Sommerinterview (Teil 3)

Eppelheimer Grüne wollen dem Flächenfraß entgegenwirken

Bündnis 90/Die Grünen wünscht sich in Eppelheim Handeln im Klima- und Artenschutz, sieht die Stadt aber in anderen Bereichen auf einem guten Weg.

Von 
Catharina Zelt
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In den Augen von Bündnis 90/Die Grünen ein Erfolg für Eppelheim: Auf Antrag der Fraktion im Gemeinderat wurde Tempo 30 in der Rudolf-Wild-Straße (Bild) und in weiteren Durchgangsstraßen umgesetzt. © Zelt

Eppelheim. Welche Herausforderungen kommen auf die Kommune zu, wo ist Eppelheim gut aufgestellt und welche Projekte stehen als Nächstes an? In unserer Sommerinterview-Reihe können sich die vier Gemeinderatsfraktionen dazu äußern. Dieses Mal sind Bündnis 90/Die Grünen an der Reihe. Fraktionssprecherin Christa Balling-Gündling hat die Fragen in Abstimmung mit ihrer Fraktion schriftlich beantwortet.

Was waren aus Ihrer Sicht die größten Erfolge des Gemeinderats seit der Kommunalwahl im Jahr 2019 und warum?

Grüne: Der Gemeinderat hat mit unserer maßgeblichen Mitwirkung ein zukunftsfähiges Stadtentwicklungskonzept und ein Verkehrskonzept verabschiedet. Darüber hinaus haben wir gemeinsam die Haushaltskonsolidierung und den notwendigen Schuldenabbau im Konsens begonnen. Wichtige Erfolge sind auch der barrierefreie Ausbau der Endhaltestelle, der lange von unserer Fraktion geforderte S-Bahn-Anschluss mit der Buslinie 713, die Taktverdichtung der Straßenbahnlinie 22 und die Taktausweitung des Citybusses am Wochenende. Auf Antrag der Grünen-Fraktion wurde Folgendes umgesetzt oder auf den Weg gebracht: Tempo 30 in der Rudolf-Wild-Straße und weiteren Durchgangsstraßen über einen Teillärmaktionsplan, Einrichtung eines Naturschutzfonds, Aufnahme von Fahrradstraßen in das Verkehrskonzept, Einführung eines Leihlastenrads. Ein großer Erfolg war natürlich auch der Erhalt des bisherigen fußläufigen Marktes in der Wild-Straße.

Immer wieder wird über eine Straßenbahnverlängerung diskutiert. Wo sollte die Verlängerung Ihrer Meinung nach entlanglaufen?

Grüne: Grundsätzlich sind wir dafür, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) weiter auszubauen. Eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 22 durch Plankstadt hindurch nach Schwetzingen wäre notwendig, ist aber wegen des Plankstadter Bürgerentscheids von 2014 nicht möglich. Eine verlängerte Straßenbahn 22 an Plankstadt vorbei macht keinen Sinn und wird auch voraussichtlich nicht bezuschusst. Die geplante neue Straßenbahnlinie von Heidelberg ins Patrick-Henry-Village (PHV) sollte aus unserer Sicht zuerst östlich der Autobahn verlaufen, anschließend den Süden des Betriebsgeländes ADM/Wild anbinden und dann Richtung PHV führen. Der Eppelheimer Bahndamm muss als wichtiger Grünzug und Biotop erhalten bleiben. Diese Linie könnte vom PHV nach Schwetzingen verlängert werden.

Der Gemeinderat sowie Landräte und Bürgermeister aus der Region haben sich bereits mehrmals gegen den Bau der geplanten Bahntrasse zwischen Plankstadt und Eppelheim ausgesprochen. Wie möchte Ihre Fraktion das Bahnprojekt an dieser Stelle verhindern?

Grüne: Unser Land muss in Zukunft mehr Güter auf die Schiene bringen. Deshalb sind zusätzliche Bahnkapazitäten notwendig. Die Eppelheimer leiden ohnehin schon an Lärm und brauchen angesichts der dicht besiedelten Stadt Naherholungsmöglichkeiten. Eine neue Bahnlinie zwischen Eppelheim und Plankstadt würde massive Auswirkungen auf Menschen und Umwelt mit sich bringen. Aus unserer Sicht hat das Bündelungsgebot Priorität, um dem Flächenfraß entgegenzuwirken. Die verschiedenen Optionen und Trassenvarianten sind aber noch nicht ausreichend geprüft. Es muss eine Lösung gefunden werden, die möglichst wenig Auswirkungen auf Mensch und Umwelt mit sich bringt.

