Eppelheim. Es lohnt sich, durch die Seegasse zu spazieren und für ein paar Minuten vor dem Haus Nummer 6 zu verweilen. Zwei Mosaike zieren die Hausfassade und ziehen die Blicke auf sich. Beide Motive gehören eindeutig zu Eppelheim: Von der Hauswand grüßt der Wasserturm als Wahrzeichen der Stadt und in Anlehnung an den Spitznamen der Eppelheimer findet sich dort auch ein kecker Stallhase, der vorbildlich in Pandemiezeiten eine Mund-Nase-Maske trägt.
Entworfen wurden die beiden Mosaikkunstwerke von Birgit Glesius. Die 44-Jährige kommt aus der Nähe von Köln, wohnt seit fünf Jahren in der Seegasse und arbeitet als Anwendungsbetreuerin bei einem kommunalen IT-Dienstleister.
Sie will etwas bewirken
Die Eppelheimerin geht mit ihrer Kunst gerne „nach draußen“, wie sie sagt, und schätzt Street Art, also Straßenkunst, weil sie mit ihren Mosaiken etwas bewirken und aussagen möchte. Von ihrem Vermieter hat sie die Erlaubnis bekommen, die Hausfassade mit Mosaikkunst aufwerten zu dürfen. Seitdem können Wasserturm und Stallhase bestaunt werden. Weitere Motive sollen folgen, verspricht sie.
„Ich habe schon immer kreative Sachen gemacht, darunter auch Mosaikkunst. Das hat mich dann so sehr interessiert, dass ich es richtig lernen wollte“, erfährt man von Birgit Glesius. Sie hat daraufhin 2018 und 2019 eine berufsbegleitende Ausbildung zur zertifizieren Mosaikkünstlerin an der Mosaikbauschule in Dortmund absolviert. Ihre Abschlussarbeit war eine Mosaikgestaltung mit Obdachlosen des Wichern-Wohnheims in Heidelberg.
Dieses Projekt war nicht nur für die Bewohner, sondern auch für Birgit Glesius eine wichtige Erfahrung. „Mosaike wirken nicht nur, sondern sie bewirken auch etwas bei den Menschen“, weiß sie und verweist auf die therapeutischen Effekte von intuitiver Mosaikkunst und künstlerischem Schaffen. Weil die Mosaikkünstlerin die Konstellation von Kunst, Therapie und Pädagogik sehr spannend findet, begann sie daraufhin eine berufsbegleitende Weiterbildung zur Kunsttherapeutin, die sie im kommenden Jahr abschließen wird. Birgit Glesius liebt das Experimentieren mit verschiedenen Werkstoffen und das kreative und intuitive Gestalten von Motiven, die zum Nachdenken anregen, unterschiedliche Meinungen hervorrufen und Zeitgeschehen dokumentieren.
So kam ihr im vergangenen Jahr die Idee, einen Stallhasen mit Mund-Nase-Maske zu gestalten, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie festzuhalten. Weil der Wasserturm seit mehr als 100 Jahren in Eppelheim ein stadtbildprägendes Gebäude ist, war es für sie klar, ihn als Mosaik zu gestalten, um damit die Bevölkerung zu erfreuen. Zwei Tage brauchte sie für das Wasserturmmosaik. Bei der Ausarbeitung des Motivs bevorzugte die Mosaikkünstlerin Blautöne als „Farben des Wassers“ und beim verwendeten Material Fliesen, Muscheln, Steine und kleine Fischfiguren.
Intuitive Gestaltung
Die Mosaikmotive der 44-Jährigen sind vielfältig. Glesius schätzt sowohl bunte und fantasievolle Gebilde als auch Tiermotive, Gegenstände, Gebäude oder Figuren. Viele Mosaike gestaltet sie intuitiv. Aber es kommt auch vor, dass sie das in ihrer Vorstellung gereifte Motiv zuerst in einem mit Sand gefüllten Holzrahmen auslegt, um Farbgebung und Wirkung zu testen, bevor es in Beton gegossen wird. Für die Ausgestaltung eines Mosaiks können die unterschiedlichsten Materialien verwendet werden, erzählt sie. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wie ein Blick in ihre Werkstatt zeigt: Fliesenreste, buntes Glas, Spiegel, Muscheln, Steine in allen Farben, Formen und Größen, Kronkorken, Schmuckstücke, Perlen, Accessoires und vieles mehr kann für die Gestaltung genutzt werden.
Das macht die Mosaikkunst für die 44-Jährige auch so spannend, weil sie eine große Gestaltungsfreiheit bietet. Zur Ausgestaltung ihrer Motive setzt sie gerne auf einen Materialmix. Dadurch gewinnt das Kunstwerk an Spannung und Aussagekraft. Mit Natursteinen gearbeitete Mosaike mag die Künstlerin besonders gerne. Sie empfindet diese als sehr kraftvoll, ursprünglich und energiegeladen. Für die Eppelheimerin wohnt Mosaiken ein besonderer Zauber inne. Und weil für sie Mosaikkunst viel mit Geist und Energie, Emotion und Intuition zu tun hat, fand sie für ihren Internetauftritt die Adresse www.voodoomosaic.com passend. Weil Birgit Glesius es liebt, künstlerisch tätig zu sein und mit Menschen zusammenzuarbeiten, möchte sie gerne Mosaikkurse anbieten, sobald es die Corona-Pandemie zulässt.
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