Eppelheim. Für den Bürgermeisterposten in Eppelheim sind derzeit drei bestätigte Bewerbungen im Briefkasten im Rathaus eingegangen, gab Pressesprecherin Annette Zietsch zuletzt den aktuellen Stand bekannt. Das Trio um den Leimener FDP-Stadtrat Alexander Hahn und Matthias Kutsch, der für die CDU im Heidelberger Rat sitzt (wir berichteten), komplettiert Dietmar Fischer. Wie seine beiden Kontrahenten, tritt der gebürtige Tübinger parteilos an. Der 58-Jährige ist in Eppelheim kein Unbekannter.
Fischer war von 2009 bis 2014 Sprecher aller Eppelheimer Vereine sowie vier Jahre lang stellvertretender Vorsitzender des CDU-Stadtverbands und hat auch weitere ehrenamtliche Fußstapfen in seiner ehemaligen Heimat hinterlassen.
„Ich werde kandidieren“, hatte Fischer der „Rhein-Neckar-Zeitung“ bereits im Dezember versprochen. Der Diplom-Betriebswirt war von 2014 bis 2021 Bürgermeister von Bad Liebenzell im Nordschwarzwald und arbeitet aktuell kaufmännisch in einem Karlsruher Unternehmen für Zahnimplantate.
Er habe 20 Jahre lang in Eppelheim gelebt und möchte nun in die Kurpfalz zurück, sagt der verheiratete Vater zweier Kinder im Gespräch mit dieser Zeitung.
Wegen Streitigkeiten aus der Partei ausgetreten
Fischer hat Betriebswirtschaft studiert und war unter anderem als Geschäftsführer der Wäscherei Rahm in Heidelberg tätig. Deren Betrieb stellte er jedoch laut „RNZ“ ein. Durch seine Erfahrung in der Wirtschaft wie auch in der Verwaltung könne er „beide Seiten gut verstehen und abdecken“, sagt er. Mit der Bürgermeisterwahl möchte Fischer „wieder in die Heimat zurückkehren und die jahrelange Erfahrung und das Know-how einsetzen“. Die Geschicke einer Stadtverwaltung gestaltet Fischer heute im Gemeinderat Bad Liebenzells weiter mit, in den er im vergangenen Jahr gewählt wurde. In dem Gremium fungiert er als Fraktionsvorsitzender der CDU. Aus der Partei ist er wegen kommunalpolitischer Streitigkeiten in Gemeinderat sowie auf Ebene des Landkreises Calw jedoch ausgetreten.
Auch seine Abwahl nach einer Amtsperiode im Bad Liebenzeller Rathaus endete Medienberichten zufolge nicht ohne Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft Tübingen hat im Sommer Anklage gegen den Ex-Bürgermeister erhoben. Ihm wird vorgeworfen, Grundstücke der Stadt zu günstig verpachtet zu haben. Es handelt sich um fünf Grundstücke, die zu deutlich geringeren Pachtzinsen als üblich an die Firma Heizöl Häberle verpachtet worden sein sollen. Wann der Prozess am Amtsgericht Calw starten soll, ist noch unklar, heißt es Anfrage dieser Zeitung. Fischer sieht sich nicht in der Schuld. Er spricht von „falschen Verdächtigungen“ und „rufschädigenden“ sowie „verleumderischen“ Aussagen. Die würden zur „politischen Stimmungsmache missbraucht“, sagte er im Juni gegenüber dem „Schwarzwälder Bote“.
„Zusammenfassend ist damit festzuhalten, dass der Abschluss der Pachtverträge zum Wohle der Gemeinde und deren Entwicklung erfolgt ist und diese auch rechtlich in keiner Weise zu beanstanden sind“, beteuert Fischer in dem Blatt seine Unschuld. Bei einer Verurteilung reicht das Strafmaß von einer Geldzahlung bis zu fünf Jahren Haft.
Zusammenarbeit angeblich nicht immer harmonisch
Nicht nur als Rathauschef, auch im Gemeinderat scheint die Zusammenarbeit nicht immer harmonisch abgelaufen zu sein. So hatte Fischer ein Ratsmitglied angezeigt, weil er sich von ihm beleidigt gefühlt habe. Außerdem reichte Fischer im Dezember mehrere Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Bürgermeister Roberto Chiari ein, gegen den er die Wahl 2021 verloren hatte, berichtet jeweils der „Schwarzwälder Bote“. Nur einen Monat nach der Wahlniederlage in Bad Liebenzell hatte Fischer sich auf den Bürgermeisterposten in Bad Wildbad beworben, ging aber erneut leer aus.
Sollte Fischer in Eppelheim auf Patricia Rebmann folgen und Verwaltungschef werden, wisse er bereits, wo er anpacken möchte. Verkehr, Stadtplanung, Ehrenamt, Transparenz, Wohnraum und Klimaschutz nennt er als wichtigste Themen.
„Bei der Gestaltung der Hauptstraße muss dringend etwas passieren“, präzisiert er im Gespräch eine der „vielen Baustellen in Eppelheim“. Die Verkehrssituation um Straßenbahn und Ampeln sei für jeden Auswärtigen „eine verkehrsretliche Herausforderung“. Änderungsideen gebe es seit Jahren, „aber die müssen jetzt endlich mal umgesetzt werden“, kündigt der Bewerber „eine der primären Aufgaben“ an.
Patrick-Henry-Village soll mehr Aufmerksamkeit bekommen
In die Stadtplanung bezieht Fischer besonders den neuen Heidelberger Stadtteil Patrick-Henry-Village mit ein, in dem zukünftig 10 000 Menschen wohnen sollen. Das gehe mit einer Veränderung in der Verkehrsverbindung Schwetzingen-Heidelberg ein, ist er sich sicher. Das müsste etwa bei der Planung des viel diskutierten Radschnellweges genauso wie bei der gesamten Entwicklung der zukünftigen Infrastruktur berücksichtigt werden. „Da fehlen mir aktuell die Transparenz und die Vorplanung“, mahnt Fischer an.
Für die Themen bezahlbaren Wohnraum und Klimaschutz könnte er sich eine gemeindeeigene Wohnungsbaugesellschaft sowie einen Eigenbetrieb regenerative Energien vorstellen.
Eppelheimer Vereine sollen in den Fokus rücken
„Die Vereine kommen bei mir nicht zu kurz“, verspricht der Bürgermeisterkandidat außerdem bezüglich des Ehrenamts. Das Ehrenamt bezeichnet er als „freiwillige Pflichtaufgabe einer Kommune“. Seine eigenen Erfahrungen hat Fischer nicht nur als Vereinssprecher, sondern auch zwölf Jahre lang als Abteilungsleiter Handball des TV Eppelheim gesammelt.
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Als Rathauschef würde Fischer zudem Wert auf Unabhängigkeit und projekt- und sachbedingte Mehrheiten im Gemeinderat legen. „Ich bin der festen Überzegung, dass man als Verwaltungschef parteiübergreifend arbeiten und keine Verbindungen mehr haben sollte“, sagt er. Dabei will er angelehnt an die gläserne Produktion eine gläserne Verwaltung schaffen, die Informationen vollumfänglich öffentlich bereitstellt und die Bürger mittels verschiedener Veranstaltungen, laut Fischer „gerne auch mit Bürgerbeteiligung“, mehr miteinbezieht.
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