Brühl. Es war bisher kein leichter Winter für die Wildtiere rund um Brühl. Die Kombination aus überfluteten Wiesen und Frosttemperaturen hat ihnen das Leben schwerer gemacht. Das zeigte sich nicht zuletzt Mitte des Monats, als die Feuerwehr ein Reh retten musste, das bei den Hanfäckern in Rohrhof ins Eis eingebrochen war (wir berichteten). Zwei Feuerwehrleute – ausgerüstet mit Kälteschutzanzügen – mussten sich damals auf die Eisfläche begeben, um das Reh aus der gefährlichen Lage zu befreien. Unterstützung erhielten sie von einem erfahrenen Jäger, der maßgeblich dazu beitrug, das Tier sicher einzufangen. Der Einsatz verlief erfolgreich: Das Tier konnte gerettet und an einem geschützten Ort in die Freiheit entlassen werden.
Doch nicht allen Wildtieren konnte geholfen werden. „Wir haben bislang zwei Rehe tot aufgefunden“, berichtet Wiesenhüter und Jäger Fritz Fichtner auf Anfrage unserer Zeitung. Den beiden Tieren war wohl das Hochwasser zum Verhängnis geworden. Zwar bescheinigen er und Ordnungsamtsleiter Jochen Ungerer den Menschen, sich insgesamt während der Hochwasserphase sehr vernünftig verhalten zu haben, doch schon ein Unvernünftiger kann für die Wildtiere ein Todesurteil sein. Und es gab einmal mehr vereinzelt Menschen, die sich nicht an die Absperrungen hielten und sogar mit Booten oder Autos in die überschwemmten Wiesen vordringen wollten oder es sogar geschafft haben.
Wie Hochwasser die Wildtiere gefährdet und was getan werden kann
Der Hinweis, dass Hochwasser eine Gefahr für Tiere ist, zählte bei diesen Uneinsichtigen nur selten als Argument, berichten die Einsatzkräfte von Gemeinde, Polizei und Feuerwehr. Auch wenn die Ausuferung von Flüssen ein natürlicher und wiederkehrender Prozess ist, kommen nicht alle Tiere gleich gut damit zurecht. Wie stark sie betroffen sind, hängt dabei von mehreren Faktoren ab: Wie und wo das Tier überwintert, ob es gerade Nachwuchs hat oder brütet, wie stark es ist oder wie schnell es fliehen kann und nicht zuletzt davon, wie stark sein natürlicher Lebensraum durch menschliche Eingriffe eingeschränkt ist.
Laut der Deutschen Wildtier Stiftung sind die Tiere in den Auen in der Regel zwar daran gewöhnt, in der freien Natur zu überleben – sie sind an das Leben im Freien angepasst und haben ihre Strategien bei Wind und Wetter. Länger anhaltende Hochwasser oder das lange auf den Wiesen und Äckern stehende Druckwasser können aber auch für sie zum Problem werden.
Dringender Handlungsbedarf zur Entwässerung der Schwetzinger Wiesen
„Es gibt in den Schwetzinger Wiesen einige Bereiche, in den das Druckwasser noch steht“, berichtet Fichtner und bekräftigt in diesem Zusammenhang seine Forderung, den Schneckengraben als Entwässerungskanal wieder freizulegen. In diesem Hauptentlastungsgraben der Wiesen hat sich die Grabensohle durch Verschüttungen im Laufe der Jahre um etwa 80 Zentimeter erhöht. Der Schneckengraben war wegen Bedenken des Umwelt- und Naturschutzes zuletzt vor über 30 Jahren ausgebaggert worden.
Vor allem Tiere, deren Lebensräume im und am Boden liegen, leiden oder kämpfen allerdings in solchen überschwemmten Bereichen sogar ums Überleben.
Überschwemmungen bei Brühl: Ein Kampf ums Überleben für bodennahe Tiere
„Bei den Kleintieren können wir keine aussagekräftige Zahl über den Ausfall durchs Hoch- und Druckwasser nennen“, stellt Fichtner fest. Die Kadaver seien für Füchse und Greifvögel eine Nahrungsquelle, sodass sie zumeist sehr schnell gefressen würden. Höhlenbewohner wie Mäuse haben hingegen in Überschwemmungsgebieten kaum eine Chance, den Wassermassen zu entkommen.
Auch für Wildtiere, die sich im Winterschlaf oder in der Winterruhe befinden, sind die Überlebenschancen gering. Igel, Bilche wie die Haselmaus müssen rechtzeitig aufwachen und mobil werden, um sich vor dem steigenden Wasser in Sicherheit zu bringen. Für Kröten und Molche, die sich zur Überwinterung unter Gehölzen, Steinen oder Laub vergraben, besteht bei längerem Hochwasser kaum Hoffnung, heißt es seitens des Naturschutzbundes. Auch junge Hummelköniginnen, die sich zum Überwintern in Erdhöhlen eingegraben haben, sind bei Hochwasser verloren.
Positive Effekte der Kommunenmaßnahmen auf Wildtiere
Ein Lob gibt es seitens der Jäger und des Wiesenhüters für die Zusammenarbeit mit der Kommune. Die schnell errichteten Absperrungen und die Temporeduzierung bei der Straße zwischen Brühl und Rohrhof hätten es vielen Wildtieren ermöglicht, sich in sichere Gebiete zu retten. Doch nach wie vor müsse man in den Schwetzinger Wiesen Rücksicht zeigen.
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Um Tieren die Flucht zu ermöglichen, sei es laut der Deutschen Wildtier Stiftung wichtig, sich im Überschwemmungsgebiet ruhig und aufmerksam zu verhalten. Mit Hunden solle man sich auch jetzt noch am besten von Überflutungsflächen fernhalten, um die scheuen Tiere nicht ins Wasser zu treiben.
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