Ketsch. Von unserem Redaktionsmitglied
Benjamin Jungbluth
Ketsch. Die Fototapete im Saal des Rathauses muss wohl bald erneuert werden: Vor der Kulisse der aus der Luft fotografierten Gemeinde zeigte Bürgermeister Jürgen Kappenstein gestern bei einer Pressekonferenz die Details zur Ansiedelung der "21sportsgroup" im Gewerbegebiet Süd auf. Dort, wo derzeit noch ein großes Feld entlang der Sachsenstraße liegt, sollen ab Juli die Bagger rollen und bereits ab März 2018 ein hochmodernes Logistikzentrum des bislang in Mannheim-Friedrichsfeld beheimateten Sportartikelhändlers stehen (wir berichteten mehrfach). Das markante Gebäude dürfte dann in einem neuen Luftbild der Enderlegemeinde deutlich erkennbar sein.
"Wir werden in Ketsch nicht nur unsere bislang auf Deutschland und Tschechien verteilten Standorte bündeln und neben dem Lager auch unsere Firmenzentrale haben", erklärte Firmengründer und Beiratsvorsitzender Jörg Mayer. "Wir werden hier auch eine neue Art von Logistik umsetzen können: Durch eine sehr hohe Automatisierung können wir deutlich schneller und wirtschaftlicher arbeiten. Gleichzeitig verändert sich auch die Art der Arbeit. Wir werden in Ketsch kaum Niedriglöhner beschäftigen, sondern Spezialisten, insbesondere mit IT-Kenntnissen." Der Bedarf liege - gekoppelt an die Wachstumsprognosen des Unternehmens - bei mehreren Hundert neuen Arbeitsplätzen.
Zwölf Millionen Euro für Anlage
"Wir verlegen zunächst unseren Mannheimer Standort nach Ketsch, wo derzeit rund 100 Mitarbeiter beschäftigt sind", konkretisierte Geschäftsführer Dr. Henner Schwarz. "Bereits dabei werden neue Stellen entstehen. Mittelfristig verlagern wir auch unseren großen Standort in Tschechien wieder zurück. Dadurch - und durch unsere Investitionen und unser angestrebtes Wachstum - werden wir einen nochmals deutlich größeren Bedarf an Spezialisten haben."
Die hohe Automatisierung des Warenein- und Ausgangs und der sonstigen Lagerhaltung würden die "21sportsgroup" in der ersten Ausbaustufe rund zwölf Millionen Euro kosten - zusätzlich zu den vom Projektentwickler Panattoni Europe investierten rund 25 Millionen Euro für Grundstück und Gebäude. "Aber niemand muss befürchten, dass Menschen bei dieser Automatisierung irgendwann überflüssig werden", sagte Geschäftsführer Dr. Schwarz. "Trotz all der Roboter und Technik benötigen wir Hunderte Mitarbeiter - in erster Linie aber Spezialisten. Bei der gleichzeitigen Nähe zu DHL in Speyer und der Möglichkeit, extrem schnell zu versenden, rechnet sich der Standort trotzdem."
Diese Entwicklung führe dazu, dass mittelfristig Arbeitsplätze mit niedrigem Lohn aus Tschechien in die Region zurückgeholt würden - bei einer gleichzeitigen Aufwertung der Jobs. "Das ist wirklich selten, dass es mal so herum läuft", konnten Bernd Müller und Uwe Baumann vom Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg ihre Freude über diese Entwicklung kaum verbergen. Das Land hat das Gelände aus seinem Besitz verkauft - unter der Voraussetzung, dass ein tragfähiges Konzept vorliegt. "Das Ergebnis ist ein Gewinn für alle Beteiligten, wie es ihn selten gibt", so Müller. Die Absprachen mit dem Unternehmen und der Gemeinde seien sehr positiv verlaufen. "Und zusätzlich sind jetzt im Gewerbegebiet Süd noch rund zwei Hektar an Fläche frei, die wir für Kleingewerbe aus der Region vorgesehen haben", so Müller.
"Aus der Region, für die Region"
Fred-Markus Bohne vom Logistik-Projektentwickler Panattoni Europe - von diesem mietet die "21sportsgroup" das Gebäude - hob bei der Vorstellung das hochwertige Konzept des Zentrums hervor. "Auch rein baulich werden wir hier nachhaltig und mit hohem Standard arbeiten." Das Gebäudekonzept werde dabei flexibel mitwachsen können. "Man merkt, dass mit der ,21sportsgroup' ein deutscher Mittelstandsbetrieb mit klassischer Händlermentalität am Werk ist - aus der Region und für die Region", so Bohne.
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