Partnerschaft

Brühl und Otterstadt: Überrheinische Partnerschaft lebt auf

Seit vielen Jahren gibt es einen Austausch zwischen Brühl und Otterstadt. Dabei werden viele Parallelen bei kommunal- und landespoltischen Themen festgestellt.

Von 
Ralf Strauch
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Vor dem wieder aufgebauten Wingert finden die Vertreter der beiden Gemeinden Brühl und Otterstadt zum geselligen Teil des überrheinischen Partnerschaftstreffen zusammen. © Sandra Kosel

Brühl. Die Beziehung zwischen diesen beiden Orten ist etwas Besonderes. Zumeist werden Partnerschaften mit Orten in einiger Entfernung gepflegt. Das ist bei Brühl und Otterstadt nun überhaupt nicht gegeben. Und auch die direkte Nachbarschaft der beiden Rheinanlieger wird oft nicht gesehen, weil eben der Rhein dazwischen liegt. Zudem grenzt Otterstadt an den linksrheinischen Gemarkungsteil der Hufeisengemeinde, der Kollerinsel. Dort verläuft außerdem die Landesgrenze. Man könnte also viel Trennendes finden, doch wird das Gemeinsame viel stärker gepflegt. Es besteht ein reger Austausch zwischen den beiden Orten. Immer wieder finden auch offizielle Begegnungen hüben wie drüben statt.

Und dabei stellen die Vertreter beider Orte immer wieder fest, dass sowohl die baden-württembergischen als auch die rheinland-pfälzischen Einwohner und Verwaltungen die gleichen Probleme betreffen. Aus den Rathäusern beziehungsweise der Ortsverwaltung ist zu hören, dass sie zu viele Aufgaben durch immer neue Regeln bei mangelnder Finanzausstattung zu stemmen hätten.

Immer neue Anforderungen an die Kommunen

Der Ausbau der Kinderbetreuung, immer neue Anforderungen des vorbeugenden Brandschutzes und das zunehmende Problem des Vandalismus – all das waren Themen, die der neue Otterstadter Ortsbürgermeister Theo Böhm beim jährlichen Nachbarschaftstreffen auf rheinland-pfälzischem Hoheitsgebiet ansprach. Aus Brühl war dazu diesmal eine etwas kleinere Delegation aus Bürgermeister Dr. Ralf Göck, sieben Ratsmitgliedern und zwei Mitarbeitern der Verwaltung auf dem Spaziergang durch Otterstadt dabei. Auf dem Weg und beim Austausch mit den in großer Zahl anwesenden Mitgliedern des Otterstadter Ortsgemeinderats und verschiedener Ausschüsse wurde schnell klar, dass es exakt die gleichen Probleme auch in Brühl gibt, wie Göck resümierte.

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Bei dem Rundgang zeigten Ortsbürgermeister Theo Böhm (CDU), der erste Beigeordnete Lothar Ritthaler (CDU) und der Beigeordnete Harald Endres (Grüne Liste) verschiedene Projekte: So müsse beispielsweise in der Otterstadter Grundschule die Verkabelung saniert, der Brandschutz ertüchtigt und zusätzliche Fluchtwege geschaffen werden. Dadurch könne der vorhandene Verkehrsübungsplatz für die ABC-Schützen nicht mehr genutzt werden.

Energieversorgung als wichtiges Thema

Endres berichtet auf der Positivseite, dass sowohl die Grundschule und der Gemeindekindergarten mit Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeichern ausgestattet werden sollen. Die beiden Anlagen erzeugen wesentlich mehr Strom als beide Gebäude im Eigenverbrauch benötigen würden. Anstatt den Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen, will die Gemeinde zusammen mit dem örtlichen Versorger einen „Bilanzkreis“ einrichten. Dieser ermögliche, dass der erzeugte Strom auch in anderen öffentlichen Gebäuden genutzt werden und damit die Stromkosten der Gemeinde deutlich gesenkt werden könnten.

Gerade der vorbeugende Brandschutz, so Bürgermeister Dr. Göck, sei auch in Brühl seit Jahren ein sehr großes Thema. Im Moment steht diesbezüglich etwa der Schillerschul-Pavillion im Blickpunkt von Umbauarbeiten. Und dass die Kinderbetreuung immer mehr Raum im Budget der Gemeinden einnimmt, bestätigte sich auch in Otterstadt, wo die Baulast des Horts aus der kirchlichen Trägerschaft auf die Ortsgemeinde übergehen soll.

Auf dem weiteren Weg führte Böhm die Gruppe an den Ortsrand von Otterstadt, wo Lothar Ritthaler über ein geplantes Neubaugebiet von knapp drei Hektar neben dem Friedhof berichtete. Es gebe keinerlei Widerstände in der Nachbarschaft, meinte Ritthaler, bevor es zum Otterstadter „Weinberg“ ging, der durch die Otterstadter Wingertfreunde betreut wird.

Otterstadter Wingert außerhalb des Weinbaugebietes

Deren Vorsitzender Alois Hangg berichtete, dass im Juni vergangenen Jahres die 1.000 Reben durch Vandalismus zerstört worden seien, die Wingertfreunde aber durch Spenden diesen besonderen Ort inzwischen wieder aufgebaut hätten. Aus dem Rebensaft dürfe zwar kein Wein gewonnen werden, da Anbaufläche außerhalb eines offiziellen Weinanbaugebiets liegt, jedoch soll auch in Zukunft wieder Secco rot und weiß mit seinem vergleichsweise geringeren Alkoholgehalt und Traubensaft hergestellt werden.

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Zurück ging es dann ins Remigiushaus zum gemütlichen Austausch mit kurzen Tischreden und Dankesworten. So dankte Dr. Göck mit kleinen Geschenken den Mitgliedern des Ortsgemeindesrats und dem linksrheinischen Bürgermeister für die Einladung und das gute Miteinander, das mal wieder gezeigt habe, wie auf beiden Seiten des Rheins ähnliche Probleme anstehen: „Hier ist die Politik in Bund und Land gefordert, Regelungen zu vereinfachen und bei neuen Aufgaben auch die Finanzierung mitzuliefern“, waren sich die Kommunalpolitiker von rechts und links des Rheins am Ende einig.

Redaktion

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