Brühl. Die Region erlebt in diesem Sommer immer wieder Hitzewellen mit extrem heißen Tagen. Die hohen Temperaturen haben dabei zu einem deutlich angestiegenen Brandrisiko in der Gemeinde geführt. Da verstört die Vielzahl von Feuerstellen nicht weit der Backofen-Riedwiesen bei Rohrhof.
Lagerfeuer sind in der Geschichte der Menschheit ein fester Bestandteil des Lebens. Während ein solches Feuer einst als Wärmequelle und zur Nahrungszubereitung lebensnotwendig war, schätzen viele Menschen heute eher den wilden, abenteuerlichen Charme der Flammen. Doch offenes Feuer in Zeiten einer Dürreperiode? Das ist sowieso schon ein sehr gefährliches Unterfangen. Doch als wäre das nicht schon genug, liegen die illegalen Feuerstellen auch noch mitten in einem Naturschutzgebiet, wo bereits das Verlassen der Wege streng untersagt ist.
Der stellvertretende Ordnungsamtsleiter von Brühl, Matthias Sommer, erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass hin und wieder Menschen beim Feuermachen erwischt würden. Doch das passiere nicht häufig. Und kam es dort tatsächlich schon zu einem Brand? „Da ist mir kein Fall bekannt“, meint er. Die aktuelle Trockenheit erhöhe die Brandgefahr allerdings drastisch – das sieht auch Sommer so.
Feuer machen im trockenen Naturschutzgebiet? „Das ist schlichtweg unbedacht und sehr, sehr gefährlich“, mein auch Marco Krupp, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr. Inzwischen reiche ein Funke, um ein ganzes Areal in Brand zu setzen – ein Lagerfeuer, das unkontrolliert ausbricht, sorge da schnell für einen gefährlichen Flächenbrand.
„Der Graslandfeuerindex ist in der Gemeinde aktuell auf der höchsten Stufe“, sagt Krupp. Der Index gibt die Brandgefahr mit einem Wert zwischen eins und fünf an, wobei eins die geringste und fünf die höchste Brandgefahr beziffert. In der Hufeisengemeinde liege man nach Wochen ohne ernsthaften Regen bereits ganz weit oben in der Skala. Selbst zu Hause im Feuerkorb sei ein Feuer im Moment schon ein Risiko, von dem der ehrenamtliche Brandbekämpfer dringend abrate. Er versucht, an den gesunden Menschenverstand zu appellieren.
Doch die Feuer auf den immer weiter wachsenden Uferstreifen am Rhein sind nicht die einzige Gefahr, wie viele Meldungen rechts und links des Flusses zeigen. Aufgrund des niedrigen Wasserpegels kommen vermehrt Sandbänke zum Vorschein, die normalerweise tief im Wasser verschwunden sind. Und da finden sich immer wieder Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch für Brühl lässt sich nicht ausschließen, dass sich in den freiliegenden Bereichen ähnliche Funde ergeben könnten. „Ich gehe davon aus, dass sich dort noch der ein oder andere Blindgänger befindet“, vermutet Krupp auf Nachfrage unserer Zeitung. Immerhin war im Zweiten Weltkrieg auf der Kollerinsel ein fiktiver Bahnhof installiert, um die Bomber der Alliierten vom Drehkreuz Mannheim abzulenken. So ging damals über dem eigentlich unbedeutenden Areal eine überdurchschnittliche Bombenlast nieder. Und deren Überreste könnten auch nach fast 80 Jahren noch gefährlich werden. Insbesondere, wenn sie durch ein Feuer aktiviert werden.
Das gilt nicht nur für den Moment, wenn die Flammen lodern. Die Temperatur in der späteren Glut ist im allgemeinen zwar nicht so hoch, wie die Gradzahlen der Flamme selbst. Allerdings hält die Glut die Hitze sehr lange und dient sozusagen als Wärmespeicher. Auch wenn die aktive Flamme lange erloschen ist, besteht die Brandgefahr daher noch sehr lange. Da sind Werte zwischen 500 und 700 Grad Celsius möglich. Das ist brandgefährlich – nicht nur bei Blindgängern.
Für die meisten Menschen ist die Gefahr durch Lagerfeuer noch nachvollziehbar. Doch auch das unvernünftige Entsorgen von Zigarettenkippen kann zu einem Flächenbrand führen. Selbst das Parken von Autos auf verdörrten Wiesen oder Feldern kann sich an heißen Sommertagen in eine gefährliche Brandfalle verwandeln. Feuergefahr besteht dabei auf unbefestigten Parkplätzen, wenn ein Fahrzeug mit heißem Motor auf einer Fläche mit trockenen Gräsern abgestellt wird. Teile des Motors können heiß genug werden, um plötzlich einen Brand auszulösen.
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