Nachgefragt - Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer spricht darüber, ob die Bestimmungen in der Gemeinde eingehalten werden – und was passiert, wenn nicht

Werden die Corona-Maßnahmen in Brühl eingehalten?

Von 
Lukas Heylmann
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Kleinere Verstöße gegen die Corona-Maßnahmen gibt es immer wieder auf Spielplätzen. Wichtig sind die Einhaltung des Mindestabstandes und das Tragen einer Maske. Darauf weisen auch Schilder hin. © Zelt

Brühl. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei der Bevölkerung nach über einem Jahr Pandemie die Frustration steigt – wegen des Virus selbst, aber auch wegen der Maßnahmen, die es in Schach halten sollen. Insbesondere jetzt, mit Einführung der landes- und dann bundesweiten Notbremse, ist das öffentliche Leben sehr stark eingeschränkt. Jochen Ungerer, Leiter des Ordnungsamtes betont aber, dass die Menschen sich größtenteils an die Bestimmungen hielten.

„Was wir allerdings häufig sehen, sind eher kleinere Verstöße. Da drohen wir aber natürlich nicht sofort mit dem Bußgeld, sondern versuchen erst mal mit den Bürgern zu sprechen“, schildert er. Meistens reiche das auch schon aus, aber mit längerem Andauern und zusätzlichem Verschärfen der Maßnahmen schwindet bei manchen Menschen das Verständnis. „Es kommt durchaus vor, dass eine Person aggressiv wird, wenn wir sie ansprechen. Und im Notfall müssen wir dann eben doch mal Bußgelder verhängen. Diese gehen bei 25 Euro los, aber wenn sich die Verstöße häufen, kann es ganz schön teuer werden. Trotzdem ist das eigentlich nur als letzter Ausweg gedacht“, versichert Ungerer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Um die Einhaltung der Maßnahmen zu kontrollieren, sind regelmäßig Ordnungsbeamte unterwegs sowie der Polizeiposten Brühl mit dem eigenen Auto und die Corona-Streifen des Polizeireviers Neckarau. „Trotzdem können wir nicht mal eben 14 000 Einwohner rund um die Uhr kontrollieren und das wollen wir auch gar nicht“, betont der Ordnungsamtsleiter.

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Eine neue Situation schafft jetzt die nächtliche Ausgangssperre, die inzwischen auch im Rhein-Neckar-Kreis gilt. Diese liegt allerdings außerhalb der Arbeitszeiten des Ordnungsamtes und somit ist für deren Kontrolle ebenfalls der Polizeiposten Neckarau im Rahmen seiner Streifenfahrten zuständig.

„Ausgangssperre unlogisch“

Obwohl Jochen Ungerer natürlich für die Einhaltung aller Maßnahmen ist, heißt das nicht, dass er jede davon auch selbst sinnvoll findet. „Die Ausgangssperre finde ich unlogisch, gerade jetzt, wo es wärmer wird. Draußen ist die Ansteckungsgefahr viel niedriger, aber die Leute werden in den privaten Raum gedrängt. Und da kann man Verstöße erst recht nicht kontrollieren“, erläutert er.

Besonders häufig komme es auf Spiel- und Bolzplätzen zu kleineren Verstößen gegen die Corona-Maßnahmen. „Grundsätzlich finden wir es ja gut, wenn die Leute sich im Freien treffen und wenn der entsprechende Abstand und die Maskenpflicht eingehalten werden, dann ist das auch überhaupt kein Problem. Niemand sagt etwas, wenn man mal mit seinem Kind draußen spielen geht – warum auch?“ Auf Spielplätzen gilt landesweit eine Maskenpflicht, wenn Menschen aus verschiedenen Haushalten zusammenkommen und der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. „Das läuft alles über die Landesverordnung, wir haben keine eigenen Regeln für Brühl“, erklärt Ungerer.

Bei Bolzplätzen liegt das große Problem in dem Umstand, dass solche Stätten ab einer Inzidenz von über 100 nur für sogenannten kontaktlosen Individualsport genutzt werden dürfen. „Das ergibt für einen Bolzplatz natürlich überhaupt keinen Sinn“, weiß auch Jochen Ungerer.

Plakate werden abgerissen

„Deshalb sind Bolzplätze aktuell auch eigentlich geschlossen, obwohl wir an sich Verständnis dafür haben, wenn Jugendliche mal kicken gehen wollen. Wir hängen immer wieder Plakate auf, die darauf hinweisen, dass der Platz geschlossen ist, aber die werden einfach abgerissen“, kritisiert er. „Wir machen dann eben Stichproben und reden im Zweifelsfall mit den Jugendlichen. Bestrafungen versuchen wir da wirklich zu vermeiden.“ Auch am Rheinufer hielten sich natürlich, gerade bei gutem Wetter, viele Leute auf. „Das ist unter Einhaltung der Maßnahmen selbstverständlich gar kein Problem, eben alles mit Maß und Ziel. Am Rheinufer ist eigentlich ärgerlicher, dass die Menschen oftmals ihren Müll liegen lassen“, prangert der Ordnungsamtsleiter das rücksichtslose Verhalten mancher Bürger an.

„Generell müssen wir an die Eigenverantwortung der Menschen appellieren. Wir müssen an ein großes ‚Wir’ denken, statt egoistisch zu sein. Wir wollen alle nur, dass diese Pandemie vorübergeht. Man kann sich aber nicht gleichzeitig darüber beschweren, wie sehr zum Beispiel Kinder darunter leiden, nicht normal die Schule besuchen zu können und dann im Privaten dafür sorgen, dass die Infektionszahlen weiter steigen“, gibt Ungerer zu bedenken. Ein Appell, von dem er hofft, dass ihn sich die Menschen zu Herzen nehmen.

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