Eppelheim. Der Mensch lebt nicht im luftleeren Raum. Er ist eingebettet in Geschichte und damit auch stets eine Art Spiegelbild der Vergangenheit. Zumindest bekommt man Menschen vor dem Hintergrund ihrer Geschichte manchmal zu fassen und versteht die eine oder andere Kompasseinstellung. Und genau dieses Zufassenbekommen gelingt beim für die FDP frisch in den Eppelheimer Gemeinderat gewählten Dr. Peter Schib.
Sein Verständnis von Freiheit scheint jedenfalls eng verknüpft mit seiner Geschichte. Geboren 1950 in Tannenberg im Erzgebirge, in der Nähe von Chemnitz, flüchteten seine Eltern mit ihrem halbjährigen Sohn aus der DDR. Selbstverständlich hat er daran keinerlei persönliche Erinnerung. Aber die Geschichte prägt ihn natürlich trotzdem und sorgt mit dafür, dass er der Freiheit den höchsten Wert zuordnet.
Dabei meint er keinesfalls die Freiheit des „anythings goes“. Ganz im Gegenteil, Freiheit habe immer die Verantwortung, das eigenverantwortliche Tun, als Fundament. Freiheit ohne Grenzen habe wenig mit Freiheit, dafür viel mit Anarchie und Willkür zu tun. Der Schritt zur FDP war demnach schon fast eine logische Folge. 2004 trat Schib der FDP bei.
Der Stadt und der neuen Heimat etwas zurückgeben
Bis dahin war es aber ein Stück Weg. Von Tannenberg ging es 1950 nicht in den Westen, sondern nach Afrika, genauer nach Dakar, die Hauptstadt des Senegals. Fünf Jahre war die Familie hier zu Hause und kehrte 1956 nach Deutschland zurück. In Göppingen ging Schib zur Schule, machte Abitur und begann 1971 ein Chemie-Studium in Stuttgart.
Zur Person
Dr. Peter Schib ist 1950 in Tannenberg im Erzgebirge geboren.
Heute ist er Rentner, zuvor war er in der Pharmazieforschung bei Roche und Apotheker.
Schib ist seit 1977 verheiratet, hat eine Tochter und zwei Enkel und lebt seit 1985 in Eppelheim.
Für die FDP stand er auf Listenplatz eins und erreichte 1061 Stimmen. ske
1975 wechselte er nach Heidelberg und studierte zusätzlich noch Pharmazie. 1982 begann er dann bei der Firma Roche in der Pharmazie-Entwicklung zu arbeiten und 1985 zog er mit seiner Frau nach Eppelheim. Hier, daran ließ er im Gespräch mit der Schwetzinger Zeitung keinen Zweifel aufkommen, habe er sich immer sehr wohlgefühlt. „Eppelheim hat mir und meiner Familie viel geboten.“
Und so war es für ihn irgendwann Zeit, der Stadt etwas zurückzugeben. Der Eintritt in den FDP-Ortsverband war da nur ein erster Schritt. 2010 wurde er zum Ortsvorsitzenden der Eppelheimer Liberalen gewählt. Und 2017 nahm er für zwei Jahre als Nachrücker am Ratstisch Platz. Eine Zeit, die nicht nur positiv konnotiert ist. Damals stand es in seinen Augen nicht gut um den Gemeinsinn. Zu viel Konflikt, zu wenig Kooperation. Neben den Sachthemen wie Haushaltskonsolidierung, Bildung und die Verschönerung der Hauptstraße nach Schwetzinger Vorbild (ein einheitliches Flächenbild, wie auf dem Schlossplatz, Anm. der Redaktion), will er daher vor allem mit dafür sorgen, dass am Ratstisch ein fairer Umgang herrscht. Frei nach Charles Darwin gilt für ihn, dass der überlebt und Erfolg hat, der am besten kooperiert.
Haushaltsprobleme seien teilweise hausgemacht
Auf der Sachebene steht für ihn die Haushaltskonsolidierung ganz oben. Eppelheim habe mittlerweile Schulden von 26 Millionen Euro und Schib befürchtet, dass, wenn jetzt nicht klar gegengesteuert werde, die Stadt ihren Handlungsspielraum verliert.
Natürlich weiß Schib, dass da besonders dicke Bretter gebohrt werden müssen. Der Großteil der Ausgaben seien Pflichtausgaben, über die der Gemeinderat gar nicht frei entscheiden kann. Hier müsse mit dem Land und dem Bund gesprochen werden und das innerhalb der Leitplanken der Subsidiarität. Wer bestellt, muss auch bezahlen. Aber die Haushaltsprobleme seien auch hausgemacht. „Eppelheim hat ein Ausgaben- und kein Einnahmenproblem.“ Als Beispiel nimmt er das Integrationsmanagement. Eine wichtige Aufgabe, aber es müsse infrage gestellt werden, ob Eppelheim vor dem Hintergrund, dass das Land die Mittel kürze, nun einfach in die Kostenverantwortung gehe.
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Oder die Vereine. Natürlich müsse die Kommune die Vereinslandschaft pflegen. Er selbst ist Mitglied im Tennisverein. Aber er wünscht sich doch mehr Eigeninitiative. Einfach immer gleich nach der Kommune zu fragen, befördere am Ende nur die Schuldenspirale. Hier trifft man wieder auf sein Freiheitsverständnis. Freiheit zu haben, bedeutet eben immer auch, die Verantwortung zum Tun zu haben.
Eine Ausnahme sieht er dagegen in der Bildung. Für den Erfolg des Landes sei Bildung der entscheidende Schlüssel, sodass Einsparungen hier eher kontraproduktiv seien. Bildung ist in seinen Augen das Fundament für die Einsicht des Einzelnen, dass sie und er Verantwortung für das Gelingen des großen Ganzen trägt. Und diesem Gedanken will er nun in den kommenden fünf Jahren gerecht werden. „Ich kann nicht viel versprechen, aber ich werde mich bemühen.“
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