Brühl. Der Himmel spannt sich strahlend blau über der Landschaft. Die Sonne lässt die Luft über dem Boden flimmern. Sommer in der Kurpfalz. Urlaubsstimmung auf dem linksrheinischen Teil von Brühl, der Kollerinsel. Auf dem dortigen Campingplatz hat sich die mediterrane Lebensweise durchgesetzt – die Gäste genießen ihre Siesta im Schatten. Über der Anlage liegt allgemeine Ruhe, nur hin und wieder weht der heiße Wind Kinderlachen und helle Freudenschreie vom Sandstrand des Altrheinarms herüber. Durchschnaufen. Zur Ruhe kommen. Entschleunigung im Brühler Urlaubsparadies.
Wir kommen bei einem Rundgang über den Campingplatz mit den Menschen ins Gespräch. Wir erfahren, dass manche die Kollerinsel als Zwischenstopp für ihr Reise gen Süden ausgesucht haben. Sie sind überrascht von der Qualität der Anlage, die idyllisch eingebettet inmitten des herrlichen Landschaftsschutzgebietes liegt.
Andere Gäste stammen aus der Region, manche sogar direkt aus Brühl oder Otterstadt. Sie berichten, dass sie mit einem Kurzurlaub ihren Inseltraum verwirklichen wollten. „Natürlich kennen wir die Kollerinsel schon viele Jahre“, sagt ein älterer Brühler, „aber diese wunderbare Atmosphäre haben wir erst mit dem Campingplatz wirklich zu schätzen gelernt“.
Die dritte Gruppe sind Menschen aus allen Himmelsrichtungen, die ganz bewusst auf der Kollerinsel Campingurlaub machen – sie haben sich ganz bewusst entschlossen, diesen Flecken Erde von ihrem Zelt, dem Wohnwagen oder Camper heraus zu erkunden. „Wir haben den Tipp von Freunden erhalten“, sagt eine Frau vom Niederrhein. Ein anderer Gast ist über die Internetrecherche auf die Kollerinsel gestoßen. Beide bereuen die Entscheidung nach Brühl zu kommen nicht – „es ist herrlich hier!“
Zwischen Fluss und Altrheinarm wird die Zeit entschleunigt
Die Zeit wirkt entschleunigt. Das Motto des Ortes sei „Slow down“, sagt Sonja Grafetstetter, Geschäftsführerin des Campingplatzes am Kollersee. Und das Konzept gehe erkennbar auf, viele Besucher – egal, ob sie nur eine Übernachtung oder länger auf dem Campingplatz gewesen seien – verließen ihn mit einem entspannten Lächeln im Gesicht. Grafetstetter weiß zu berichten, dass die meisten Besucher aus der unmittelbaren Umgebung kommen. Viele verbrächten aber trotz der Nähe zu ihrem Heimatort den Jahresurlaub auf der gepflegten Anlage. Zwar sind die Stellplätze und vielfältigen Mietobjekte – von gemütlichen Schäferwagen bis hin zu geräumigen Blockhäuser – in der laufenden Saison ausgebucht, doch wirkt die gesamte Anlage nicht überfüllt.
„Bei unserem Kollercamping handelt es sich um eine hochwertige Campinganlage, wie sie im Bundesgebiet nur selten zu sehen ist“, lobte Bürgermeister Dr. Ralf Göck, als der Bebauungsplan im Herbst vergangenen Jahres vom Gemeinderat der Entwicklung angepasst wurde. Sie biete einiges an, zum Beispiel Frühstückspanorama-Zelt für zwei, Wohnungen auf Rädern, feste Bebauungen, Wohnmobile, Tipis – also eine breit gefächerte Auswahl.
Der Sandstrand ist das Sahnehäubchen beim Brühler Freizeitareal
Der direkt am Campingplatz gelegene Badesee bildet mit feinem Sandstrand und grünen Liegewiesen den größten Pluspunkt des Ferienparadieses. Dort treffen sich Spaß-, Sport-, Erlebnis- und Erholungshungrige. Die Luft ist kühlend und frisch. Viele grüne Flächen und schattenspendende Bäume sorgen für eine tolle Atmosphäre.
Bei unserem Besuch tummeln sich viele Menschen am Strand, darunter auch Petra Berger (60) und ihr Sohn Julian (30). Schnell wird das Duzen angeboten und beide erzählten über sich und ihre Verbindung zum See. Julian wohnt mittlerweile in Heidelberg und arbeitet als Mechatroniker, Petra lebt in Oggersheim und ist als Verkäuferin tätig. Beide fahren gerne Fahrrad und suchen sich Orte zum Treffen. „Vorher waren wir oft beim Silbersee im pfälzischen Bobenheim-Roxheim“, erzählte Petra. Aber durch Zufall entdeckten Beide den badischen Kollerstrand bei einer Fahrradtour. Die Lage war gut, die Gegend wunderschön und der Sandstrand sauber. Selten sei es dort wirklich voll, so fänden Mutter und Sohn Berger immer einen Platz – egal ob in der Sonne oder im Schatten.