Der Gemeinderat hat sich beispielsweise mit der Kooperationsvereinbarung mit dem Rhein-Neckar-Kreis klar zum Klimaschutz bekannt. Wie könnte Eppelheim noch umweltfreundlicher und nachhaltiger werden?

Grüne: Beim Klima- und Artenschutz müssen wir endlich ins Handeln kommen. Ziel ist ein klimaneutrales Eppelheim bis zum Jahr 2035. Auf allen kommunalen Liegenschaften gehören Photovoltaikanlagen installiert. Die Möglichkeiten eines möglichst energieautarken Eppelheims etwa durch Wind- und Biogasenergie sind zu prüfen. Das Umweltförderprogramm, das als erstes den Sparmaßnahmen zum Opfer fiel, wird im Herbst auf unsere Initiative hin neu aufgelegt. Wir erwarten eine gezielte Förderung im Bereich Artenschutz, Wärme und Energie. Auch Bürger, Vereine und Gewerbe sind mit ins Boot zu holen. Zur Erreichung unserer Klimaziele braucht Eppelheim dringend einen Klimaschutzmanager. Weitere wichtige Umweltziele sind die Biotopvernetzung sowie eine stärkere Entsiegelung und Begrünung unserer Stadt. Für den Erhalt der städtischen Bäume und Grünflächen wird unsere Fraktion demnächst eine Baum- und Grünflächenschutzsatzung beantragen.

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Der Stadt Eppelheim fehlt es an Geld. An welcher Stelle würden Sie dennoch nicht sparen wollen?

Grüne: Kluge Haushaltspolitik bedeutet für uns, sinnvoll in die Zukunft zu investieren. Deshalb sind wir für Investitionen in eine grünere und klimagerechte Stadt und in Maßnahmen des Klimaschutzes. Darüber hinaus wollen wir Bildung, eine attraktive Stadtmitte, die Unterstützung von bürgerschaftlichem Engagement und die Vereine und Verbände für eine lebendige Stadtgesellschaft weiterhin maßgeblich unterstützen.

Der Verkehr ist in Eppelheim immer wieder einmal ein Thema. Was würden Sie in diesem Bereich gerne durchsetzen oder verbessern, wenn Sie alleine entscheiden dürften ohne dafür auch eine Mehrheit im Gemeinderat finden zu müssen?

Grüne: Ganz klar: teilweise Einführung von Schritttempo in der Hauptstraße und am Hugo-Giese-Platz, begleitet von einer Fahrradstraße in der Blumenstraße. In einem zweiten Schritt wird die Straße nach Haushaltslage umgestaltet. Wir legen ein Sofortprogramm „Radfreundliche Stadt“ auf. Fußgänger und Radfahrer erhalten mehr Platz. Wir richten mehr Fahrradstraßen ein, machen das Abbiegen und Befahren der Hauptverkehrsrouten durch Radstreifen und markierte Wartebereiche sicherer. Ziel ist es, dass bis 2035 die meisten Wege in Eppelheim per Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden. Den ÖPNV stärken wir weiter, zum Beispiel durch einen zusätzlich in Gegenrichtung fahrenden Citybus und dynamische Fahrgastinformationen an den Haltestellen.

Ganz Deutschland steuert auf eine Energiekrise zu. Welche Maßnahmen können innerhalb der Stadt zum Energie- und Gassparen umgesetzt werden?

Grüne: Die Stadtverwaltung prüft bereits Einsparmöglichkeiten für den öffentlichen Bereich. Wir müssen aber auch die Bürger stärker für das Thema sensibilisieren und gewinnen. Wir sollten als Stadt die Eppel-heimer bei ihrer persönlichen Energiewende zu Hause stärker unterstützen. Im Übrigen zeigt sich erneut, dass die ÖPP-Verträge zu unseren Schulgebäuden und Sporthallen für wirksames Energiesparen hinderlich sind, weil die Stadt keine direkten Einflussmöglichkeiten hat.

Welches Projekt liegt Ihrer Fraktion besonders am Herzen?

Grüne: Wir werden uns weiterhin stark für eine klimagerechte Stadt und für mehr Grün in der Stadt einsetzen. Darüber hinaus sind uns ein verkehrsberuhigtes und lebenswertes Stadtzentrum, in dem sich alle gerne und sicher aufhalten können, und die Schaffung von sozialem Wohnraum sehr wichtig.

Freie Autorin Frei Mitarbeiterin Print und Online

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