Im Interview

TV-Star Bernhard Hoëcker kommt mit seinem Programm nach Brühl

"Hoëcker, sie sind raus", ein Klassiker aus der beliebten TV-Show "Switch". Nun kommt Bernhard Hoëcker in die Festhalle Brühl  und spricht im Interview über sein Programm „Morgen war gestern alles besser“.

Von 
Stefan Kern
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Bernhard Hoëcker im März 2022 bei einem Auftritt im Bürgerhaus in Bürstadt. © Berno Nix

Brühl. Bernhard Hoëcker begann seine Kariere im Bonner Impro-Theater „Die Springmaus“, bekannt wurde er vor allem mit der Ratesendung „Genial daneben“ und der Satiresendung „Switch“. Inzwischen ist er fester Bestandteil der Rateshow „Wer weiß denn sowas“ und zeichnet sich dort durch sein breites Wissen aus. Er tritt am Donnerstag, 20. April, um 20 Uhr in der Brühler Festhalle mit seinem Programm „Morgen war gestern alles besser“ auf. Im Vorfeld haben wir uns mit ihm vor allem über die Vergangenheit unterhalten – und darüber, wie sie in die Zukunft von uns allen hineinwirkt.

Ist Ihr Titel Programm, war früher wirklich alles besser?

Bernhard Hoëcker: Nein, im Gegenteil: Ich bin ja der Meinung, dass die Welt als Ganzes immer besser wird. Von einigen Talsohlen abgesehen, durch die jede Gesellschaft irgendwann einmal ziehen muss. Aber ich weiß, dass auch in Brühl wieder Leute sagen werden: „Ach, war es gestern schön.“ Weil wir halt alle die Vergangenheit so gerne verklären.

Können Sie ein Beispiel für etwas geben, das früher tatsächlich besser war?

Hoëcker: Wenn ich ganz ehrlich bin: Nein! Wenn ich nur so einzelne Dinge betrachte wie Klimawandel, dann natürlich ja. Das Klima war noch nicht so gewandelt wie heute. Aber das, was wir damals gemacht haben, wirkt ja auf heute. Also war das Klima vielleicht besser vor 30 oder 40 Jahren, aber es war nicht besser, weil Dinge getan wurden, die heute das Leben schwerer machen.

Zur Person: Bernhard Hoëcker

  • Bernhard Hoëcker ist am 20. März 1970 in Neustadt an der Weinstraße geboren, er ist verheirat und lebt heute in Bonn.
  • Der Schauspieler, Komiker und Moderator kam als Sohn eines Postbeamten und einer Hausfrau auf die Welt, verbrachte seine Kindheit in Frankfurt-Preungesheim. Mit zehn Jahren zogen er und seine Familie nach Bonn.
  • Hoëcker studierte Volkswirtschaftslehre bis zum Vordiplom.
  • Er wurde vor allem durch die Parodiesendung „Switch“ sowie als ständiges Mitglied des früheren Rateteams (2003 bis 2011) von „Genial daneben“ bekannt.
  • „Morgen war gestern alles besser“ ist sein siebtes Soloprogramm, mit dem er tourt. zg

Und nun auch noch ein, zwei Beispiele dafür, was heute deutlich besser ist als früher?

Hoëcker: Bessere Medizin, mehr Wissen über Psychologie, Pädagogik, weltweit höhere Alphabetisierungsrate, mehr Gleichberechtigung für Frauen, Freiheit in der sexuellen Orientierung, das Bewusstsein über Klimawandel, bessere soziale Absicherung, mehr Arbeitsrechte, weniger Arbeitszeit, einfachere Kommunikation – oder möchten wir Corona ohne Zoom und Whatsapp erlebt haben wollen? Zudem gibt es weniger Hunger, eine niedrige Kindersterblichkeit, höhere Lebenserwartung, mehr Möglichkeiten, sich frei zu entfalten, weniger Gewalt an Schulen, weniger Gewalt in Familien und viel mehr Bewusstsein für Kinderrechte.

Können Sie nachvollziehen, warum seit sicher 5000 Jahren die Älteren die Jugend unter Beschuss nehmen. Auf einer sumerischen Tontafel 3000 vor Christi steht, dass die Jugend keine Lernbereitschaft zeige und das Alter nicht achte. Auf einer babylonischen Tontafel 1000 vor Christi steht, dass die Jugend von Grund auf verdorben und faul sei. Und Aristoteles erklärte, dass die Jugend unerträglich und unverantwortlich sei, es keine Hoffnung für die Zukunft des Landes mehr gebe. Woher kommt dieser abschätzige Blick, der stets mit „die Jugend früher war ganz anders“ den Anfang nimmt?

