Region. Die Firma „GeoHardt“ – eine Tochtergesellschaft der Energieversorger MVV und EnBW – will heißes Tiefenwasser aus dem Oberrheingraben für eine CO2-freie Wärmeversorgung nutzen und über die Tiefe Geothermie die Unabhängigkeit von fossilen Energiequellen vorantreiben (wir berichteten mehrfach).
Erste geologische Untersuchungen in der genehmigten Aufsuchungsfläche haben nun drei Potenzialgebiete identifiziert. „GeoHardt“ strebt dort eine Förderung von heißem Thermalwasser aus 3000 bis 4000 Metern Tiefe an, um Fernwärme zu gewinnen, die Teile der Leistung des Großkraftwerks Mannheim übernehmen soll, wenn das vom Netz geht. Es versorgt derzeit rund 120 000 Haushalte mit Fernwärme.
Wie weit sind die Vorarbeiten bei der Erkundung gediehen?
Bislang sind die ersten Voruntersuchungen abgeschlossen worden, heißt es in einer Mitteilung der Firma „GeoHardt“. Dabei wurden in dem insgesamt 270 Quadratkilometer großen Aufsuchungsgebiet drei geologische Vorzugsgebiete, also besonders vielversprechend wirkende Bereiche, identifiziert. Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau hatte die entsprechende Aufsuchungserlaubnis erteilt, um das Gebiet intensiv zu erforschen.
Was wurde bei der Erkundung genau gemacht?
Bei der Detailuntersuchung wurden laut „GeoHardt“ unter anderem bereits existierende Datensätze beispielsweise von 2D-Seismiken ausgewertet. Zusätzlich nahm das Projektteam Wasserproben bei rund 50 Brunnen der Region und führte an fast 2000 Messpunkten Erdschwere-Messungen durch. „Die älteren Daten wurden zusammen mit den neuen Messergebnissen zu einem 3D-Modell zusammengeführt und analysiert“, erklärt die Firma „GeoHardt“. Auf dieser Basis der Untersuchungen konnten von dem Unternehmen die drei geologische Vorzugsgebiete für die Geothermie-Nutzung ermittelt werden.
Liegt ein Vorzugsgebiet im Verbreitungsbereich dieser Zeitung?
Das nördliche geologische Vorzugsgebiet liegt auf den Gemarkungen der sieben Kommunen Mannheim, Brühl, Ketsch, Schwetzingen, Plankstadt, Heidelberg und Oftersheim und bilden das Potenzialgebiet für die weitere Aufsuchung von Geothermie, erklärt Tochtergesellschaft der Energieversorger MVV und EnBW.
„Dieses Potenzialgebiet ist das vielversprechendste, weil hier neben sehr guten geologischen Voraussetzungen auf eine fundierte Datenlage aufgebaut werden kann“, sagt Geologe Dr. Thomas Kölbel vom Projektteam „GeoHardt“. Weitere Untersuchungen seien aber noch notwendig.
Ein zweites geologisches Vorzugsgebiet liegt rund um Hockenheim. Schließlich gibt es noch eines im Süden von Oftersheim sowie Sandhausen und Leimen. In diesen beiden südlichen Potenzialgebieten ist derzeit noch kein Fernwärme-Leitungsnetz vorhanden, das von „GeoHardt“ genutzt werden könnte.
Was geschieht nun weiter bei der Erkundung?
Im nördlichen Vorzugsgebiet sollen nun in einem nächsten Schritt mittels einer 3D-Seismik, dem detailliertesten geophysikalischen Messverfahren, geologische Bohrziele für eine Standortauswahl identifiziert werden. „Die Auswahl der oberirdischen Standorte orientiert sich dabei nicht nur an geologischen Vorgaben. Vielmehr sind viele zusätzliche Faktoren wesentlich wie beispielsweise die Lage zu Schutzgebieten oder die vor Ort vorhandene Wärmeabnahmestruktur“, so Matthias Wolf, Geschäftsführer von „GeoHardt“. Sollten die Ergebnisse dieser weiteren Untersuchungen die vorhandenen Ergebnisse bestätigen, kann ein bergrechtliches Genehmigungsverfahren gestartet werden.
Inwieweit können nun die Anwohner des Gebietes rund um Schwetzingen Stellung zur Planung nehmen?
Es soll noch vor der Sommerpause ein Dialogforum für dieses nördliche Potenzialgebiet starten. Die Auftaktveranstaltung werde Ende Juni stattfinden. Nach der Sommerpause werden dann die Bürgerfragen in öffentlichen Anhörungen diskutiert. „Für uns ist es wichtig, die zentralen Fragen und Anliegen der Bürger frühzeitig und umfassend aufgreifen zu können“, betont Stefan Ertle, Geschäftsführer der „GeoHardt“.
Wer kann denn am Dialogforum teilnehmen?
Aus den sieben Kommunen des Potenzialgebiets sollen stellvertretend für die breite Öffentlichkeit insgesamt rund 50 zufällig ausgewählte Bürger zusammenkommen, „um noch vor der Standortfindung die zentralen Fragen und Anliegen der Öffentlichkeit frühzeitig und umfassend aufzugreifen“, erklärt das Unternehmen.
Die Auswahl der Bürger erfolgt nach dem Zufallsprinzip über die Einwohnermeldeämter. Sie werden nun von der jeweiligen kommunalen Verwaltung mit der Bitte um Teilnahme an diesem Dialogforum angeschrieben.
Der Landtagsabgeordnete der Grünen, Dr. Andre Baumann, begrüßt die Einrichtung dieses Dialogforums mit zufällig ausgewählten Bürgern aus der Region. „Die Landesregierung hat in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen mit solchen Bürgerforen gemacht“, sagt Baumann. „Durch die zufällige Auswahl der Bürger wird die Gesellschaft deutlich besser repräsentiert. Da kommen dann auch leise Menschen zu Wort.“ Baumann begleitet sowohl als Landtagsabgeordneter als auch als Staatssekretär für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft die Tiefe Geothermie.
Wer gehört noch zum Dialogforum?
Diese zufällig ausgewählten Bürger werden gemeinsam mit Experten und dem Projektteam von „GeoHardt“ ihre Fragen diskutieren und die Vor- und Nachteile für die Metropolregion abwägen. In vier Terminen sollen noch in diesem Jahr die Bewertungen und Empfehlungen der Bürger zum Projekt erarbeitet und in Form eines Abschlussberichtes an die Politik und die „GeoHardt“ übergeben werden.
Außerdem wurde bereits im vergangenen Jahr ein politischer Begleitkreis ins Leben gerufen, in dem die Bürgermeister, Abgeordnete des Kreises, des Landtags und des Bundestags sowie Vertreter verschiedener Verbände wie Nachbarschaftsverband vertreten sind.
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