Eppelheim. Mit dem Förderprogramm „Eppelheim – Zukunftsstandort Gewerbegebiet Nord“ hat die Stadt ein Entwicklungskonzept erstellen lassen, das auf die Themenbereiche Flächeneffizienz, Energieeffizienz, Funktionalität und Nutzungen, Verkehr und Mobilität, gestalterische Aufwertung und Verbesserung des Arbeitsplatzumfelds sowie Wirtschaftsförderung eingeht. Das Konzept zeigt jeweils zukünftige Entwicklungsperspektiven auf. Gegenstand der Untersuchung war es, prinzipielle Handlungsanweisungen für die Stadt darzustellen, nach denen das Gewerbegebiet weiterentwickelt werden kann. Der Förderzeitraum läuft am 31. März aus.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte Stephanie Witulski von der Steg Stadtentwicklung GmbH das Konzept dem Gremium vor. Das Gewerbegebiet Nord direkt an der Grenze zu Heidelberg ist durch eine klein parzellierte, heterogene Mischung unterschiedlichster Branchen charakterisiert. Das Gebiet weist inzwischen einen hohen Anteil an Wohnnutzungen auf. Mit dem gebietsbezogenen Entwicklungskonzept soll geprüft werden, wie die künftige Ausrichtung mit der bestehenden Nutzungsmischung unter Berücksichtigung von Umwelt- und Klimaschutzaspekten aussehen kann.
„Flächeneffizienz“ als Ziel im Gewerbegebiet Nord in Eppelheim
In einem ersten Schritt waren Grundlagen zum Untersuchungsgebiet gesammelt und zusammengefasst worden. Im zweiten Teil war der Gemeinderat verstärkt eingebunden gewesen, um eine konsensorientierte Strategie und verschiedene Optionen zu diskutieren. Im Herbst 2021 waren den Gewerbebetrieben Fragebögen zugesandt worden.
„Trotz der grundlegenden Problematik der starken Durchmischung mit Wohnnutzungen scheint das Gewerbegebiet Nord gut zu funktionieren. Dieses Potenzial sollte genutzt werden, um das Gebiet für die Zukunft zu rüsten und umzugestalten“, lautet eine Handlungsempfehlung aus dem Entwicklungskonzept. Maßnahmen des Handlungsfelds „Flächeneffizienz“ seien als kurz-, langfristige und dauerhafte Ziele zu sehen. Ziele zum Klimaschutz und zur Energieeffizienz seien grundsätzlich als dauerhafte Aufgaben zu beurteilen.
Eine Änderung des Planungsrechts werde als langfristiges Ziel gesehen: „Das Wohnen im Gewerbegebiet wird durch den Gesetzgeber grundsätzlich ermöglicht. Dennoch wird hier empfohlen, im Weiteren darauf zu achten, dass Wohnflächen gegenüber Gewerbeflächen deutlich untergeordnet genehmigt werden.“ Die großräumige Verkehrslenkung sei häufig aufgrund privater Eigentumsverhältnisse und übergeordneter Aufgabenträger „schwierig und voraussichtlich nur langfristig umzusetzen“. Gestaltung und Begrünung des Arbeitsplatzumfelds stünden für Gewerbetreibende und Eigentümer häufig an untergeordneter Stelle, da die betriebliche und wirtschaftliche Entwicklung der jeweiligen Unternehmen im Vordergrund läge. Die Wirtschaftsförderung sollte für Eppelheim weiter gestärkt werden, um das kontinuierliche Gespräch mit den beteiligten Firmen und Eigentümern zu suchen.
Die im Konzept dargelegten sechs Themenbereiche zeigten „vielfältige Handlungsfelder, wie das Gewerbegebiet attraktiver, nachhaltiger und zukunftsfähiger gestaltet werden kann“, meinte Christa Balling-Gündling (Bündnis 90/Die Grünen). Eine Umwandlung von Teilflächen in ein Mischgebiet werde ihre Fraktion nicht unterstützen: „Wir brauchen das Gewerbegebiet und bestehendes Gewerbe braucht Bestandsschutz.“ Beim Klimaschutz sollten die gesetzlichen Vorgaben für eine Kohlendioxid-Neutralität bis 2040 erreicht werden. Für den Bereich Mobilität und Infrastruktur seien Förderung und Ausbau alternativer Mobilitätskonzepte unabdingbar. Sie hoffe, dass viele der vorgeschlagenen Verbesserungen auch umgesetzt werden.
Gewerbegebiet Nord in Eppelheim: Forderung nach Kompetenz
Ziele und Maßnahmen seien eine Sache, die Umsetzung eine ganz andere, erklärte Linus Wiegand (CDU/FDP). Eine kompetente Wirtschaftsförderung müsse da im Vorfeld gute Arbeit leisten. Damit die mehrheitlich privaten Besitzer der Grundstücke und Flächen „beraten und aufgeklärt werden, welche Möglichkeiten sich auftun können“. Es gebe aber auch viele Betriebe, die vom Inhaber zwischenzeitlich an Nachfolger übergeben oder teilweise gewerblich vermietet worden seien, wünschte sich Wiegand, „bei der Umsetzung mit Augenmaß vorzugehen, die Struktur in Richtung Mischgebiet zu prüfen und schnellstens an den Zu- und Abfahrten zu arbeiten“.
Das vorgelegte Entwicklungskonzept zeige, dass der Beschluss des Gemeinderats vom Mai 2020 richtig gewesen sei, erklärte Jürgen Geschwill (SPD). Ziel sei es, eine zukunftsweisende und nachhaltige Entwicklung voranzubringen: „Dabei wird es sicherlich eine Herausforderung, die charakteristischen Besonderheiten und Merkmale zu bewahren und weiterzuentwickeln.“ Die Lebensbedingungen der Anwohner dürften sich nicht nachteilig entwickeln. Die SPD-Fraktion sehe vor allem die Potenziale und Chancen für das Gebiet als Zukunftsstandort.
Die Stadt Eppelheim sei gezwungen, sich hinsichtlich des Gebietscharakters Gedanken zu machen „oder aber Wohnungsräumungen durch die Baurechtsbehörde des Landkreises tatenlos hinzunehmen“, monierte Bernd Binsch (Eppelheimer Liste). „Das Gewerbegebiet Nord krankt an einer schlechten Verkehrsanbindung, es gibt nur noch eine funktionierende Anbindung über die Handelsstraße und der Weg zu einer Bundesstraße und Autobahn ist zu lang“, erklärte Binsch. Ohne Lastwagenverkehr funktioniere in vielen produzierenden Betrieben einfach nichts, in Eppelheim gebe es allerdings „keine Bereitschaft, die Bedingungen für den Lastwagenlieferverkehr zu verbessern“. Um die bestehenden Betriebe zu erhalten und zu unterstützen, benötige man „eine aktive und funktionierende Wirtschaftsförderung, nicht nur eine administrative Stelle“.
Die Empfehlungen für die zukünftige Entwicklung des Eppelheimer Gewerbegebiets Nord wurden vom Gemeinderat schließlich einstimmig angenommen.
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