Brühl. Es ist verlockend: Sobald die Temperaturen unter den Nullpunkt sinken und Wasserflächen beginnen einzufrieren – wie bei den Schwetzinger Wiesen – entsteht schnell der Drang, sich die Schlittschuhe oder den Schlitten zu packen und den Winter in vollen Zügen zu genießen. Dass dies jedoch nicht nur lebensgefährlich, sondern an den meisten Stellen verboten ist, sollte dabei beachtet werden.
Am Beispiel der Schwetzinger Wiesen, wo das in den vergangenen Wochen aufgekommene Hochwasser aktuell gefroren und eine trügerisch verlockende Eisfläche entstanden ist, erklärt der Brühler Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer nun, mit welchen Gefahren zu rechnen ist und reagiert damit auf einen Artikel dieser Zeitung.
Eislaufen auf den Schwetzinger Wiesen ist verboten: Lebensgefahr und Naturschutz
„Ich muss dringend davon abraten, an den Schwetzinger Wiesen auf das Eis zu gehen. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen ist der Bereich um die ’Backofen-Wiesen’, der aktuell genutzt wird, ein absolutes Naturschutzgebiet. Die Tiefe des Hochwassers ist nur schwer einzuschätzen und die Gefahr, dass jemand einbricht, ist hoch. Bei den vorderen Wiesen handele es sich jedoch nicht um ein Natur- sondern Landschaftsschutzgebiet, wo das Ordnungsamt „noch ein Auge zudrücken“ werde. Jedoch sei es auch dort nicht ratsam, auf die Eisfläche zu gehen.
Außerdem geht es auch darum, in den Bereichen des Naturschutzgebiets die dort lebenden Wildtiere zu beachten. Diese geraten durch die Menschenmassen in Panik und während der hektischen Flucht kann, wie erst vor kurzem, auch ein Tier durch die Eisoberfläche brechen.“
Tiere leiden unter Eisläufern im Naturschutzgebiet: Vorfall bei den Hanfäckern am Sonntag
Damit bezieht sich Ungerer auf einen Vorfall am vergangenen Sonntag, als ein Reh bei den Hanfäckern ins Eis eingebrochen ist. Zwei Einsatzkräfte, ausgerüstet mit Kälteschutzanzügen, begaben sich auf die Eisfläche, um das Reh zu befreien. Unterstützung erhielten sie von einem erfahrenen Jäger, der maßgeblich dazu beitrug, das Tier sicher einzufangen. Dabei brach auch einer der Kameraden ein.
„Sollte jemand durch die Eisfläche brechen, rückt die Feuerwehr zur Rettung aus. Dabei handelt es sich nicht um einen kleinen Einsatz, dessen Kosten dann auch weitergegeben werden. Ich kann nur warnen: Das Eis ist trügerisch. Ich habe Verständnis, dass die Leute dort Eislaufen möchten, doch aus den ausgeführten Gründen sollte dies unbedingt unterlassen werden, es geht hier auch um das eigene Leben“, mahnt Ungerer.
Wenn die Feuerwehr zur Rettung ausrücken muss: Cort Bröcker von der Brühler Feuerwehr berichtet
Welche Ausmaße ein solcher Einsatz hat, beschreibt Cort Bröcker von der Brühler Feuerwehr: „Wenn dort jemand einbricht, erhalten wir einen Wasserrettungsalarm und rücken mit bis zu 60 Kameraden und vier Fahrzeugen aus.“ Zu welchen Kosten ein solcher Einsatz führt, ist nur schwer zu beziffern, doch niedrig sind diese nicht.
Bröcker verweist auf einen Fall aus dem Jahr 2021: Dort ist ein in 15-Jähriger im Bereich der Schwetzinger Wiesen im durch Hochwasser überschwemmten Wiesengebiet durch eine Eisdecke gebrochen. Der Junge konnte zwar gerettet werden, doch Bröcker verdeutlicht: „Es herrscht absolute Lebensgefahr. Die Tiefe des Wassers ist schwer einschätzbar. Ich habe zwar Verständnis, dass die Eisflächen reizen, doch finde es nicht gut, dass die Leute dort Eislaufen oder Schlittenfahren.“
Verschiedene Gründe für Eislaufverbot auf den Schwetzinger Wiesen bei Brühl
Des Weiteren kommt noch der Aspekt eines verhinderbaren Feuerwehreinsatzes hinzu. „Die Kameraden werden in den meisten Fällen von der Arbeit zum Einsatz gerufen. Gerade im Fall der Schwetzinger Wiesen ist dies mit etwas Rücksicht nicht notwendig. Daher hoffe ich, dass das Betreten der dortigen Eisfläche ab sofort unterlassen wird.“
Zusammengefasst sollte den Leuten also bewusst sein, dass sie sich nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das der Wildtiere in höchstem Maße gefährden. Gleichzeitig machen sich die Schlittschuhläufer und Schlittenfahrer auch strafbar, da die betroffenen Stellen der Schwetzinger Wiesen ein absolutes Naturschutzgebiet sind.
Deshalb gilt die Devise: Nicht mehr die Eisflächen bei den Schwetzinger Wiesen betreten – aus Eigen- und Tierschutz. Der Gang in eine Eishalle oder auf freigegebene Flächen ist definitiv der bessere.
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