Gemeinderat

Wohncontainer als Unterkunft für Geflüchtete

Keine Alternative der Unterbringung ausgemacht

Von 
Ralf Strauch
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Brühl. Einstimmig, wenngleich auch mit bitterem Beigeschmack, votierte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung für die Errichtung einer Wohncontaineranlage für Geflüchtete (wir berichteten) auf dem gemeindeeigenen Grundstück im Schütte-Lanz-Gewerbepark. Die Verwaltung wurde beauftragt, eine öffentliche Ausschreibung für die Errichtung der Unterkünfte in Modulbauweise durchzuführen. Zugleich sollen die dafür benötigten Gelder – von den geschätzten Gesamtkosten in Höhe von 4,2 Millionen Euro werden vom Land voraussichtlich nur 1,3 Millionen übernommen – außerplanmäßig im Haushalt bereitgestellt werden.

Bislang, so Bürgermeister Dr. Ralf Göck, sei es in der Gemeinde gut gelungen, die zugewiesenen Menschen dezentral in Gemeindewohnungen, im angemieteten Hotel und privat unterzubringen. „Doch die Zahlen reißen nicht ab“, so der Rathauschef, weshalb bei zu erwartenenden 150 Flüchtlingen diese Art der Unterbringung maximal nur noch für einzelne Familien möglich sein werde.

Zentralisierung unumgänglich

Die Kapazitäten seien erschöpft, so- dass eine Flüchtlingsunterkunft größeren Ausmaßes notwendig werde. Die Wohncontainer sollen – so hatte es der technische Ausschuss goutiert – auf dem Grundstück „An den Werften“ errichtet werden. „Nicht weil wir es so wollen, sondern weil in dieser Größenordnung kein anderes Grundstück zur Verfügung steht“, betonte der Bürgermeister.

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Ralf Strauch
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„Das ist eine teure, fette Kröte, die wir da schlucken müssen“, fasste Wolfram Gothe (CDU) die Situation aus seiner Sicht zusammen. Die Lösung der Containerunterkünfte an dieser Stelle erscheine seiner Fraktion unter den verschiedenen Alternativen noch als „die am besten geeignete“. Auch wenn neben dem Landeszuschuss zudem mit jedem Geflüchteten Geld aus der Bundeskasse nach Brühl fließe, bliebe trotzdem ein ordentlicher Finanzanteil an der Gemeinde hängen, stellte Gothe fest.

Für die Freien Wähler erklärte Klaus Pietsch, dass die zunehmende Zahl an Kriegsflüchtlingen auch Brühl vor große Herausforderungen stelle. Ein großes Lob sprach er der Verwaltung und den Ratskollegen aus, dass es bislang gelungen sei, die Menschen dezentral unterzubringen, „aber jetzt sind wir am Ende der Möglichkeiten angekommen und wir müssen neue Wege gehen“. Gleichwohl sehe er die zentrale Flüchtlingsunterbringung mit Sorge, doch es bleibe keine Alternative mehr. Vor allem, da man nicht wisse, „welche Zahlen uns noch erwarten“. Dennoch müsse man sich der Verantwortung stellen. Gleichwohl richtete Pietsch einen Appell in Richtung Land und Bund, die er in der Pflicht sieht, die Kommunen stärker zu unterstützen.

Schicksale hinter den Zahlen

Hans Zelt (SPD) interpretierte die Zahlen aus humanitärer Sicht. So zitierte er aus einem Bericht des UN-Flüchtlingshilfswerks, wonach im Juni vergangenen Jahres weltweit 103 Millionen Vertriebene erfasst worden seien. Selbst wenn davon 60 Prozent im Heimatland auf der Flucht seien und von den übrigen fast 70 Prozent in Nachbarländer der Krisengebiete geflohen seien, lebten Mitte 2022 immerhin 2,2 Millionen Flüchtlinge und Asylsuchende in Deutschland. „Hinter diesen Zahlen stecken Menschen und individuelle Schicksale“ so Zelt.

In der bisherigen dezentralen Unterbringung gelinge die Integration besser, als in einer Containeranlage. Doch mangels Alternativen müsse man jetzt „in den sauren Apfel beißen“, so der SPD-Sprecher.

Silberstreif nicht zu erkennen

„Krieg und Terror auf der Welt nehmen nicht ab“, zeigte sich auch Ulrike Grüning (GLB) ernüchtert, „es gibt keinen Silberstreif am Horizont“. Auch in Brühl gebe es inzwischen zu den Containern leider keine Alternative mehr.

Nach dem nun gefällten Grundsatzbeschluss sollen jetzt die Planungen von einem Ingenieurbüro vorgenommen werden, damit baurechtlich alles in richtigen Bahnen läuft. Wenn dann nach entsprechender Antragsstellung der Zuschussbescheid des Landes eingegangen sein wird, soll die geplante Wohnanlage in die Ausschreibung gehen, damit 2024 die Unterkünfte zur Verfügung stehen, steckte Göck den Zeitrahmen ab.

Redaktion

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