Für Fünftklässler

Schauergeschichten beim Leseabend an der Dönhoff-Realschule

In der Marion-Dönhoff-Realschule tauchen Fünftklässler in märchenhafte Welten ein, bevorzugen aber Schauergeschichten

Von 
Nicolai Lehnort
Lesedauer: 
Im Klassenraum von „Hexe“ Michele Hassler (l.) lösen die Schüler der Marion-Dönhoff-Realschule am Leseabend verschiedenste Märchenrätsel. © LEHNORT

Brühl. Wenn der dunkle Raum nur durch Kerzen und kleine Lichtquellen sanft erhellt wird und Isomatten und Kissen im Kreis auf dem Boden verteilt sind. Wenn Schulleiter Martin Jendritzki es sich mit einem orientalischen Turban um dem Kopf auf einem der vielen Kissen gemütlich macht und mithilfe einer Leselampe in die Welt der Märchenbücher zwischen Sindbad und Kalif Storch eintaucht, dann ist Leseabend an der Marion-Dönhoff-Realschule in Brühl.

Geht es bei der Eröffnung in der Aula am Mittwoch noch laut und turbulent zu, als die Tanzgruppe zum Lied „Ich nehm dich bei der Hand“ aus der Fernsehserie Simsalagrimm einen artistischen Auftritt hinlegt, die zehnjährige Nadia erst Rad und dann Hebefigur auf die Bühne zaubert, kehrt kurz darauf Stille ein in den Klassenräumen der Realschule.

85 Märchenbücher, eigens für diesen Abend entliehen unter anderem aus den Büchereien in Brühl, Ketsch und Schwetzingen, stehen den 64 Fünftklässlern zur Auswahl. Unter dem Motto „Märchenhafter Leseabend“ verteilen sie sich auf zwei Stationen – eigenständiges Lesen oder vorgelesen bekommen. Von den Gebrüdern Grimm über Märchen aus 1001 Nacht bis hin zu schaurigen Geschichten am Lagerfeuer wird für jeden Schüler etwas geboten. Teilweise müssen auch Rätsel gelöst werden wie im Klassenraum von Michele Hassler. „Das habe ich gut hinbekommen“, zeigt Artistin Nadia sich gegenüber dieser Zeitung selbstsicher.

Leseförderung im Lehrplan der Dönhoff-Realschule Brühl/Ketsch

Aufmerksames Lesen und Verstehen ist eines der Ziele der Leseförderung, die an der Realschule im Unterrichtsfach Deutsch auch Teil des Curriculums in der fünften Klasse ist. So haben die Schüler wöchentlich eine Lesestunde, bei der unter anderem Lesegeschwindigkeit und -flüssigkeit geübt werden sollen.

Der Leseabend hingegen diene dazu, die Freude am Lesen zu wecken und beizubehalten, erzählt die Lesebeauftragte Eva Hauser. „Das Thema Märchen bietet sich besonders an, weil Schülerinnen und Schüler damit oft viel Positives verbinden“, führt sie aus.

Mehr zum Thema

FVB

Brühler Stefan Hoffmann erhält goldene Ehrennadel

Veröffentlicht
Von
ako
Mehr erfahren
Dönhoff-Schule

Forscherinnen erklären in Brühl Schulern ihren Beruf

Veröffentlicht
Von
Kevin Rosenberger
Mehr erfahren
FVB-Leichtathleten

Schottisches Flair bei den Highland Games in Brühl

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren

Das bestätigt Rubahameed, die zu Hause auch manchmal Märchen lese, wie sie verrät. Rotkäppchen und Aschenputtel zählt sie zu ihren Favoriten, wie die Elfjährige schildert, bevor sie weiter zur Station „Unterhaltsame Märchen aus aller Welt“ huscht.

„Es sind auch Kinder dabei, die sonst eher kein Buch in die Hand nehmen“, sagt Hauser über die bunt gemischte Zusammensetzung. Über die Resonanz zeigt sie sich erfreut. Aus jeder fünften Klasse hätte sich mindestens die Hälfte der Schüler angemeldet.

Lagerfeuer ist Favorit beim Leseabend an der Dönhoff-Realschule

Sie gehen beim Vorlesewettbewerb der fünften Klassenstufe im Dezember wohl mit einem Trainingsvorsprung an den Start. In höheren Klassen finden als Teil der Lesesförderung zudem Autorenlesungen statt. Jens Schumacher, bekannt durch Kinderbücher aber auch die Rätsel „Black Stories“, stattet den Sechstklässlern einen Besuch ab. „Es soll in jeder Klassenstufe jedes Jahr etwas zum Thema Leseförderung gemacht werden“, berichtet die seit einem Jahr als Lesebeauftragte tätige Hauser.

Etwas vorgelesen zu bekommen, genießen zahlreiche Kinder an den beiden Lagerfeuern vor dem Schulgebäude. Nachdem die Station sich bei der letzten Ausgabe als beliebteste herausstellte, mussten in diesem Jahr gleich zwei Feuerkörbe aufgestellt werden. „Alle wollen sich gruseln“, stellt Hasuser fest. Filip (11) jedoch, frisch aus der Gruselvorlesung kommend, gibt sich abgehärtet: „Es war schon gruselig, aber so gruselig auch wieder nicht.“

Für den stellvertretenden Schulleiter Daniel Gerard ist das Erfolgsrezept die Atmosphäre: „Die Kinder genießen es, vorgelesen zu bekommen. Sie starren ins knisternde Feuer und saugen die Geschichte auf.“ Der Lehrer, der gerade eine Pause von „Wassilissa, die Wunderschöne“, der Lektüre am Lagerfeuer, einlegt und selbst eine fünfte Klasse unterrichtet, berichtet aus eigener Erfahrung: „Da sitzen selbst die größten Chaoten still.“

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke