veröffentlichen: „Ich begann die Predigten zu kürzen und sie zu biblischen Nacherzählungen umzuarbeiten. Einige schrieb ich ganz neu. Sie haben zwar einen biblischen Bezug“, erklärt Ackermann, „sind aber in freier Fantasie ausgestaltet.“

Er findet, dass ein Prediger zur Texttreue verpflichtet ist, ein Erzähler sich jedoch Freiheiten erlauben darf. In den 25 „biwwlische Gschichte“, die 2019 unter dem Titel „Üwwer’s Wasser dänzle“ erschienen sind, tritt uns Oskar Ackermann nicht nur als weltoffener, toleranter Pfarrer, sondern im gleichen Atemzug auch als feinsinniger, humorvoller Poet entgegen. Bei der ersten Vorstellung des Büchleins hat er eine Rekordzahl von Interessierten in die Bücherinsel gelockt, „leider kam die Corona-Krise dazwischen, sodass keine weiteren Lesungen mehr stattfinden konnten“, bedauert Ackermann.

Eine aktive Rolle spielte der Pfarrer auch bei der 850-Jahr-Feier der Gemeinde Brühl: „Von 2005 bis 2007 arbeitete ich bei den Vorbereitungen mit und schrieb für das Heimatbuch den Artikel über die Geschichte der beiden Kirchengemeinden“, so Ackermann, „auch in der ,Ortsschell‘, der Schriftenreihe des Brühler Heimatvereins, habe ich drei oder vier Artikel publiziert.“

Über die Jahre haben sich viele wertvolle Erinnerungen angesammelt. Die schönsten sind mit seiner dramaturgischen Ader verknüpft, die er ebenfalls in den Dienst der Gemeinde stellte. Im Reformationsjahr verkörperte er mit seiner Frau Wiebke das Ehepaar Luther und Ende Mai 2019 trat er zusammen mit dem Brühler Internisten Dr. Axel Sutter im Bühnenprogramm „Beim Wort genommen“ auf, wo sie den vollen Gemeindesaal mit witzigen Clowns-sketchen zum Lachen brachten. „Das hat unglaublich viel Spaß gemacht“, schätzt sich der Theologe glücklich, einen Traum erfüllt zu haben.

Langeweile? – Keine Chance!

Um der nachfolgenden Generation Informationen über die Familienverzweigungen zu hinterlassen, hat Oskar Ackermann im Ruhestand zudem zwei reich bebilderte Familienchroniken verfasst, die seines Vaters und seiner Mutter. Sie geben beide über 200 Jahre und neun Generationen Auskunft. Für die Familie Ackermann führte das im Jahr 2009 zu einem ersten großen Familientreffen nach 1945 in Mühlhausen/Thüringen. Dank einer so vielfältigen und engagierten Tätigkeit, zu der auch die Leitung des Evangelischen Männerkreises gehört, wird es Oskar Ackermann auch im Ruhestand nie langweilig.

Freie Autorin

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