Eppelheim. Cyberattacken nehmen seit Jahren massiv zu. Auch Kommunen werden immer häufiger angegriffen. Die Daten werden verschlüsselt, dann werden die Behörden zu Lösegeldzahlungen aufgefordert. Im vergangenen Jahr war die Verwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises durch einen Hackerangriff lahmgelegt worden. Es musste sogar eine „Notverwaltung“ eingerichtet werden, weil das Computernetz der Behörde nach der Cyberattacke komplett heruntergefahren worden war. Auch die Stadt Eppelheim habe schon mehrere Hackerangriffe erleben müssen, teilte Hauptamtsleiter und Stadtkämmerer Michael Seip in der jüngsten Gemeinderatsitzung mit. Die heftigste Attacke habe die Stadtbibliothek erfahren.
Der Gemeinderat war nun dafür, beim Badischen Gemeindeversicherungsverband (BGV) eine Cyberversicherung einschließlich einer Rückwärtsversicherung von sechs Monaten für eine jährliche Versicherungssumme von knapp 7600 Euro abzuschließen. Meistens würden sogenannte Phishing-Mails versandt, die von den Mitarbeitern nicht erkannt und geöffnet werden, führte Seip aus. Die Cyberversicherung deckt Schadenersatzansprüche Dritter ab, ersetzt Schäden am Vermögen des Versicherungsnehmers und umfasst die Kosten für Sofortmaßnahmen. Übernommen werden Mehrkosten des Versicherungsnehmers, wenn die technische Einsatzmöglichkeit von Daten und Software infolge eines Cyberangriffs unterbrochen oder beeinträchtigt ist.
Der BGV bietet Kommunen drei verschiedene Leistungsgrade an. Die sogenannte Rückwärtsversicherung umfasst Ansprüche Dritter wegen Informationssicherheitsverletzungen, die für Eppelheim im Zeitraum von sechs Monaten vor Vertragsbeginn begangen wurden. Dies betrifft Fälle, in denen eine Schadsoftware das Netzwerk der Kommune vor Abschluss der Versicherung infiziert, die Software aber erst Monate später aktiviert wird. So war es bei Phishing-Mails an die Stadt Schriesheim im vergangenen Jahr gewesen, als deren IT-Server Opfer eines Cyberangriffs geworden waren.
Die Deckungssumme im Schadensfall beträgt für Eppelheim für die Schadenersatzansprüche Dritter drei Millionen Euro und für vorsätzlich verursachte Schäden, Aufwendungen des Versicherungsnehmers und Mehrkostenversicherung jeweils 250 000 Euro. Zudem steht der Verwaltung mit Abschluss der Cyberversicherung das kostenlose Schulungsprogramm „Cyber-Fuchs“ für die Mitarbeiter zur Verfügung.
Die Stadt hatte einen Risikofragebogen des BGV beantwortet, der daraufhin Auflagen zur Verbesserung der IT-Sicherheit erteilt hatte. Diese Maßnahmen müssen innerhalb eines Jahres nach Vertragsabschluss umgesetzt sein, andernfalls wird der Versicherungsvertrag aufgelöst oder nicht verlängert. Jürgen Geschwill (SPD), Volker Wiegand (CDU/FDP), Bernd Binsch (Eppelheimer Liste) und Nika Weiss (Grüne) hatten keine Einwände gegen den Abschluss einer Versicherung, sodass der Beschlussvorschlag vom Gemeinderat schließlich einstimmig angenommen wurde.
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