Brühl. Zwar ist Pe Werner schon mehrfach in der Brühler Festhalle aufgetreten, aber trotz mehrfacher Ankündigung noch nicht mit dem Programm, das nun für Donnerstag, 5. Mai, geplant ist. „Eine Nacht voller Seligkeit“ heißt die Show, die die gebürtige Heidelbergerin mehrfach nach Brühl bringen wollte, bevor immer wieder etwas dazwischenkam. Im Interview spricht die Künstlerin im Vorfeld ihres langersehnten Auftritts über ihre Verbindung zur Region, zukünftige Projekte und den Umstand, dass sie keine Autoreifen verkauft, sondern nur das eine und genau richtige Produkt: Pe Werner.
Zur Person: Pe Werner
Pe Malou Werner ist 1960 in Heidelberg geboren. Aufgewachsen ist sie im Odenwald, heute lebt sie in Köln.
Im Alter von 16 begann Werner, eigene Musikstücke zu schreiben.
1989 veröffentlichte sie ihr Debütalbum „Weibsbilder“. 1991 erschien „Kribbeln im Bauch“, wofür Werner eine Goldene Schallplatte erhielt. Für ihr Album „Im Mondrausch“ wurde der Künstlerin der German Jazz Award verliehen.
Pe Werner hat 17 Alben veröffentlicht. Das aktuellste – „Von A nach Pe“ – erschien 2015. Außerdem ist sie als Schauspielerin tätig und hat mehrere Solo-Kabarettprogramme aufgeführt. lh
Wie fühlt es sich für Sie als Künstlerin an, dass die Corona-Auflagen weitestgehend weggefallen sind?
Pe Werner: Unwirklich fühlt sich das an. Wir haben ja jetzt schon in den letzten Monaten einige Konzerte spielen dürfen. Bei unserem Weihnachtsprogramm stellten wir fest: Das Publikum ist noch zögerlich. Die Menschen strömen nicht in die Konzerte. Das ist das, was wir von Künstler- und Veranstalterseite her mit Sorge betrachten. Wir wollen den Leuten vermitteln, dass es weiterhin Hygienemaßnahmen gibt oder dass sie gerne eine Maske tragen können, um sich sicherer zu fühlen, aber sie bleiben zurückhaltend. Veranstalter können so kaum mit festen Einnahmen und entsprechend für unsere Gagen kalkulieren. Jetzt kommen dazu noch der Krieg in der Ukraine und die Inflation. Die Menschen haben weniger Geld im Portemonnaie und das Publikum muss sich überlegen, wofür es Geld ausgibt, wenn die Butter plötzlich doppelt so viel kostet.
Wie sieht das – in Bezug auf die Corona-Pandemie – eigentlich die Privatperson Pe Werner?
Werner: Ich bin persönlich Befürworterin der Maske. Ich fühle mich im Supermarkt mit FFP2-Maske sicherer, zu meinem Schutz und zu dem der anderen. Aber ich finde es gut, dass Bürger zur Eigenverantwortung aufgerufen sind. Dass Menschen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen und montags immer noch demonstrieren gehen, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Von den Sicherheitsmaßnahmen habe ich mich privat nicht eingeschränkt gefühlt. Als Musikerin ist das aber schwer zu trennen, da ist Privates und Berufliches verwoben. Ich habe keine Autoreifen zu verkaufen, ich bin selbst das Produkt. Da fällt es schwer, wenn der Konzertkalender nur noch spärlich besetzt ist.
Sie sind 2018 zuletzt in Brühl aufgetreten, waren davor schon einige Male in der Festhalle zu Gast. Woran denken Sie dabei besonders gerne zurück?
Werner: Das ist für mich ja Heimatland. Ich bin im Odenwald aufgewachsen, das ist wie nach Hause zu kommen. Die Festhalle, die Veranstalter, das Publikum – wir freuen uns aufeinander. Mein Pianist Peter Grabinger kommt aus Ilvesheim, der riecht seine Heimat auf der Bühne in Brühl dann schon förmlich. Beim letzten Gastspiel haben wir uns gesagt, wenn wir wiederkommen, dann zur Spargelzeit, weil ich ja nun mal so gerne esse. Und jetzt hat das geklappt. Das ist, glaube ich, der dritte Versuch, erst war der Fußboden der Festhalle kaputt, dann kam die Pandemie.
