Brühl. Ein schlichtes „Wow“ markiert den Eindruck der aktuellen Ausstellung „Warm_zeit“ in der Brühler Villa Meixner. Sehenswert ist die extreme Bandbreite der sieben Künstlerinnen, die ihre Werke in der „Guten Stube“ der Gemeinde präsentieren. Wohin das Auge richten? Das ist die Frage, die sich stellt, wenn man die Jugendstilvilla betritt. Denn gleich im Erdgeschoss steht Beeindruckendes parat, um vom Besucher entdeckt zu werden.
Die sieben Frauen Liliana Geiss, Ingrid Eckert, Sigrid Kiessling-Rossmann, Petra Lindenmeyer, Monika Maier-Speicher, Philine Maurus und Agnes Pschorn aus der Künstlergemeinschaft Gedok in Heidelberg zeigen Werke. Sie sind in unterschiedlichsten Techniken entstanden und bieten einen intensiven Blick auf pure Natur und das Klima im Doppelsinn – zum einen das unsere Atmosphäre beherrschende und zum anderen jenes in der zwischenmenschlichen Beziehung. Die Bilder laden aber auch ein, in der Betrachtung zu verweilen.
In einem Moment erfährt der Besucher die immense Strahlkraft der Farbe Rot, die für mächtige Emotionen ebenso steht, wie für Blut und nicht zuletzt für Krieg. Im nächsten Augenblick ziehen Grüntöne magisch an, die im Farbenspiel mit Weiß, Violett und Gelb Orte für Seelenspaziergänge aufzeigen. Eine blaue Brücke über still ruhendes Wasser mit Seerosen, eine blühend bewachsene Überdachung, die einlädt, sich niederzulassen und zu genießen – so schafft Liliana Geiss Oasen in Farben. Ihre Ausstellungsstücke sind während der Pandemie 2020 und 2021 entstanden – eine Zeit, die durch Einschränkungen zum Innehalten verdammte, was Geiss tatsächlich im Freien malend in der ungestümen Schönheit der Natur festgehalten hat.
Ingrid Eckert widmet sich dem Thema Zerstörung dagegen in faszinierenden Assemblagen. Die Collagen mit dreidimensionalen Objekten leben von intensiven Kontrasten der im Vordergrund zerstörten, eher dunklen Natur, und der leuchtend frischen Blau-Grün-Töne, die der Natur in Sichtfenstern Raum geben.
Materialien kombiniert
Im aufwendigen Hochdruckverfahren drückt sich Sigrid Kiessling-Rossmann aus, verleiht ihren Holzschnitten Farbe zum Druck, nutzt Rot für Feuer und Verbrennung, akzentuiert diesen Effekt noch mit darüber gedruckten Flächen in kühlem Blau. Diverse Materialien sind die Basis für Petra Lindenmeyers Kunst. Oft sind es Stoffe unterschiedlicher Transparenz, die mit Wollfäden und Stichen strukturiert werden. Mit den „Bedrohten Arten“ hat Lindenmeyer aus Alltagstextilien Abbildungen real existierender und erfundener Muscheln, Quallen und Seegurken geschaffen, die sie in teils humorvollen Erläuterungen zugänglich macht. Immer spielt die Gefährdung der Lebensarten durch die Verschmutzung der Gewässer eine zentrale Rolle.
Stürme und rasche Wetterwechsel haben Monika Maier-Speicher beeindruckt, die die isländische Natur in ihrer Ursprünglichkeit fokussiert. Ihre Erfahrungen aus Wanderungen über die dampfende Lavalandschaft und Quellmoos in strahlendem Grün bis hin zu schroffen Klippen fanden ihren Ausdruck im schnellen Pinselstrich, der die Abbildungen so lebendig erschienen lässt.
Ganz anders nimmt Philine Maurus Details wahr, die sie mit fotografischer Genauigkeit in Öl auf Leinwand bringt. Betrachter meinen eine Fotografie zu entdecken, finden sich jedoch vor einem in überragender Exaktheit ausgeführten Gemälde wieder, das absolute Stille und Regungslosigkeit vermittelt.
Eher aufrührend sind die Exponate, die Agnes Pschorn für die Ausstellung wählt: Rotgewaltige Großformate etwa, die unter dem Titel „Tanz auf dem Vulkan“ interpretationsfähig sind. Die zerstörerische Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt gleicht eben diesem „Tanz auf dem Vulkan“ in seiner lebensbedrohenden Art. Rot ist auch der Farbausdruck der Liebe, die sich in Bildern einander zugewandter Menschen widerspiegelt.
Das Glück als ein Kaleidoskop der Möglichkeiten in der Villa Meixner zu zeigen, so fasst Bürgermeister Dr. Ralf Göck die Ausstellung zusammen. Mit einer glockenklaren Stimme singt sich die 16-jährige Klangfabrik-Schülerin Magdalena Lammes aus Schwetzingen, begleitet von Mathias Buchta an der Gitarre in die Herzen der Vernissagegäste, die begeistert applaudieren. Eine gelungene und sehenswerte Komposition machen die Vernissage hör- und sichtbar. Die verschiedenen Stilarten und Sichtweisen eines Themas, das die Welt bewegt, wird so erlebbar: Wärme, Klima und die Auswirkungen, dargestellt in „Warm_zeit“, der Ausstellung in der Villa Meixner.
Info: Bis 18. April samstags von 14.30 bis 17.30 Uhr; sonn- und feiertags von 14 bis 17.30 Uhr und nach Vereinbarung. Am Ostermontag, 18. April, sind alle Künstlerinnen anwesend. Weitere Bilder unter www.schwetzinger-zeitung.de
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