Stadthalle - Die gebürtige Heidelbergerin reiht bei der Spielzeiteröffnung einen Hit an den anderen / Gänsehautmomente bei ruhigeren und nachdenklichen Songs

Pe Werner lässt in Hockenheim die Rampensau mitreißend raus

Von 
Christina Lourenco
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Hits mit Ohrwurmpotenzial und Mitsinggarantie mit in die Stadthalle gebracht: Pe Werner und ihr Pianist Peter Grabinger treiben mit Songs wie „Weibsbilder“ die Stimmung nach oben. Doch auch für Besinnliches nimmt sich die Sängerin Zeit. © Lourenco

Hockenheim. Facettenreich – so könnte man das Konzert der bekannten und äußerst vielseitigen Sängerin, Songwriterin und Kabarettistin Pe Werner am Freitagabend in der leider nur spärlich besuchten Stadthalle bezeichnen. Nach langer Corona-Zwangspause hat die gebürtige Heidelbergerin die neue Spielzeit eröffnet und die Kultur zurück in die Stadthalle gebracht. „Von A nach Pe“ bezeichnet nicht nur das im Jahr 2015 erschienene 17. Album der Ausnahmekünstlerin, sondern auch ihr Best-of-Programm, mit dem sie nun endlich in Hockenheim auf der Bühne stand. Wieder dabei: Pianist Peter Grabinger, der Pe Werner bereits seit 1998 auf der Bühne begleitet.

20 Jahre ist es her, seit die Künstlerin zum letzten Mal in der Rennstadt gastierte. Den Konzertabend 2021 dürfte sie jedoch nicht so schnell vergessen, denn der Besuch in Hockenheim begann damit, dass sie zunächst knapp zwei Stunden im steckengebliebenen Aufzug am Bahnhof verbrachte, wie sie aus dem Nähkästchen plauderte.

„Kribbeln im Bauch“ als Opener

Vielleicht war das der Grund, warum sie ihren Konzertabend mit dem Echo gekrönten Hit „Kribbeln im Bauch“ eröffnete. 19 Wochen lang war das gleichnamige Album 1991 in den Charts, sodass es ein Leichtes war, das Publikum damit für sich zu gewinnen. Auch wenn die Besucherzahl überschaubar war, so war bereits zu diesem Zeitpunkt die Basis für beste Stimmung gelegt. Ihr Versprechen, an dem Abend die Rampensau rauszulassen, sollte Programm werden.

Poesie, Ironie und Herz fließen ein

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Schon folgte ein Hit nach dem anderen, abwechslungsreich und doch immer der rote Faden erkennbar. Ihr unverkennbarer Wortwitz und die genial kreierten Metaphern zogen sich nicht nur durch ihre Songs, sondern auch durch ihre unterhaltsamen, manchmal auch nachdenklich stimmenden Anekdoten zwischen den Liedern. Poesie, Ironie, Herz, Spiritualität gemischt mit virtuosem Songwriting – das alles waren Ingredienzen, die bei den Besuchern der Stadthalle mal ein Lächeln, mal ein Tränchen und sicher auch Gänsehaut hervorriefen.

Zudem bergen viele ihrer Hits Ohrwurmpotenzial und Mitsinggarantie. So auch die Songs „Weibsbilder“ oder „Geld zurück“, die durch Pe Werners volle Stimme besonders gut zum Tragen kommen.

Dass die Künstlerin auch ruhigere und oftmals nachdenklich stimmende Töne anschlagen kann, stellte sie ebenfalls unter Beweis. Bereits in der ersten Konzerthälfte holte sie sich dafür Unterstützung durch den Tonmeister Pit Lenz auf die Bühne. Mit dem Song „Deine Stimme“ erschufen sie gemeinsam mit Peter Grabinger am Flügel den ersten Gänsehautmoment des Konzerts, auf den direkt der nächste folgen sollte. Zu dritt stiegen die Musiker auf zum „Trio Grande“ und präsentierten a cappella den Song „Das Lebkuchenherz“.

Doch auch solo gelang es Pe Werner, in der zweiten Konzerthälfte ähnliche Gänsehautmomente mit ihren Songs „Herbstzeitlos“, „Trostpflaster“ oder „Schnee von gestern“ eine andächtige Stille im Saal zu erzeugen. Möglicherweise, weil sie manches Tabuthema enttabuisierte oder den Besuchern den Seelenspiegel vors Gesicht hielt, jedoch stets auf durchaus charmante Art und Weise.

Wer meint, dies hätte der guten Stimmung Abbruch getan, irrt. Geschickt lenkte sie immer wieder auf heitere Themen, machte in einer Geschichten beispielsweise ihr eigenes Singleleben ohne Datingplattformen zum Inhalt und verwies auf die romantische Hoffnung, am Folgetag beim „Hoggemer“ Bäcker ihren Traummann zu finden.

Fahrstuhltrauma in Song eingebaut

Selbst ihr Improvisationstalent konnte Pe Werner zur Schau stellen: Kurz nach der Pause ertönte der Pausengong ein weiteres Mal, was sie laut auflachen ließ und Anlass gab, ad hoc einen Witz daraus zu machen. Zum Schluss offenbarte sich dieses Talent erneut, als sie spontan und geschickt in den Song „Schnee von gestern“ ihr Tageserlebnis mit dem Fahrstuhl einbaute. Heiteres Gelächter war ihr damit sicher.

Das wahrhaft facettenreiche Programm riss die Besucher mit, die am Ende natürlich lautstark mehrere Zugaben einforderten. Beim Song „Die Sonnenmacherin“ unterstützte sie erneut Pit Lenz mit Gesang und Mundharmonika. Für den Nachhauseweg gab es ein weiteres Lied mit Gänsehautgarantie: „Der Mond ist aufgegangen.“ Besser hätte die Künstlerin mit rund 30 Jahren Bühnenerfahrung ihr Publikum wohl kaum in die Nacht entlassen können.

Info: Mehr Bilder vom Konzert unter www.schwetzinger-zeitung.de

Freie Autorin Christina Lourenco ist Freie Mitarbeiterin für das Gebiet Hockenheim und Umgebung, vorwiegend tätig im Bereich Kultur/ Event.

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