Hoëcker: Ich habe manchmal das Gefühl, es handelt sich dabei nur um Neid. Die Älteren würden gerne so leben wie die Jüngeren. Gerade weil die Zustände immer besser werden. Aber anstatt sich zu freuen, dass es den jungen Leuten besser geht als uns früher, hackt man auf ihnen herum. Ich habe immer gesagt, Älterwerden ist eine Ansammlung von Konjunktiv. Und ich glaube es sind diese „hätte ich doch“ und „wäre ich doch“ – diese Momente, die einen wehmütig zurückblicken lassen.

Wieso ist die Überzeugung, früher war alles besser, so weit verbreitet?

Hoëcker: Naja, es ist einfach nur Psychologie. Wenn wir uns immer allgegenwärtig wären, was alles schlecht gelaufen ist, würden wir ja ununterbrochen bedröppelt durch die Gegend rennen. Und bei einem einfachen Urlaub kann man das sehen. Die 14 Tage in den Bergen waren schön. Man denkt natürlich nicht an die lange Anreise, das Warten aufs Essen, die zwei Regentage, die dreistündige Wanderung auf den Gipfel, der Moment, in dem das eiskalte Wasser einem das Blut in den Adern hat gefrieren lassen. Sondern wir denken an den Moment am Gipfelkreuz, die leckeren Nudeln nach dem Bad im See, die Apfelschorle nach der langen Wanderung.

Brauchen Menschen angesichts des stetigen Wandels diesen Gedanken vielleicht sogar?

Hoëcker: Ich finde, alle Dinge, bei denen ich mich wohlfühle, haben eine Berechtigung. Ich brauche das gemütliche Sofa, das ich kenne, und nicht immer wieder Neues. Ich brauche die Wohnung meiner Eltern, in der ich als Kind herumgerannt bin, weil es sich einfach schön anfühlt. Das Problem ist weniger, dass ich diese Gedanken über die Vergangenheit habe, sondern dass ich sie mit einer Wertung versehe. Ich schwelge gerne in Erinnerungen. Ich baue gerade einen Stammbaum der Familie zusammen, es macht unfassbar viel Spaß, sich mit Cousins, Cousinen, Tanten, Onkeln, Großeltern, Großtanten darüber zu unterhalten, wie früher das Leben war. Wenn das hier zufällig ein Hoëcker liest, dann soll er sich bitte bei mir melden. Schwierig wird es erst dann, wenn ich sage, es war schöner und heute die Jugend ist bequemer geworden. Die werden genauso ihre Abenteuer erleben, genauso ihre Probleme lösen müssen, wie wir das gemacht haben, wie unsere Eltern das schon mussten und unsere Ur-urururur-Großeltern auch. Jede Generation hat ihre Herausforderung.

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Was ist Ihr Rezept, hilft denn vielleicht Lachen dagegen?

Hoëcker: Lachen hilft immer. Ich sage gerne: Man darf über alles lachen, nur nicht immer und überall. Aber sich darüber zu erfreuen, wie die Jugend heute Probleme angeht oder sich zu amüsieren, wie wir damals unsere Telekommunikation mit einem Schnurtelefon im Wohnzimmer absolviert haben, das macht natürlich Spaß. Man darf dabei nur nie vergessen, nicht zu werten.

Eine ganz andere Frage, eines Ihrer Hobbys ist ja wohl Geocaching, eine Art GPS-Schatzsuche. Was reizt sie daran?

Hoëcker: Mit dem Hobby ist es die Vielfalt. Manchmal nutzt man so einen Cache einfach nur als Wegbeschreibung, weil sie einen zu einem schönen Platz führt. Manchmal ist es aber auch eine sportliche Herausforderung, weil die Dose nur an einem schwer zugänglichen Platz zu bekommen ist.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was ist Ihnen wichtig?

Hoëcker: Dass die Menschen positiv in die Zukunft schauen, denn letztendlich ist es ja völlig egal, wie die Zukunft wird. Wenn ich mich jetzt schon darüber ärgere, ist mein Leben ja jetzt schon versaut. Da freue ich mich doch lieber auf die Zukunft und bin dann überrascht, wenn es anders aussieht. Aber die letzten 14 Tage hatte ich eigentlich gute Laune.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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