Eppelheim / Hockenheim. Das aktuelle Projekt CURE (Cooperative University Racecar Engineering) begann bereits vor über einem Jahrzehnt mit einer Machbarkeitsstudie des Studiengangs Projekt Engineering an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mannheim. Heute ist CURE, das englische Wort „Cure“ steht für „Heilung“ und wird somit auch für den Wandel der herkömmlichen Mobilität auf Basis fossiler Brennstoffe zur E-Mobilität ohne Kohlendioxid-Emissionen gesehen, ein studiengangübergreifendes Projekt, das von mehr als 70 Studenten getragen und von Absolventen, Dozenten und Partnern aus Wirtschaft und Industrie unterstützt wird.
Gemeinsam arbeitet das Team jedes Jahr an der Entwicklung und dem Bau eines elektrischen Rennwagens und der Vermarktung des Projektes. Mit dem Boliden, der in der Werkstatt in der Handelsstraße 13 in Eppelheim gebaut wird, nimmt CURE an den Formula-Student- Veranstaltungen in ganz Europa teil. Zuletzt war der Rennwagen mit dem Namen „Emma“ eine Woche lang bei der Formula Student Germany auf dem Hockenheimring im Einsatz (wir berichteten). Wir sprachen mit der organisatorischen Projektleiterin Maren Klotz über den Abschluss der aktuellen Saison.
Frau Klotz, wie lief die Veranstaltung im Hockenheimer Motodrom?
Maren Klotz: Die Veranstaltung verlief aus unserer Sicht wirklich erfolgreich. Wir konnten alle Disziplinen mit Fahrer absolvieren. Leider gab es einige Probleme mit unserem Driverless-System. Dennoch hatten wir eine tolle Zeit in Hockenheim, haben abschließend eine Platzierung in der oberen Hälfte erreicht und konnten trotz anhaltender Bremsenprobleme am Fahrzeug in der kompletten Saison auch die jeweils letzte Disziplin, das Endurance Rennen mit einer Länge von 22 Kilometern, absolvieren.
Wie hat sich der Bolide „Emma“ insgesamt geschlagen?
Klotz: „Emma“ war dieses Jahr leider nicht ganz so stark wie ihre Vorgängerin „Eva“. Dies lag unter anderem an den anhaltenden Auswirkungen von Corona, bezogen auf Lieferengpässe und eben einem Jahr weniger an Fertigungs- und Testzeit für uns. Dennoch haben wir ein fahrendes Auto, das trotz anhaltender Bremsenprobleme über jedes Event hinweg durchgehalten hat. Wir haben in Deutschland insgesamt Platz 32 belegt.
Wie hat das Team die Corona-Pandemie überstanden und wo lagen die Schwierigkeiten?
Klotz: Die Pandemie hat uns hart getroffen, so wie wahrscheinlich auch jedes andere Team. Wir durften eine lange Zeit nicht in die Werkstatt, konnten unser Auto nicht bauen, konnten uns als Team nur online sehen und 2020 natürlich auch an keinen Events teilnehmen. Aber das alles war irgendwann vorbei und wir konnten in unserer Werkstatt in Eppelheim wieder alles geben und loslegen. Die größten Herausforderungen lagen definitiv bei der Kontaktbeschränkung und auch bei den Lieferengpässen. Wenn man schauen muss, dass man nicht zu viele Personen in der Werkstatt hat und dass man vor 22 Uhr zu Hause sein muss wegen der Ausgangssperre, belastet das ein Team schon sehr und es bleibt einiges auf der Strecke, sowohl beim Auto als auch untereinander. Und dann kommen natürlich noch die Lieferengpässe vieler Fertiger hinzu, die erst Wochen nach geplantem Termin liefern konnten oder teilweise komplett abgesprungen sind. Hier auf die Schnelle Ersatz zu finden, die auch unsere Kosten nicht sprengen, ist sehr schwer gewesen.
Was passiert eigentlich das Jahr über in der Werkstatt in Eppelheim?
Klotz: Das Jahr über bauen wir an unserem Fahrzeug. Im September beginnt die Konzeptphase. Wir treffen uns, neue Konzepte werden ausgearbeitet, wie das neue Auto aussehen soll und welche Ziele man hat. Danach beginnt die Konstruktionsphase, in der alle Teile konstruiert werden. Hier gilt es, darauf zu achten, nicht zu schwer zu werden, aber auch stabile Bauteile zu konstruieren, um beispielsweise einen Bruch des Bauteils bei hoher Belastung zu vermeiden. Im Anschluss startet dann auch die Fertigungsphase. Das ist die längste Phase in der Werkstatt. Hier werden die Einzelteile zusammengebaut und das vorherige CAD-Modell wird zu einem richtigen Auto. Meist wird noch Stunden bis vor dem ersten Event geschraubt und optimiert sowie getestet, damit das Auto zuverlässig fährt.
Wer kann beim Projekt CURE Sponsor werden und warum sollten Interessierte Sie finanziell unterstützen?
Klotz: Jeder kann Sponsor werden. Als Verein haben wir keine Einnahmequellen, wollen aber dennoch einen elektrischen Rennwagen bauen. Dies bedeutet hohe Kosten für uns. Da können Firmen uns, die uns Bauteile fräsen, drehen und 3D drucken, sehr gut unterstützen. Zudem ist natürlich nicht jede Firma dazu bereit, uns Bauteile für wenig Geld zu fertigen, weswegen wir neben Fertigungspartnern auch auf finanzielles Sponsoring angewiesen sind, um unsere komplette Saison zu finanzieren. Die Formula Student kann für viele Firmen aber auch ein Sprungbrett sein. Selbstverständlich machen wir für unsere Sponsoren und Partner Werbung. Und die Formula Student ist ein Wettbewerb, an dem die Ingenieure von morgen teilnehmen. Eine bessere Möglichkeit, neue und kompetente Mitarbeiter anzuwerben, gibt es nicht.
Nach der Saison ist vor der Saison der Formula Student, wie geht es jetzt weiter?
Klotz: Unsere Saison ist jetzt zu Ende, das heißt, alle, die ihren Abschluss dieses Jahr machen, verabschieden sich langsam aus dem Team, bleiben aber meist als Alumni noch erhalten. Im September startet dann die Konzeptphase für das neue Team. Viele der Teammitglieder sind schon länger dabei, dennoch suchen wir natürlich immer neue engagierte Mitglieder. In den nächsten Monaten heißt es also für das neu aufgestellte Team, sich in den neuen Aufgaben zurechtzufinden, neue Konstruktionen und Ideen zu entwickeln und dann natürlich ein neues Auto auf die Rennstrecke zu bringen.
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