Ihr Auftritt im Mai war erstmals für Mai 2020 angekündigt. Haben Sie an Ihrem Programm „Eine Nacht voller Seligkeit“ seitdem etwas geändert?
Werner: Nein. Das ist ein klassisches Programm, eine Revue. Ich erzähle darin meine eigene Geschichte anhand der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nach. Meine Vita ist ganz bunt. Meine Familie stammt ja ursprünglich aus Dresden, meine Eltern sind 1957 aus der DDR in den Westen gegangen. Anhand dessen kann ich ein Jahrhundert Deutschland erzählen, begleitet von Musik aus den 1920ern über die Popmusik bis in die Neuzeit.
Wie unterscheidet sich für Sie das Gefühl auf der Bühne im Vergleich zu einem Best-of-Programm wie „Von A nach Pe“, das Sie letztes Jahr unter anderem in Hockenheim aufgeführt haben?
Werner: Im Best-of-Programm finden sich meine Radiosongs, das, was die Leute auch von den Platten her kennen. Dagegen stehen nur drei Songs von mir in der Revue „Eine Nacht voller Seligkeit“, denn das ist mehr Show. Es gibt vier verschiedene Live-Programme von mir und die sind alle ganz unterschiedlich. Jetzt bei der Revue liegen zum Beispiel Rosen auf der Bühne – die hat es quasi schon geregnet, bevor ich überhaupt rauskomme – und wir haben ein rot-goldenes Samtsofa da stehen. Die „Nacht voller Seligkeit“ ist eine satirische Schlagerette. Das Best-of ist mein Pop-Programm.
Dürfen sich Fans bald auf ein neues Album freuen?
Werner: Das ist seit Januar 2020 fertig, aber die Plattenfirma hat sich bisher gegen die Veröffentlichung gesträubt, weil keine Promotion möglich gewesen ist. So wie es aussieht, soll es im Oktober 2023 erscheinen. Die Künstlerin in mir hätte es schon gerne längst veröffentlichen wollen, aber die Plattenfirma ist zurzeit noch zögerlich. Verständlich, denn es muss ja Geld für Marketing in die Hand genommen werden. Ohne Tour zur Veröffentlichung verpufft die Aufmerksamkeit rasch. Ich weiß von Kollegen wie den „Prinzen“ zum Beispiel, dass sie ihr Album zum Jubiläum zwar veröffentlicht haben, die Tournee aber um ein Jahr verschieben mussten. Das ist bitter.
Was planen Sie außerdem für die Zukunft?
Werner: In der Corona-Zeit habe ich die Biographie über Mary Roos geschrieben, die im Oktober im Rowohlt-Verlag erscheint. Es wird dann auch ein gemeinsames Bühnenprogramm von uns geben, in dem wir lesen und Schwänke aus unserem Leben erzählen. Die Projekte sind schon da, aber immer noch mit angezogener Handbremse.
Was möchten Sie dem Brühler Publikum im Vorfeld des Konzerts mitgeben?
Werner: Die Leute sollen einfach sich selbst mitbringen und gute Laune. Und wenn sie keine gute Laune haben, bekommen sie sie an dem Abend. Wir müssen uns alle erst mal wiederfinden, auch im privaten Bereich merkt man das. Viele haben in ihrem Umfeld Querdenker und Corona-Leugner. Das führt oft zu jeder Menge Aggression im zwischenmenschlichen Bereich und seit Ende Februar kam ja auch noch der Krieg vor unserer Haustür dazu. Als wir wieder spielen konnten im März, habe ich mich gefragt: „Was machst du angesichts dessen auf der Bühne?“ Ich habe dann einfach gesagt, was ich wahrhaftig empfunden habe: „Lassen Sie uns einen schönen Abend haben und mal zwei Stunden nicht an das da draußen denken.“ Wir können dem Publikum mit unseren Konzerten die Möglichkeit bieten, den Alltag mit dem Mantel an der Garderobe abzugeben.
Info: Es gibt noch Tickets für den Auftritt von Pe Werner in der Festhalle Brühl im Kundenforum unserer Zeitung am Schlossplatz.
Zu wenig Tickets verkauft Brühl. Die Veranstaltung von Pe ...
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