Umfrage in Brühl

Unterschiedliche Reaktionen auf die Absage des Brühler Fasnachtszuges

In der Mannheimer Innenstadt ist ein Autofahrer in eine Menschengruppe gefahren. Daraufhin wurde der Brühler Umzug gestrichen. Was sagen die Bürger dazu?

Von 
Ralf Strauch
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Die Vorbereitungen für den Fasnachtszug in Brühl waren alle getroffen, da wurde er wegen der Amokfahrt in Mannheim abgesagt. Damit gilt das Schild diesmal nicht für den allgemeinen Verkehr, sondern für die närrischen Umzugswagen. © Ralf Strauch

Brühl. Die Vorfreude auf den 66. Fasnachtszug in Brühl war groß. Doch am Rosenmontag wich die Vorfreude dem Entsezen. In Mannheim war ein Autofahrer in eine Menschenmenge gerast. Mindestens zwei Menschen sind dabei ums Leben gekommen, mehrere Personen wurden teils schwer verletzt (wir berichteten).

Als Reaktion auf diese Amokfahrt sagte Bürgermeister Dr. Ralf Göck den 66. Brühler Fasnachtszug in Rücksprache mit den Organisatoren ab. Aus Mitgefühl für die Opfer „dieser unfassbaren Tat und für deren Angehörigen werden wir auf das Feiern auf der Straße verzichten.“ Wir fragten zu dem Zeitpunkt, an dem eigentlich der Brühler Jubiläumszug am Fasnachtsdienstag stattfinden sollte, Passanten in Brühl, wie sie diese Entscheidung bewerten.

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Uwe Alscher (64) aus Brühl meint: „Ich habe durchaus Verständnis für diese sicherlich schwierige Entscheidung, den Umzug abzusagen – aber das hat einfach etwas mit Pietät zu tun. Wir können hier nicht mit lautem Ahoi die Gutsel sammeln, während kurz zuvor in Mannheim beim Fasnachtsmarkt Menschen gestorben sind. Ich habe allerdings jetzt – auch wenn ich absolut keine Fasnachtsnase bin – deswegen kein erhöhtes Angstgefühl in Menschenmengen. Das war letztlich ein schrecklicher Einzelfall.“

Irmtraud Grath (82) aus Brühl erklärt: „Es geht nicht darum, ob ich Fasnachterin bin oder nicht, aber angesichts der Tragödie in Mannheim wäre es einfach nicht angebracht gewesen, hier in Brühl fröhlich zu feiern. Angst habe ich jetzt nicht, mich in größeren Menschenmenge zu bewegen. Ich hoffe nur, dass nun endlich ein Aufwachen in der Politik passiert, ansonsten befürchte ich, dass alle in der Gesellschaft wirklich noch richtig verrohen.“

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Undine Georgi (50) aus Nussloch betont: „Ich halte die Reaktion für übertrieben. Es war ja kein Anschlag auf die Fasnacht, sondern es war die Einzeltat eines Irren, der sich einfach den perfekten Tag mit vielen Menschen für seine Tat ausgewählt hat. Die Fasnachtsumzüge in der Region abzusagen, ist da wirklich eine Überreaktion, denn es bestand für Brühl schließlich keine Gefahrenlage, so weit ich das weiß.“

Sabine Metz (48) aus Brühl sagt: „Ich finde es gut, auf diese Weise Solidarität zu den Opfern zu zeigen. Natürlich ist es insbesondere für die Kinder traurig, dass der Umzug nicht stattfindet. Aber es war die richtige Entscheidung. Gleichzeitig gehe ich inzwischen mit gemischten Gefühlen zu solchen Großveranstaltungen – nicht nur zu Fasnachtsumzügen, sondern zu allen Veranstaltungen, bei denen viel Menschen zusammenkommen.“

Fasnacht für einige Brühler eine „wichtige Sache!“

Tatjana (40) aus Brühl zeigt sich unsicher: „Es ist schwierig zu sagen, ob diese Entscheidung richtig war oder nicht. Als geborene Düsseldorferin ist der Karneval für mich eine wichtige Sache. Ich wäre auch trotz der Amokfahrt in Mannheim zum Umzug in Schwetzingen gegangen, denn da hätte ich mich sicher gefühlt. Ich hätte allerdings auch nie gedacht, dass so etwas hier abseits der großen Karnevalshochburgen passieren könnte. Dennoch habe ich keine Angst, auch auf der Straße zu feiern.“

Emelie Scvik (24) aus Brühl meint: „Ich kann es nicht beurteilen, ob die Entscheidung aus dem Brühler Rathaus richtig war. Wäre es eine Sicherheitsfrage, kann ich sie nur befürworten. Ich halte mich inzwischen immer mehr von großen Menschenansammlungen fern. In die Stadt gehe ich grundsätzlich kaum noch, weil ich einfach Angst habe. Dieser Vorfall hat mich in der Entscheidung noch einmal deutlich bestätigt.“

Simon Huschka (31) aus Brühl sagt: „Ich halte die Absage für ein falsches Zeichen. Der Fasnachtsumzug ist eine uralte Tradition, die Jahr für Jahr bewahrt werden sollte. Ich sehe den Staat in der Pflicht, bei solchen Veranstaltungen auch entsprechend für die Sicherheit zu sorgen. Ich denke, in Brühl wäre diese Sicherheit gewährleistet gewesen, weshalb der Umzug hätte stattfinden können.“

Redaktion

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