Brühl. Bei der Hochzeit einer Cousine haben sich Wilhelmine und Karl Beck kennengelernt. „1962 war das“, erinnert sich Karl Beck zurück an den Moment, der die nächsten 60 Jahre in seinem und Wilhelmines Leben maßgeblich veränderte. Nach einiger gemeinsamer Zeit im bayerischen Lagerlechfeld „wurden wir als Soldatenfamilie 1975 nach Heidelberg versetzt. Nach einem Jahr in Baiertal zogen wir mit unseren sieben Bienenvölkern und den beiden Töchtern Ulrike und Andrea nach Brühl-Rohrhof.“
Sofort schaute sich die Familie nach Kontaktmöglichkeiten in der Gemeinde um, wurde fündig und fühlte sich schnell zu Hause in Baden. Das Ehepaar fand Anschluss in der evangelischen Kirche, die Töchter im Schwimmverein und beim Roten Kreuz. „Wir Eheleute kamen bei der evangelischen Kirche gut an, halfen viel bei Veranstaltungen und waren beide im Kirchenchor und im Bläserkreis. Unser Frankenland Gunzenhausen konnten wir bald vergessen, wir waren nun Badener.“
Mina – Karl Becks Kosename für seine Frau Wilhelmine – „machte fast überall mit mir mit. Nur beim erneuten Hausbau in Altlußheim streikte sie. Ich brauchte noch einmal ein neues Gebäude, weil ich 1979 bei einem gewaltigen Hochwasser meine sieben Bienenvölker verloren hatte und wieder als Imker starten wollte.“
Enkel im Doppelpack
In Altlußheim fand der Agrar-Ingenieur einen Bauplatz und begann sofort zu werkeln, alleine, ohne Kran. „Als das Haus fertig war, sagte meine Mina: Da ziehe sie nicht hin. Also, aus der Traum vom Imkern. Das war aber nicht schlimm.“
Wilhelmine erklärt im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir sind bis zu dem Zeitpunkt bereits fünfmal umgezogen. Und ich hatte schon so viele Freunde und Bekannte in Brühl. Da wollte ich nicht schon wieder wegziehen.“
Becks zweite Tochter heiratete einen Bauernsohn in Franken und just, als das Haus 1990 fertig war, kam der Anruf: „Vater, du musst zu uns kommen, wir brauchen einen Agraringenieur.“ Daraus wurden dann 13 Jahre, Beck war immer eine Woche dort und eine Woche in Brühl bei seiner Frau. Dazwischen gab es auf dem Hof der Tochter Zwillingsenkel, und zwar zwei Jungen. „Das war ein Erleben, die kamen bald und nahmen mir das Werkzeug aus der Hand. In den Kindergarten und zur Schule brachte ich sie immer zu Fuß über die Felder. Das war spannend, was die alles entdeckten und ich erlebte noch einmal Kinder – herrlich.“
Auf dem Hof wurde Biobau betrieben und da Beck immer mit einem Anhänger fuhr, nahm er jedes Mal eine Ladung Biofrüchte mit in die Hufeisengemeinde. Die Früchte verkaufte er dann in den Wochen, in denen er seine Ehefrau besuchte. „In Ketsch und Brühl haben mich die Leute sehr unterstützt.“
Geheimnis einer glücklichen Ehe
Auf die Frage, wie sie es geschafft hätten, so viele Jahrzehnte glücklich verheiratet zu bleiben, antwortet Wilhelmine Beck: „Miteinander reden. In jeder Ehe, wie auch im Leben allgemein, gibt es Höhen und Tiefen, die bleiben bei keinem aus. Man muss einfach miteinander über seine Probleme sprechen.“
Mina unterstützt Karl Beck heute noch und geht ihren Interessen nach, vertreibt die evangelische Blättermission seit über 40 Jahren, geht schwimmen und saust mit ihrem Rad durch die Gegend. „Wissen wir Männer eigentlich, welchen Wert unsere Frauen haben?“, fragt sich Beck und möchte ihr, aber auch den zahlreichen anderen Frauen, die ihre Männer und deren Häuser bis ins hohe Alter pflegen, seinen Dank aussprechen.
„Wir sind sehr froh, dass wir uns nach so langer Zeit noch haben, gegenseitig pflegen und tragen können. Dass wir gemeinsam diesen Tag begehen dürfen. So haben wir eine gelungene Ehe geschaffen.“
Zum Schluss will der frühere Berufssoldat Beck noch aufmerksam machen, auf ein Tagebuch aus dem Ersten Weltkrieg von Carl Pister aus Brühl. „Wir waren als Besatzerkinder 1944 dort gelandet, wo sich der Text des Buches abspielt. Wir waren drei Jungs und ein Mädel, alle drei nun über 90. Wir spielten dort und stöberten, erkundeten und wussten nicht, dass wir auf blutgetränkter Erde spielten. Da konnte ich einmal lesen, in diesem interessanten Tagebuch, dass nach einer Woche eine Feuerpause mit den Kontrahenten vereinbart wurde, um die 50 000 Toten einzusammeln auf beiden Seiten. Ich stelle mir vor; Was ist der Mensch! Um das zu erfahren, mussten wir erst nach Brühl kommen.“
Am Sonntag, 11. September, um 10 Uhr feiern die Eheleute im Gemeindegottesdienst mit Abendmahl im Gemeindezentrum ihre Diamantene Hochzeit.
„Nach dem Gottesdienst treffen wir uns zum Eis, Kaffee und Kuchen im Eiscafé am Lindenplatz. Die Fortsetzung folgt dann später zur Eisernen Hochzeit“, verspricht Karl Beck zum Abschluss – und darauf könne sich die Gemeinde schon jetzt freuen.
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