Lob für die freundliche Crew der Kollerfähre
Ihre Neugierde habe sie angezogen und der Ort überzeugte sie zu bleiben. Mehrmals im Jahr fahren Julian und Petra Berger von zuhause aus mit dem Fahrrad an den See, um dort gemeinsam den Tag zu verbringen. „Die Anfahrt mit dem Fahrrad ist von beiden Seiten aus toll“, sind sie sich einig. Der einzige Kritikpunkt von Julian ist, dass die Straße von der Fähre zum Campingplatz nicht gut ausgebaut sei. Die Crew der Kollerfähre wird gelobt. „Die sind immer sehr nett.“
„Hier ist ein Querschnitt der Gesellschaft, man sieht ältere Menschen auf Stand-Up Paddeln, Jugendliche oder Familien mit Kindern“, erzählte Julian als besonderes Merkmal des Sees. Es sei ganz anders als die Neckarwiese in Heidelberg – hier genieße man ohne Alkoholeskapaden oder laute Musik.
Über den grasbewachsenen Hang geht es zurück auf den Campingplatz. Auf der Wiese dort ist ein größeres Zelt zu sehen. Unter einer bedachten Fläche sitzt Tom Arnold (48) mit seinen Söhnen Milo (14), Neo (14) und deren Freund Julian (13) an einem Tisch. Die Stimmung ist gelassen und locker, es läuft Musik im Hintergrund. „Wir sind quasi Stammkunden hier“, meinte Tom. Seit 2019 kommen sie alle zwei Jahre für zwei Wochen auf diesem Campingplatz.
Die Mutter von Milo und Neo möge das Zelten allerdings überhaupt nicht. „Das ist Männerurlaub“, erzählt Tom stolz. Er bevorzuge bei dieser Tour die Nähe zur Heimatgemeinde Reilingen und seiner Meinung nach bräuchte man nicht weit für einen guten Urlaub zu reisen. „Ich würde schon gerne mal ins Ausland“, wirft Neo rein. „Vielleicht irgendwann“, meint Tom und schmunzelt.
Zeltinneres präsentiert sich wie ein Wohnzimmer
Vor einer Woche war die Anreise dieser Männertruppe auf der Kollerinsel – der Aufbau der Ausstattung brauchte drei Stunden. Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Das Innere des Zeltes präsentiert sich wie ein gemütliches Wohnzimmer.
Draußen produziert eine Solaranlage mehr Strom als die Reilinger verbrauchen. Für den Überschuss haben sie eine Powerbank. Der neue Kühlschrank mit seinem Eco-Modus feiert seine Premiere. „Mal schauen, ob uns der Strom wirklich reichen wird.“ Mit einem Beamer und einer großen Musikbox ist die Unterhaltungsecke abgedeckt. Man erkennt, wie viele Jahre Erfahrung dahintersteckt.
Der Urlaubsalltag von Tom, Milo, Neo und Julian ist mit verschiedenen Aktivitäten gefüllt. Tagsüber steht Stand-up-Paddling auf dem Wasser an, nachts Wanderungen, um die Umgebung zu erkunden. „Die Jungs können ja nicht den ganzen Tag rumliegen“, meint Tom. Diese Woche kommt noch ein weiterer Freund dazu und bringt Angelequipment mit. Zwischen der ganzen Bewegung nehmen sie sich trotzdem Zeit für Entspannung mit Netflix auf dem Beamer oder chillen mit Musik. Selbstverständlich ist die Musik in einer angemessenen Lautstärke und wird zeitig ausgemacht. „Die Action ist außenrum“, hieß es.
Ein Kiri-Kiri-Baum als Dankeschön
Auf Nachfrage, was sie an diesem Campingplatz besonders finden, kommt die Antwort schnell: die Schönheit und Ruhe des Ortes. „Das Eis ist hier sehr gut“, fügte Julian noch hinzu. Ebenso meinte Tom, dass die Grafetstetters sehr nett seien. „Den Baum, den du da neben den Spielplatz siehst, das ist ein Kiri-Kiri-Baum, den haben wir den Betreibern der Anlage geschenkt!“
Doch jetzt kommt Bewegung auf: Es ist Zeit fürs Abendessen. Die Natur ist die perfekte Kulisse für einen gemütlichen Abend. Campingabende auf der Brühler Kollerinsel sind besonders schön, wenn man sie mit Freunden oder Familie verbringt. Gemeinsames Kochen, Geschichtenerzählen oder einfach zusammen lachen und den Moment genießen – das sind Erinnerungen, die bleiben. Da wollen wir nicht weiter stören, sondern verlassen den Campingplatz wieder. Übrigens: sehr entspannt.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl_artikel,-bruehl-was-den-campingplatz-auf-der-bruehler-kollerinsel-zum-publikumsmagnet-macht-_arid,2323455.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl.html