Brühl. „Chapeau – das, was ihr hier gezaubert habt, ist aller Ehren wert.“ Derjenige, der mit diesen Worten das 71. Fischerfest des Angelsportvereins Rohrhof „von der Bühne“ aus lobte, der muss es wissen, immerhin ist Markus Strube Vorsitzender des ASV Schwetzingen und damit Fachmann.
Aber auch der Brühler Bürgermeister Ralf Göck geriet angesichts der Kulisse des Festes zwischen Anglersee und Fischerhütte am Weidweg in seiner Begrüßung ins Schwärmen von der Schönheit des idyllischen Festplatzes, der am Freitagabend durch den Sonnenuntergang zwischen dramatisch sich auftürmenden Wolken noch an stimmungsvoller Atmosphäre gewonnen hatte. Und so blieben die beiden mit ihren Lobeshymnen nicht allein, viele Gäste auf den Bankreihen stimmten darin ein und fühlten sich erkennbar wohl im natürlichen Habitat der Anglerfamilie.
Neue Location für das Rohrhofer Fischerfest überzeugt
Nach 70 Jahren im Rohrhofer Ortskern war das Traditionsfest des Angelsportvereins vergangenes Jahr erstmals auf das Vereinsgelände am Weidweg umgezogen und hatte mit seiner Naturkulisse statt eines großen Bühnenprogramms punkten können. Allerdings wird auch dort neben der Geselligkeit auch die Unterhaltung gepflegt. So sorgte DJ Peter Bless am ersten Festabend mit seinem Griff in die CD-Box für passende Hintergrundmusik.
Das Programm des zweiten Festtages startete mit einem zünftigen Frühschoppen. Zum Mittagessen waren alle Plätze am malerischen Anglersee voll besetzt. Der Besucherstrom von befreundeten Vereinen sowie Besuchern aus Brühl und benachbarten Gemeinden, die das idyllische gelegene Fest als Zwischenstation für eine Fahrradtour zu schätzen wissen, ebbte nicht ab. Das hervorragende Wetter lockte so viele Besucher an, dass das begehrte Zanderfilet am frühen Abend bereits ausverkauft war. Dennoch bewirteten die ASV-Mitglieder ihre Besucher mit hervorragenden selbst zubereiteten Speisen weiter. Als die Partyband „Livestyle“ um Abend loslegte, stieg die Stimmung weiter, Schunkelrunden folgten Schlagermedleys und die Band wusste das Publikum mit italienischen Urlaubhits und deutschen Gassenhauern zum Mitsingen zu motivieren
Doch zurück zum Auftakt, da steht traditionell die Proklamation des Fischeradels im Zentrum, dem danach die befreundeten Vereine aus der Region ihre Reverenz erweisen – und nicht nur wegen des schönen Ambientes mitten in der Natur, sondern auch wegen der Herzlichkeit der Worte zeigte sich schnell, dass die Angler über die Ortsgrenzen hinweg eine große Familie bilden.
Stilecht war der Auftritt des Fischerkönigs und des jugendlichen Kronprinzen mit ihren jeweiligen Prinzen, denn zur Proklamationen kamen sie in Nachen über den abendlichen Anglersee gerudert. Zu den sphärischen Klängen von „Conquest of Paradise“ stiegen zunächst die erfolgreichen Jugendlichen, dann die erwachsenen Würdenträger am Steg an Land – begleitet vom Applaus der recht zahlreichen Zuschauer.
Joachim Dinies ist neuer Fischerkönig
Der Vorsitzende des Angelsportvereins Rohrhof Jürgen Uhrig übernahm die Proklamation der Würdenträger in gewohnt unterhaltsamer Art. Den höchste Titel sicherte sich beim Königsangeln der „Brassenflüsterer“ Joachim Dinies mit einem gigantischen Fisch kurz vor dem Ende der angesetzten Angelzeit, den er nur mit vollem Körpereinsatz hatte an Land ziehen können. „Das war wirklich eine Perle des Sees, ein Traum von einem Fisch.“ Mit diesem Fang habe der neue Fischerkönig sogar den Beinamen Poseidon verdient.
Der Erste Prinz war mit seinen 45 Lebensjahren schon viermal Fischerkönig –zuletzt in der abgelaufenen Saison. Jan Dorotik verbringe jede freie Minute am See und kenne sich deshalb bestens aus. Zwar habe er alles gegeben, aber beim Königsangeln habe er sich diesmal doch geschlagen geben müsse. So reichte er die Königskette an Dinies weiter. „Über unseren Zweiten Prinzen braucht man eigentlich nicht viel Worte zu verlieren, aber ihr kennt mich: Ich mache es trotzdem“, leitete Uhrig die Laudation auf das Urgestein der Rohrhofer Angler ein. Theo Endlich, der 89-jährige Veteran, habe sich mit seiner Dickköpfigkeit schon sechsmal durchgesetzt und die Königswürde ergattert. „Dazu hat es diesmal aber nicht gereicht – trotz seiner guten Old-School-Methode.“
Angelsportvereins Rohrhof hat aktive Jugendabteilung
Der Angelsportverein Rohrhof freut sich aber nicht über seine Senioren, sondern auch über eine engagierte Jugendabteilung. 15 Nachwuchsfischer sind im Verein aktiv –und das nicht nur beim Angeln, sondern, wie sich bei dieser Auflage des Fischerfestes einmal mehr zeigte, auch bei den Veranstaltungen ihres Vereins. Die Jugendwartin Stephanie Werle erinnerte bei der Vergabe der Würden in launigen Worten an die besonders Erfolgreichen des Jugendkönigangelns, bei dem es um die glitzernden Pokale ging. Bei diesem Fischen der „supertollen Jugend, auf wir so stolz sind“ sei kein Teilnehmer ohne Fang geblieben.
Kronprinz, also oberster Repräsentant der Jugend, wurde Ben Houschka. Seine Angelkarriere habe er als ambitionierter „Bissanzeiger“ gestartet, erinnerte sich Werle, denn der Jungfischer habe bei jedem Zucken der Angel freudig ausgerufen: „Ich hab‘ nen Biss!“ Das sei zwar oft Fehlalarm herausgestellt habe. Aber beim Jungkönigsangeln habe er seine Qualitäten unter Beweis gestellt. Dafür erhielt er beim Fischerfest die Insignien seiner neuen Würde. Sein Vorgänger im Amt Jonas Mallek übergab die Prinzenkette allerdings auf eher unorthodoxe Weise an seinen Nachfolger.
Erster Jugendprinz ist Jan Seibert, „unser Kämpfer und Ideenumsetzer, ein super ausgerüsteter Vollblutangler“, charakterisierte ihn Werle. Zweiter Jugendprinz wurde Maik Merkel, der Ruhige, der aber beim Fischen immer wieder voll stillem Elan seine Ausdauer unter Beweis stelle.
Der übrige Abend war der Geselligkeit und der Kulinarik gewidmet. Am Getränkestand und in der Küche hatten die Helfer des Angelsportvereins – unterstützt von dem Mitgliedern des Tauchsportclubs Neptun, die oft den Anglersee für ihre Unterwassertouren nutzen – alle Hände voll zu tun, um die Gäste zu versorgen. Neben den deftigen Leckereien vom Grill gab es natürlich auch die bei den Besuchern begehrten Zanderfilets, die mit Kartoffelsalat serviert wurden. „Lecker“, lautet das knappe, aber nachdrückliche Urteil einer Besucherin aus Brühl.
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