Serie Grüne Oase - Galerist Anton Strobel setzt in seinem Gartenparadies auf das Konzept der Permakultur / Kunstwerke bieten lediglich vereinzelt Akzente im üppigen Pflanzenreich

Seine Pflege ist ganz dezent und doch fürsorglich

Von 
Ralf Strauch
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Brühl. Das Wechselspiel von üppigem Grün, bunten Blüten und Kunstwerken aus Menschenhand gehört schon sehr lange Zeit zur attraktiven Gartengestaltung dazu. So ist es auch bei Anton Strobel in der Römerstraße. Dort setzen wenige Skulpturen einzelne Akzente im üppig wuchernden Grün. Doch auch, wenn dieser Garten auf den ersten Blick eher verwildert wirkt, offenbart er spätestens beim zweiten Hinsehen ein Konzept, das beim Schlendern auf dem Pfad zwischen Bäumen, Büschen und Stauden hindurch den Besucher anspricht.

Brühl

Das Gartenparadies des Galeristen

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„Als ich vor 30 Jahren von Ladenburg hierher nach Brühl gezogen bin, war das mein erster Garten“, verrät der 81-jährige Strobel im Gespräch mit unserer Zeitung. Viele Erfahrungen habe er sammeln müssen, doch nach und nach habe er das gärtnerische Wissen erarbeitet, das er inzwischen als Permakultur erkannt hat. Perma kommt von permanent, das seine begrifflichen Wurzeln im Wort fortdauern hat. Genau darauf zielt eine Permakultur, nämlich Garten und Balkon in naturnahen Kreisläufen zu bewirtschaften, biologisch und nachhaltig sowie dauerhaft funktionierend. Entsprechend sei sein Garten keine totale Wildnis, sondern ein dezent fürsorglich gepflegtes Areal, auf dem er die Pflanzen wachsen lässt. „Ich brauche auch keine Biomülltonne – Kompostierbares arbeite ich überall im Garten direkt in den Boden ein“, verrät der Galerist.

Beim Gießen ein Traditionalist

Auch beim Gießen zeigt er sich als Traditionalist. Es wird nicht großflächig gewässert, sondern punktuell mit der Gießkanne – je nach individuellem Bedarf der Pflanzen. Schläuche finden sich in diesem Brühler Garten lediglich als Kunst im Geäst. „Die Hibiskusbüsche sind sehr trockenheitsresistent, die brauchen nicht so viel Wasser, blühen aber trotzdem den ganzen Sommer über“, freut sich der Hobbygärtner.

Überhaupt habe er festgestellt, dass sich die heimischen Arten in seinem Gartenidyll wohler fühlen als fremdländische Pflanzen. Das sei auch gut für die Fauna. „Vögel und Insekten fühlen sich hier genauso zuhause wie ich“, hebt Strobel hervor und schaut einer Hummel hinterher, die sich langsam auf den Herbst vorbereiten muss und brummend von Blüte zu Blüte fliegt.

Besonders hat es ihm das Farbenspiel der Blüten im Jahreslauf angetan. „Das fängt mit dem Gelb der Forsythien und Ranunkeln im zeitigen Frühjahr an, dann kommen die weißen Blüten, die im Mai vom bläulichen Flieder abgelöst werden. So geht es immer weiter und jetzt ist wieder Gelb vorherrschend, die Blüten der Topinambur läuten den Herbst ein“, beschreibt er die sich wandelnden Eindrücke in seinem Garten, „alles ist im Fluss“.

Genussreiche Elemente

In Strobels grüner Oase finden sich aber nicht nur Blüh- und immergrüne Pflanzen, sondern auch so mancher Obstbaum. Die Äpfel fallen derzeit besonders ins Auge, speziell die dicken Boskoop, die derzeit darauf warten, geerntet zu werden. „Insgesamt finden sich in diesem Garten 14 Obstbäume“, betont Strobel nicht ohne Stolz. Die Mirabellen hätten in diesem Jahr erstmals einige Früchte getragen, die Zwetschgen seien exzellent und die unterschiedlichen Apfelsorten ganz besonders schmackhaft – von süß bis kräftig. Dann sinniert er über die Obstbäume, die nicht in jedem Jahr gleich viel Ertrag brächten. „Die unterliegen Zyklen und sind natürlich vom jeweiligen Wetter im Jahr abhängig“, meint der 81-Jährige.

Prachtvolle Akzente haben in diesem Sommer auch die Kletterrosen in seinem Garten gesetzt. „Diesmal war die Blüte ganz besonders üppig“, erinnert er sich. Es ist die Vielfalt, die diesen Garten so besonders macht. Schattige Zonen gibt es genauso wie sonnenbeschienene Bereiche, in denen er mit großen Rindenstücken von Korkeichen, die er aus dem Sperrmüll gerettet hat, mediterrane Momente gestaltet. An anderer Stelle bilden große Sandsteinblöcke einen urigen Hingucker.

Die grüne Oase von Strobel kann man nicht mit einem Blick erfassen, dieser Garten will erforscht werden, möchte in den Dialog mit dem Besucher treten, der in aller Ruhe in die scheinbare Wildnis eintaucht.

Skulpturen nur ein Element

Da drängen sich auch die Skulpturen verschiedener Künstler nicht auf – sie bieten zurückhaltende Elemente im großen Ganzen. Nur eines sucht man in diesem Garten vergebens: Rasen. „Das passt einfach nicht zum Konzept.“

Zum Abschied stellt er noch fest: „Ich bin richtig glücklich hier und kann den Garten wirklich schön genießen.“ Das will er aber nicht alleine machen – er möchte seine grüne Oase noch mehr für Besucher öffnen. Dazu plant er einen Meditationspfad mit zehn Stationen, bei denen die Gäste sich hinsetzen und auf die Natur einlassen dürfen. „So können die Menschen wieder Kraftschöpfen für den Alltag“, ist Strobel sicher und weiß auch schon ganz genau, welche gärtnerischen Impressionen er für die Momente der inneren Einkehr auswählen will. „Das wird eine wirklich schöne Sache.“

Redaktion

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