Eppelheim. Eppelheim muss noch zwei Wochen auf einen neuen Bürgermeister warten. Eines ist aber sicher: Bei der Stichwahl stehen sich Matthias Kutsch und Alexander Hahn gegenüber. Die beiden Kandidaten haben die meisten Stimmen bekommen. Weil keiner der sechs Kandidaten über 50 Prozent der Stimmen erreichte, wird am Sonntag, 6. April, nochmal gewählt.
Im ersten Wahldurchgang liegt der Heidelberger Stadtrat und Unternehmer Matthias Kutsch mit 42,14 Prozent der Stimmen deutlich vorne. Auf Platz zwei folgt der Leimener Stadtrat und Lehrer Alexander Hahn mit 23,23 Prozent der Stimmen. Er hat das Rennen um den zweiten Platz nur knapp vor Dennis Wiedemann gewonnen, der nach den vorläufigen Hochrechnungen auf 20,96 Prozent der Stimmen kommt. Die klaren Verlierer des Abends sind Dietmar Fischer (7,66 Prozent), Hilde Stolz (4,90 Prozent) und Awais Buttar (0,88 Prozent). Die Wahlbeteiligung liegt laut vorläufigem Ergebnis bei 48,09 Prozent.
„Das ist ein großer Vertrauensbeweis“: Matthias Kutsch bekommt die meisten Stimmen in Eppelheim
Dennoch zeigt der klare Gewinner des Abends nur verhaltene Freude: „Ich freue mich über das tolle Zwischenergebnis. Das ist ein großer Vertrauensbeweis“, sagt Matthias Kutsch angesichts von beinahe 19 Prozent Vorsprung auf Hahn. Für den 41-Jährigen ist es aber nur eine erste Etappe. „Es ist noch mal ein neuer Wahlgang. Noch ist nichts entschieden“, sagt er im Hinblick auf die Stichwahl. Entsprechend ist dem Bürgermeisterkandidaten noch nicht zu Feiern zumute. Ein „gemütlicher Abend“ in einem Eppelheimer Restaurant steht für Kutsch am Sonntagabend auf dem Programm.
Für die nächsten zwei Wochen werde der Wahlkampf mit „Engagement und guter Laune“ weitergehen, kündigt Kutsch an. Zunächst nimmt er sich aber eine zweitägige Auszeit: Ein Familiengeburtstag in Bayern steht an.
Für die Stichwahl erhofft sich der aussichtsreichste Kandidat eine höhere Beteiligung. „50 Prozent hätte ich mir schon gewünscht“, sagt er auch vor dem Hintergrund, dass er „ein Bürgermeister für alle“ sein wolle. Womöglich hätten die große Auswahl und der engagierte Wahlkampf manche Bürger überfordert, vermutet Kutsch Gründe für die geringe Zahl der Urnengänger.
Finale Entscheidung bei Stichwahl in Eppelheim
Sichtlich enttäuscht zeigt sich Herausforderer Alexander Hahn. „Am Ende zählt das, was in der Stichwahl herauskommt“, möchte der Zweitplatzierte das Ergebnis des Abends nicht kommentieren. Schmallippig lässt er lediglich verlauten: „Jetzt geht‘s um die Wurst.“ Der 43-Jährige nimmt die 23,23 Prozent Zustimmung unter den Wählern als Arbeitsauftrag mit in die anstehenden zwei Wochen. „Ich feiere nicht. Ich schaffe“, kündigt Hahn an, noch mal in die Vollen zu gehen. Weshalb er als einziger der sechs Kandidaten dem Wahlabend lange fernblieb, beantwortete er knapp: „Ich war auf dem Weg.“
Nach der Veröffentlichung der vorläufigen Ergebnisse gibt es kein leichtes Durchkommen zu Dennis Wiedemann. Von allen Seiten strömen Menschen auf ihn zu, schütteln ihm die Hand und sprechen ihm Trost zu. Natürlich habe er auf ein besseres Ergebnis gehofft, sagt der Drittplatzierte mit 20,96 Prozent, der positiv auf den Wahlkampf zurückschaut: „Ich hatte eine tolle Zeit und tolle Helfer, ohne die das gar nicht möglich gewesen wäre.“ Nun will er sich wieder voll und ganz seinem Job, Familie und Freunden widmen. Welchem der Bewerber er seine Wahlempfehlung ausspricht, will er erst am nächsten Tag verraten.
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Besonders gedrückt war die Laune bei Dietmar Fischer. „Ich bin enttäuscht“, sagt der 58-Jährige, der 7,66 Prozent der Wähler von sich überzeugen konnte. Er habe sich Chancen auf einen zweiten Wahlgang ausgerechnet und grundsätzlich ein engeres Rennen erwartet - zwischen Kutsch, Hahn, Wiedemann und eben ihm. Seine Erfahrung als Bürgermeister von Bad Liebenzell und ehemaliger Vereinssprecher Eppelheims spielte aber wohl nur eine untergeordnete Rolle. „Die Leute haben weniger Wert auf Erfahrung und Know-how gelegt“, stellt Fischer fest. Für den Viertplatzierten steht der Sieger, für den er zudem eine Wahlempfehlung ausspricht, bereits vor der Stichwahl fest: „Ich wünsche Herrn Kutsch viel Erfolg.“
Empfehlungen für Kandidaten bei der Stichwahl werden noch bekanntgegeben
„Das ist ein gutes Ergebnis“, zeigt sich Hilde Stolz zufrieden mit den 4,9 Prozent. „Alles über 3,5 Prozent“ sei für sie gut - besonders vor dem Hintergrund, dass sie nicht einmal drei Wochen Wahlkampf führte. Die von der Linken unterstützte Kandidatin hatte ohnehin andere Vorhaben: „Die Themen, die mir wichtig sind, wurden aufgegriffen. Mein Hauptziel war es, Themen zu setzen“, sagt die 63-Jährige, die den Schwerpunkt auf Soziales und Ökologie gelegt hatte. Für Stolz war es wichtiger, die Eppelheimer Linke auf die politische Stadtkarte zu bringen - das sei gelungen. „Es ist klar: Es gibt die Linken.“ Eine Empfehlung für die Stichwahl möchte die Heidelberger Stadträtin nicht aussprechen. Der Linke-Ortsverband werde sich dazu äußern.
„Sieht schlecht aus“, sagt Awais Buttar etwas zerknirscht mit Blick auf die Grafik. Mit insgesamt 48 Stimmen bildet er das Schlusslicht auf dem Treppchen. Gerne hätte er seine Wahlempfehlung bei der Stichwahl an Dennis Wiedemann weitergegeben, allerdings muss der sich mit Platz drei geschlagen geben. Für Buttar starte nun ein anderes Projekt im „Rap-Buisness“. Er habe seinen Bekanntheitsgrad durch die Wahl steigern können, sagt der 42-Jährige. „Die PR-Maßnahmen haben funktioniert.“ Nun würden bereits einige Musikproduzenten vor seiner Tür stehen und schon bald wolle er seine erste Single herausbringen. „Und Tiktok weitermachen“, sagt er.
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Eppelheim hat gewählt: Neuer Bürgermeister ist „Neigeplackter“