Eppelheim. Was macht ein Linienbus im Schulhof der Eppelheimer Theodor-Heuss-Grundschule? Die Antwort war ganz einfach: Er war zu Übungszwecken vor Ort. Die Stadt hatte Senioren zu einem Mobilitätstraining eingeladen. Sieben Interessierte – sechs Frauen und ein Mann – nahmen teil.
Die Veranstaltung war in einen Informations- und einen Praxisteil unterteilt. Los ging der Tag, den Melanie Seppich von der Stadtverwaltung initiiert und organisiert hatte, im Foyer der Rudolf-Wild-Halle. Der Nachmittag war auch dem gegenseitigen Austausch zwischen Nutzern von öffentlichen Verkehrsmitteln und Bediensteten der Verkehrsbetriebe dienlich. Probleme konnten offen angesprochen werden. „Hier haben wir die Menschen vor Ort, die tagtäglich damit zu tun haben“, erklärte Seppich.
Busfahren auch mit Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen oder Fahrrad
Die beiden Mitarbeiter der Busverkehr Rhein-Neckar (BRN), Karl-Martin Ballenweg und Dominik Metorn, dem Unternehmen „DB Regio Straße“ zugehörig, erläuterten mithilfe einer Präsentation alles, was man zur Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln wissen sollte. Es wurden die Haltestellenbeschilderungen, die unterschiedlichen Symbole an Türen und Scheiben als auch die Tasten an den Türen der Fahrzeuge erklärt. In Bus und Bahn seien an den Fensterscheiben Hinweissymbole angebracht, diese weisen auf Bereiche für Rollstuhlfahrer, Rollatoren, Kinderwagen und Fahrräder hin.
Wer die öffentlichen Verkehrsmittel mithilfe von Mobilitätshilfen nutze, sei dazu angehalten, nicht beim Fahrer, sondern an der mittleren Tür einzusteigen. Dort seien Hilfsmittel wie Rampen als auch ein generell breiterer Eingang vorhanden.
Für den Ausstieg von Menschen mit Handicap gebe es Tasten mit einem Rollstuhl-Symbol, diese können vor der entsprechenden Haltestelle betätigt werden – dadurch signalisieren sie dem Fahrer benötigte Assistenz. Wer in ein öffentliches Verkehrsmittel einsteige, sei angehalten, den nächstmöglichen freien Sitzplatz zu wählen. Spaziergänge durch Bahn oder Bus sollten vermieden werden, schließlich hätten die Fahrer auch Taktungen einzuhalten.
Auch in den Pendlerstunden ist genügend Platz garantiert
Um in den morgendlichen Pendlerstunden genügend Platz für alle Mitreisenden zu gewährleisten, ist die Mitnahme von Fahrrädern zwischen 6 Uhr und 9 Uhr untersagt. Danach sei dies möglich, informierte Ballenweg weiter, es gäbe für die Räder im Bus spezielle Befestigungen. Otmar Schubert, Besucher der Veranstaltung, wies darauf hin, dass diese Befestigungen oftmals nicht intakt seien.
Außerdem bemängelte er, dass Bus- oder Bahnfahrer auf den Strecken oftmals „sehr rasant“ fahren würden, für ältere Menschen könne dies gefährlich werden. „Ich würde gerne mal mit den Fahrern über ihr Verhalten sprechen“, sagte der Senior und schlug eine regelmäßige Beurteilung des Fahrpersonals durch die zuständigen Unternehmen vor.
Christa Unglaube sah dies genauso: „Die Fahrer fahren an den Haltestellen gleich nach dem Einstieg der Fahrgäste viel zu schnell los. Die Leute haben meist noch keinen Sitzplatz. Mir ist das viel zu riskant.“
Ein weiterer Punkt sei der Ticketerwerb in Bus oder Bahn. Es wurde dazu angehalten, möglichst nicht mit großen Scheinen zu zahlen, da die Rückgeldausgabe deutlich mehr Zeit in Anspruch nehme. Tickets könne man auch online erwerben, beispielsweise über den Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN). Es sei auch die Nutzung der Handy-Ticket-App möglich. Allerdings, so merkten einige Senioren an, sei für die ältere Generation die Nutzung neuer Medien nicht so einfach. Nach der Theorie folgte die Praxis. Vor der Halle wartete auf dem Schulhof ein Linienbus, der als Übungsobjekt diente. Die Senioren lernten, wie sie sicher und unfallfrei mit einem Rollator in einen Bus ein- und aussteigen können.
Karin Böhm gehörte zu den ersten, die dies unter Anleitung testeten. Der Einstieg erfolgte vorwärts: erst der Rollator, dann der Fahrgast. Beim Ausstieg verlässt erst der Fahrgast rückwärts unter Nutzung der Haltegriffe an den Türen das Fahrzeug.
Dann erst werde der Rollator nachgeholt. Bei der Auswahl des Sitzplatzes in Bus oder Bahn wurde den Senioren geraten, sich gegen die Fahrtrichtung zu setzen. Der Grund: Bei einer Bremsung würde man in den Sitz gedrückt werden und falle nicht nach vorne.
Der Termin diente auch dem Dialog. Eine Teilnehmerin wollte wissen, ob ihr Fahrticket, mit dem sie von Heidelberg nach Eppelheim fährt, auch für die Weiterfahrt mit dem Eppelheimer Citybus gültig sei. „Ja, der Citybus kann in dem Fall ohne Zuzahlung genutzt werden“, erwiderte Ballenweg. Für alle Teilnehmer des Mobilitätstrainings hatte Melanie Seppich zum Abschluss noch ein Geschenk dabei. Es gab einen textilen Reflektor-Überwurf.
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